Die Beiratssitzung plätscherte etwas zäh dahin, als es doch noch einmal sehr lebhaft wurde im Saal des Bürgerhauses Hemelingen. Als letzter Tagesordnungspunkt stand die sogenannte Querspange Ost, also die geplante Straßenbahnverbindung zwischen der Vahr und der Östlichen Vorstadt, auf der Liste. Eigentlich sollten nur die minimalen Änderungen an den Planungen vorgestellt werden, doch die Fraktionen der CDU und SPD nutzten die Gelegenheit, mit ihrer Stimmenmehrheit erneut gegen die Trasse zu stimmen. In ihren Augen hat sich die Planungsgrundlage grundsätzlich geändert.
Wenn Beiratssprecher Uwe Jahn (SPD) das Wort ergreift, dann folgt meist ein ruhiger, aber mit klaren Worten gespickter Kommentar. In diesem Fall führte ihn die Argumentationskette erst vom Weiterbau der A281 über den Ausbau der Habenhauser Brückenstraße (der WESER-KURIER berichtete) nach Hastedt. „Manchmal hilft ja lesen“, hub Uwe Jahn an. In diesem Fall meinte er den Deputationsbeschluss zum Weiterbau der A281. „Da denkt man, das betrifft uns nicht“, so Jahn weiter. „Aber da steht auch drin, dass die Habenhauser Brückenstraße ausgebaut werden soll.“ Die Zufahrt zur „Erdbeerbrücke“ soll vor allem deswegen ausgebaut werden, weil während der Bauphase mit zusätzlichem Verkehr auf der ohnehin schon überlasteten Brücke gerechnet wird. „Wir haben überlegt, was passiert mit dem Verkehr hinter der Erdbeerbrücke? Der fließt in die Georg-Bitter-Straße, in die Bennigsenstraße und in Richtung Hastedt, und das zur selben Bauzeit der Straßenbahntrasse.“ Zwei Wohngebiete im Beiratsgebiet würden von dem zusätzlichen Verkehr und den Abgasen betroffen sein.
Veraltetes Zahlenmaterial
Der zweite Kritikpunkt: Die Verkehrsanalyse für die Querspange stammt aus dem Jahr 2014. „In dem Gutachten steht, dass mit einer verringerten Verkehrsmenge wegen des demografischen Rückgangs zu rechnen sei“, zitierte Uwe Jahn aus den Unterlagen des Planfeststellungsverfahrens. Es werde bewusst mit falschen Zahlen gearbeitet, denn inzwischen habe sich die Situation deutlich verändert. „Was vor drei Jahren galt, gilt aber immer noch und wurde nicht eingepreist. Wir fordern, dass das überprüft wird.“ Schließlich hätten auch der Bürgermeister und der Verkehrssenator zuletzt von einer wachsenden Stadt gesprochen.
Einen Seitenhieb gab es von Jahn für die Grünen, deren Spitzenkandidatin Maike Schäfer sich zuletzt für einen besseren Baumschutz in Bremen stark gemacht hatte: „Es wäre ganz schön, wenn sich die Grünen dazu auch bekennen würden.“ Für den Trassenbau entlang der Stresemannstraße und der Bennigsenstraße müssen dutzende, teils sehr alte Bäume gefällt werden. In eine ähnliche Richtung zielte Alexandra Dörnath von der Bürgerinitiative „Querspange Ost – Nein, danke!“. „Wir sind erschüttert, dass die Grünen diese Bäume abhacken wollen.“ An Armin Dettmer (Amt für Straßen und Verkehr), der die eher undankbare Aufgabe hatte, die Pläne erneut vorzustellen, gewandt: „Teilen Sie Herrn Lohse mit, dass es Gegenwind geben wird. Die Bürgerinitiative gibt es noch!“
Der Beschluss fordert nun aber keinen Verzicht, sondern nur eine Verschiebung bis zum Abschluss der Arbeiten an der A281 und eine Anpassung der Simulationsberechnungen zum Verkehr. Ingo Tebje (Linke) wollte sich dieser Argumentation nicht anschließen. „Ich finde diese Auffassung ziemlich einseitig und zu kurz gedacht: Bremen ist eine wachsende Stadt und wir bremsen den Nahverkehr aus? Im Zweifelsfall bräuchten wir eher einen schnelleren Ausbau.“ In der Folge enthielten sich die Abgeordneten der Linken bei der Abstimmung.
Vorwurf der Verzögerungstaktik
Für Ralf Bohr (Grüne) ist die Argumentation der CDU und der SPD eine Verzögerungstaktik. „Das ist reine Polemik, mit der man den Bau verzögern möchte. Was hier als Szenario gesucht wird, entbehrt jeder Grundlage!“ Die Linie in die Vahr sei eine Linie, die Sinn mache. „Nachhaltig ist es, den ÖPNV auszubauen und den motorisierten Verkehr zurückzudrängen.“
Wortscharmützel lieferten sich auch Alfred Kothe (CDU) und Ralf Bohr. Während letzterer keinen Grund sah, die Pläne vorerst auf Eis zu legen, warf ersterer den Grünen indirekt vor, dogmatisch und aus ideellen Gründen an den Plänen festzuhalten. „Wir haben auf absehbare Zeit eine Verschlechterung für den Nahverkehr in Hemelingen, weil wir nicht wissen, ob jemals Mittel für die Weiterführung der Linie 3 zur Verfügung stehen“, sagte Alfred Kothe.
Hintergrund: Mit der Querspange fällt eine Linie für Fahrten nach Sebaldsbrück aus. Der Beirat Hemelingen wünscht sich daher eine Verbindung vom Weserwehr über die Malerstraße zur Sebaldsbrücker Heerstraße. Über diese Verbindung könnte dann die Linie 3 als Ersatz nach Sebaldsbrück fahren. Diese Variante, die zwar im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) steht, ist allerdings fraglich, denn dafür müsste sehr aufwendig das Fernwärmesystem verlegt werden. Der Beirat stimmte mit 13 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme für den Beschlussvorschlag der CDU und der SPD.