Die Preise für Häuser und Wohnungen sind in Bremen im vergangenen Jahr trotz der Corona-Krise weiter gestiegen. Reihenhäuser in bevorzugter Lage kosteten gegenüber dem Vorjahr fast elf Prozent mehr. Das zeigt der aktuelle Grundstücksmarktbericht für Bremen, der dem WESER-KURIER vorliegt. Für Doppelhäuser in diesen Lagen gaben die Bremer demnach fast 14 Prozent mehr aus. „Das ist viel. Die Zahlen zeigen, wie begehrt Wohnimmobilien sind“, kommentiert Ernst Dautert, der stellvertretende Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte, den erneuten Preisanstieg.
Basis für die Untersuchung sind fast sämtliche Kaufverträge des Jahres – und damit tatsächlich erzielte Preise. Der Bericht gibt dabei auch Aufschluss darüber, wie verschiedene Stadtteile sich entwickelten. Im Weiterverkauf lagen Reihenhäuser in Schwachhausen demnach im Schnitt bei fast 560.000 Euro – der Spitzenwert. In der Östlichen Vorstadt kosteten die Reihenhäuser fast 450.000 Euro und in Horn-Lehe etwas mehr als 300.000 Euro. Findorff liegt mit im Mittelwert 386.000 Euro, und dabei leicht vor Oberneuland und Borgfeld. Die Reihenhäuser in Huchting kosteten mehr als 200.000 Euro. In Walle waren es 230.000 Euro.
Als bevorzugte Lagen für Immobilien gelten die Wohnbereiche in Innenstadtnähe wie Schwachhausen, Findorff, Östliche Vorstadt, Neustadt und die ersten Bereiche von Walle. „Also alles das, was sich um das Stadtzentrum gruppiert“, erklärt Dautert. Über alle Lagen gesehen verteuerten sich Reihenhäuser um 10,1 und Doppelhaushälften um 11,6 Prozent. Die Preise für Mehrfamilienhäuser stiegen um sechs Prozent an.
So soll es aber nicht weitergehen
Seit zehn Jahren sei diese Preisentwicklung zu beobachten. In Bremen habe es in den Jahren 2000 bis 2010 ein nahezu konstantes Preisniveau gegeben, „mit leichten Dellen nach unten“. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise und aufgrund der niedrigen Zinsen zogen die Preise auf dem Immobilienmarkt an. „Wobei meine Prognose ist, dass das in diesem Tempo nicht weitergeht. Es ist letztlich immer noch eine Sache des billigen Geldes. Das beflügelt die Preise“, schätzt Dautert.
Die Erwartungshaltung in der Immobilienbranche sei, dass die Preise nicht weiter zulegen, sobald die Zinsen für Kredite wieder steigen. Wie lange die Niedrigzinsphase andauere, sei ungewiss. Es sei derzeit zudem viel Geld im Umlauf – etwa durch Erbschaften.
Wie es weitergeht? „Keiner kann in die Zukunft gucken.“ Dautert rechnet damit, dass das höhere Niveau für Wohnungen und Häuser eine Zeit fortbesteht – vielleicht mit weiteren leichten Preissteigerungen. Das zeige der Vergleich mit anderen Großstädten. Jedoch könne auch die Corona-Krise mit Zeitverzögerung noch Auswirkungen zeigen.
Und wie sieht es in Bremerhaven aus? Hier habe es in den vergangenen zehn Jahren ähnliche Steigerungen gegeben, auf niedrigerem Niveau. In städtischen Gebieten Niedersachsens stiegen die Preise derweil ebenfalls seit 2010 im Mittel um jährlich neun Prozent. Auf dem Land verteuerten sich Immobilien um jährlich fünf Prozent.
Obwohl der Markt in Bremen leer gefegt scheine: Die Transaktionen, sagt Dautert, seien über Jahre konstant. Die Zahl der Kaufverträge blieb 2020 mit mehr als 7000 auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr. Dautert geht davon aus, dass viele Eigentümer selbst aktiv werden – ohne Makler. „Wenn die Nachfrage sehr groß ist, dann kommen auch Verkäufe ohne professionelle Vermittlung zustande.“ Hinweise auf Verkäufe gebe es oft in der Familie oder dem Bekanntenkreis: „Auf dem Weg läuft viel.“
Wohnungen kosten dem Bericht zufolge in Bremen je nach Lage und Zustand gegenüber 2019 um die fünf bis zu elf Prozent mehr. In der Überseestadt fiel der Preis im Neubau. Insgesamt sind Dautert zufolge bei den Wohnungen mittlerweile die Grenzen des Wachstums zu spüren. Das könne auch daran liegen, dass Wohnungen in Beziehungen zu den Mieten stünden, die sich nicht unendlich erhöhen ließen. Wer auf die Rendite schaut, nehme nicht jeden Preis in Kauf. Auf Grundlage von Verträgen und auch Abfragen ergibt sich dem Bericht nach in Bremen 2020 eine Nettokaltmiete pro Quadratmeter von 7,62 Euro.
Seit rund 25 Jahren erstellt Ernst Dautert mit seinen Kollegen den Grundstücksmarktbericht. Er schlüsselt Immobilien auch nach Baujahr, Wohnfläche und Zustand auf und beleuchtet Mieten nach Stadtteilen. In der nächsten Woche soll der Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses in Druckversion vorliegen.