Eine Komikerin als Kuratorin in einer Kneipe mit einer Museumsinstallation. Wie passt das zusammen? „Hoffentlich gar nicht, dann wird es bestimmt ein witziges Video“, sagt Hazel Brugger. Die Außenreporterin für die ZDF-Satire-Sendung „Heute Show“ besuchte am Freitagabend das Horner Eck. Sie eröffnete die kleine Kultkneipe an der Abbiegung der Friesenstraße zur Horner Straße und führte Gäste durch die Kunstinstallation „Museumskneipe“. Zuvor verkaufte sie am Fenster des Eisens am Sielwall Schnaps und Bier. Aber warum?
„Wir wollten mit Hubertus Koch drehen. Hubertus ist in Bremen, also kommen wir nach Bremen“, sagt die 26-jährige US-Schweizerin. Koch ist Journalist und Filmemacher. Er zog in die Hansestadt, weil er für das Bremer Y-Kollektiv, das zum öffentlich-rechtlichen Online-Angebot Funk gehört, Videodokumentationen produzierte. Koch hat für seine Arbeiten bereits den Deutschen Fernsehpreises, Webvideopreis oder den Grimme Online Award erhalten.
Aber muss Bremen nun befürchten, in der „Heute Show“ oder auf Bruggers Youtube-Seite satirisch auseinandergenommen zu werden? „Nein. Wer unseren Kanal ,Hazel & Thomas‘ kennt, weiß, dass wir nett sind – zumindest außerhalb der ,Heute Show‘“, sagt die Stand-Up-Comedienne und Moderatorin. Sie dreht eine erste Folge für das neue Format „Hazel hilft“, in dem Brugger kleinen Unternehmen aus der Krise helfen will. „Je nachdem, wie gut sich Bremen schlägt, wird es nicht die letzte Folge sein“, sagt die 26-jährige Kabarettistin.
Eine Eckkneipe in Vor-Corona-Zeiten
Von der Kunstinstallation in der genossenschaftlichen Eckkneipe Horner Eck hat Hazel Brugger von Hubertus Koch erfahren. Nachdem der Laden zweieinhalb Monate geschlossen war, werden die Besucher nun vom Eingang aus durch einen transparenten Museumstunnel ins Innere geführt. Von dort aus können sie in steriler Sicherheit bestaunen, was einmal Teil einer Eckkneipe in Vor-Corona-Zeiten gewesen ist: ein Tresen, Stammgäste, Verliebte beim Rendezvous, Skatrunden und politische Diskussionen.
Während im Museumstunnel die Besucher über den gesamten Abend den Kneipenraum betreten können, findet an den Tischen eine tatsächliche Bewirtung von Gästen gemäß der momentanen Verordnungen statt. Die Kneipengäste, das Glasbier, der Zigarettenautomat, all das wird sozusagen ausgestellt. Sie mache sich längerfristig „natürlich schon Sorgen um den Kulturbetrieb“, sagt Brugger zu der Situation von Kneipen, Clubs und Kulturschaffenden in der Corona-Krise. Als Künstlerin fühle sie sich anderen Kneipenbetreibern natürlich verbunden. „Ich bin ja auch eine Art Wirt: Die Bühne ist mein Tresen, das Mikrofon mein Zapfhahn.“ In den kommenden Wochen soll es den Filmbeitrag über ihren Youtube-Kanal zu sehen geben, der erfolgreicher denn je sei, im März habe es einen Zuschauerrekord gegeben.
Derzeit ist sie mit ihrer Autokino-Tour „Tropical Roadtrip“ beschäftigt. In Mainz in der vergangenen Woche seien es 450 Autos gewesen, in denen Menschen sich ihren Auftritt anschauten. „Das war krass. Vielleicht ja bald in Bremen?“, fragt Brugger. Sie mag an der Stadt unter anderem die „wunderbare Bonbon-Manufaktur“. 2017 trat die Kabarettistin noch im Kito Vegesack auf, kurz vor dem Corona-Shutdown füllte sie Anfang März mit ihrem Bühnenprogramm „Tropical“ das Pier 2.
Weitere Informationen
Ab sofort wird die Museumskneipe (Horner Eck) immer donnerstags und freitags ihre Tore öffnen. Gäste dürfen nach Anmeldung ab 18 Uhr kommen, Museumsgäste den Tunnel ab 19 Uhr betreten. Telefon: 04 21 / 67 35 46 44.