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Eiswette Herr über 50 Eisschollen

Ohne Jürgen Albrecht funktioniert nichts beim großen Eiswett-Fest mit 800 Gästen. Als Secretarius kümmert er sich um die Organisation der traditionellen Bremer Veranstaltung.
13.01.2018, 21:12 Uhr
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Herr über 50 Eisschollen
Von Nina Willborn

Ich mach‘ Ihnen mal zuerst die Sahne in den Kaffee, dann melangiert es sich besser.“ So einen Satz kann, ohne dass er komisch wirkt, nur ein echter Hanseat sagen. Jürgen Albrecht, „gerade 80 geworden“, aber keinesfalls so aussehend, ist so einer. Ein ehemaliger Kaufmann, natürlich, und einer, der beim Sprechen über‘n spitzen Stein stolpert. Und einer, der eigentlich gar nicht so gerne über die eigene Leistung spricht. Dabei ist die beträchtlich: Ohne ihn, den Secretarius, würde beim 189. Eiswettfest am kommenden Sonnabend im Congress Centrum wohl Chaos unter den 800 geladenen Herren ausbrechen.

Von 800 Männern geträumt

An der Wand in Albrechts Büro an der Herrlichkeit hängt eine große Tafel mit 800 kleinen Kärtchen in Weiß und Grün. Alle handgeschrieben, „in meiner Sonntagsschrift“, sagt Albrecht und lächelt. Weiß, das sind die Eiswett-Genossen, grün die Gäste. Wer nun wo an den 50 Eisschollen-Tischen platziert wird, liegt in Albrechts Hand. „Dabei muss ich höllisch aufpassen, dass ich nicht Müller und Schulze verwechsle.“ Manchmal, erzählt er, treibe ihn sein Ehrenamt derart um, dass er nachts hochschrecke. Dann hat er von den 800 Herren im Hansesaal geträumt, die sich gerade hinsetzen wollen – „und dann hat plötzlich einer keinen Platz“. Das ist in seiner Amtszeit seit 2002 selbstredend noch nie vorgekommen, zumindest bei den ordnungsgemäß angemeldeten Gästen. Weil man es ja aber nie genau wissen kann, hat Albrecht aber immer ein, zwei Plätze in petto.

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Ab August beschäftigen die Sitzordnung und alle zugehörigen Themen den Eiswett-Secretarius. Gästeanmeldung, die zeitlich unterschiedlich gesetzte Verschickung der Einladungen, die Beauftragung der Bundeswehrkapelle fürs musikalische Begleitprogramm – alles liegt in Albrechts – für einen Mann eher zierlichen – Händen. Dazu kümmert er sich um die technische Organisation der Eiswettprobe am 6. Januar, leistet „sonstige Hilfsdienste“ für den Präsidenten und den Zeremonienmeister und gibt auch mal telefonisch den auswärtigen Eiswettfest-Gästen zugehörigen Damen Modeberatung für den Abschlussball im Park-Hotel. Nach dem Fest macht er auch die „Nachsorge“, kümmert sich etwa um Rechnungen und möglicherweise offen gebliebene Teilnehmerbeiträge. „Bis Mitte Oktober ist die Eiswette für mich ein Halbtagsjob, dann bis zum Eiswettfest ein Fulltime-Job und danach wieder ein Halbtagsjob“, sagt Albrecht. „Einer muss es machen, sonst läuft es nicht.“ Und er macht es mit Hingabe.

Wasser ist nicht sein Element

Obwohl das Element der Eiswette, eben das Wasser, so gar nicht Albrechts Ding ist. „Ich war nie ein Freund des nassen Elements. Aus mir wäre nie ein guter Lebensretter geworden.“ Indirekt schon: Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, für die von der Eiswett-Gesellschaft jedes Jahr Spenden gesammelt wird, taufte vergangenen August ein Rettungsboot auf den Namen „Secretarius“. Stolz macht Albrecht das schon, aber er ist es auf bescheiden-hanseatische Art. Als man ihm bei der offiziellen Zeremonie plötzlich das Mikro in die Hand drückte, war er ziemlich gerührt. „Ich habe viel Glück gehabt im Leben, ich möchte etwas zurückgeben.“ Als Secretarius will Albrecht noch viele Eiswettfeste planen. „So lange ich gesund bin. Ich sage immer: ,Wann ich aufhöre, ist auf der Richterskala nach oben offen.‘“

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