Polizeibeamte sitzen am Eingang und prägen Buttons mit Verkehrsmotiven wie Ampelmännchen. Daneben fließen drei Löffel Zucker über trockenen Mais. Daraus wird Popcorn. Hinten im Garten steht Constanze Wolters, Leiterin der Kita am Bohnenkamp, und singt mit den Kindern vor reichlich Publikum Mitmachlieder, während an der Straße der Feuerwehrwagen versucht, in die reservierten Plätze einzuparken. Es wird gefeiert, 50 Jahre Kindertagesstätte der Christuskirche Woltmershausen.
Wie es mit der Kita angefangen hat, darüber gibt es einiges zu erfahren, denn auf einem Tisch im Flur liegen mehrere Fotoalben über die Historie der Kita. „Ich bin erst seit drei Jahren hier“, erzählt Constanze Wolters, als das Kindersingen beendet ist. In den vergangenen Jahren wurde viel gebaut und erneuert. Heute ist die Kita, laut Wolters, 100 Meter lang. Zur Einweihung des Neubaus bekam sie mit einem Augenzwinkern einen Roller geschenkt, der heute in ihrem Büro parkt. Der erste Bauabschnitt war 2012 fertig, der zweite 2014 wird häufig als Anbau bezeichnet. Fünf Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen beleben das Haus, zu dem auch noch die Hortgruppe mit 20 Kindern gehört, die im Gemeindehaus untergebracht ist. Somit toben, spielen und lernen dort insgesamt 140 Kinder.
30 Mitarbeiter, mit Raumpflege und Küche, kümmern sich um das Wohlergehen und die Entwicklung der Kleinen. „Wir haben Listen, aber am Sonnabend, 16. Januar, von 10 bis 13 Uhr ist Tag der offenen Tür“, stellt Wolters in Aussicht.
Vor Constanze Wolters Büro reißt der Strom von Eltern und Älteren nicht ab, die Kuchenspenden bringen und freundlich eingewiesen werden: „Bitte in die Pinguin-Gruppe damit“. Ältere und Senioren, erklärt Wolters, kämen deshalb so zahlreich, weil das jährliche Sommerfest der Christuskirche einfach in der Kita mitgefeiert wird und es keine Hemmnisse gibt. Dass es keine Hemmnisse gibt, war nicht immer so, wie an einem der Tische zu hören ist.
Zwei Schwestern, beide wohnen in der Nachbarschaft zur Kita, erinnern sich noch gut an die Baulärmphasen vergangener Jahre, die sie nur unausgeglichen ertragen haben. „Und dann haben sie uns einen Baum vor die Fenster gepflanzt, der uns alles Licht genommen hätte“, ist die Empörung der beiden Seniorinnen noch deutlich spürbar. „Und dann sitzt ihr jetzt hier?“, fragt ihr Gegenüber. „Ja. Ist ja auch unser Sommerfest von der Kirche, und außerdem endete das ganz nett. Die haben tatsächlich den Baum umgesetzt, und zur Einweihung und zum Fest heute haben wir in unseren Häusern alle persönliche Einladungen bekommen.“
„Wir arbeiten religionspädagogisch“, erklärt Constanze Wolters zwischendurch, und sie konnte dabei bisher keine Differenzen feststellen, die auf die religiöse und nationale Vielfalt an der Kita zurückgingen. „Wenn Kinder Lust haben zu lernen, ist das gut, egal was“, findet Wolters und schildert, welche Bedingungen geschaffen werden, um die christlichen Bibelgeschichten zu vermitteln. „Jeden Mittwoch geht eine Gruppe in die Kirche. Dabei ist für alle Kinder, egal welcher Religion, der große hohe Raum immer eine besondere Entdeckung. Und auch der Hall.“ Jede neue Kindergartengruppe und jede Gruppe, die in die Schule übergeht, wird in der Christuskirche durch einen Gottesdienst begrüßt oder entlassen.
Inzwischen gibt es im Haus keine freien Sitzplätze mehr, es wird an Tischen mit Klein und Groß gespielt, Kaffee läuft kannenweise in Tassen, immer stehen zehn Kuchen zur Auswahl, und bevor einer ganz ausgeteilt ist, kommen schon die nächsten per Rollwagen aus der „Pinguin-Gruppe“. Draußen probieren auch die Großen Spielgeräte der Kleinen, und vorne am Eingang wird laut gegrölt, wenn wieder einer der Steppkes mit der Feuerwehrspritze den Ball in das Loch treiben konnte. Mädchen trauen den dicken Schläuchen scheinbar nicht, schauen lieber zu.
„Am dritten November haben wir Laternenumzug mit ,Da Capo’ ab 18.30 Uhr“, fällt Wolters ein, als die Bläser des Spielmannszuges laut hörbar werden. „Die Girlande haben die Seniorinnen für uns gemacht“, zeigt sie zurück auf die zweckmäßige Alu-Eingangstür, um die der liebevoll geflochtene Blumenschmuck mit der großen goldenen 50 hängt.