Das Haus hat 68 Wohnungen und liegt überaus zentral. Es sind nur wenige Minuten zu Fuß durch die Wallanlagen bis zum Marktplatz, in der anderen Richtung lockt der nahe Bürgerpark. Trotzdem steht das achtgeschossige Gebäude in der Rembertistraße seit zwei Jahren leer. Der Grund ist ein Feuer, das damals im Keller ausgebrochen war. Die Flammen selbst haben wenig angerichtet, es gab aber starken Rauch. Doch wenn das Haus keine großen Schäden davongetragen hat – warum wird es nicht bewohnt?
Auf Anfrage hat der Eigentümer der Immobilie jetzt mitgeteilt, dass nach diversen Schwierigkeiten ein Wiederbezug in Sicht ist. "Wir streben den Abschluss der Arbeiten für das erste Quartal kommenden Jahres an", erklärt Stephan Pacho, Sprecher der Swiss Life Asset Managers Deutschland GmbH. Das Unternehmen ist die Vermögensverwaltungsgesellschaft von Swiss Life, dem größten Lebensversicherungskonzern der Schweiz.
Nach dem Ende der Sanierung können die ehemaligen Mieterinnen und Mieter, sofern sie es möchten, in ihre Wohnungen zurück, teilt Pacho mit. Was frei bleibe, werde neu vergeben. Nach dann mehr als zweieinhalb Jahren dürften die wenigsten ehemaligen Bewohner heute noch ohne feste Bleibe sein. Sie könnten aber wieder wechseln wollen.
Drei Gründe, die Swiss Life als Erklärung dafür nennt, warum es so lange dauert, bis ein großes Wohnhaus wieder seinen Zweck erfüllen kann. Der erste heißt Asbest. Während der Gebäudeuntersuchung sei festgestellt worden, dass Versorgungsschächte mit der gefährlichen Faser belastet sind. Das habe einige gutachterliche Begehungen und Analysen nach sich gezogen, die sehr zeitaufwendig gewesen seien. Zur Verzögerung beigetragen hätten auch die Lieferengpässe beim Baumaterial und der Mangel an Handwerkern.
Zuletzt, so Unternehmenssprecher Pacho, habe es auch Probleme mit Mietern gegeben. "Selbst bei Wohnungen, die vor dem Feuer nicht bewohnt waren, lagen uns bis vor Kurzem nicht alle Genehmigungen der bisherigen Mieter vor, um mit den Reparatur- und Baumaßnahmen fortschreiten zu können." Dieser Konflikt, ausgetragen unter anderem mit Räumungsklagen, sei mittlerweile zwar fast ausnahmslos gelöst, habe in der Vergangenheit aber zu Störungen beim Ablauf der Arbeiten geführt.
Jede Wohnung in dem Haus werde angepackt, erklärt Pacho. Überall würden die Elektroleitungen saniert. Das Dach habe in der Zwischenzeit einen neuen Belag bekommen, außerdem seien Elektroarbeiten am Aufzug notwendig gewesen. Der Keller, in dem das Feuer ausgebrochen war, könne wieder normal benutzt werden. Als Brandursache sei Drittverschulden ermittelt worden.
Die Immobilie war nach dem Feuer und dem Auszug der Mieter mehrfach Ziel von Einbrechern. Im Erdgeschoss wurden zu einem Teil Spanplatten vor die Fenster geschraubt. Auf einem der Balkone ist Sperrmüll gelagert, in dem Tauben nisten. Auch der Eingangsbereich sieht verwahrlost aus. Sollten die Wohnungen tatsächlich im ersten Quartal 2023 neu bezogen werden, haben die Handwerker noch viel zu tun, das Haus insgesamt auf Vordermann zu bringen.