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Trauung in 140 Metern Höhe Hochzeit auf dem Fallturm

Es ist eines der höchsten Bauwerke der Stadt: Im Fallturm an der Universität, wo Forscher für ihre Weltraum-Experimente Schwerelosigkeit simulieren, sind seit Juni auch Trauungen möglich. Jetzt haben die ersten Paare in der Spitze des Turms geheiratet.
07.09.2014, 00:00 Uhr
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Hochzeit auf dem Fallturm
Von Sara Sundermann

Es ist eines der höchsten Bauwerke der Stadt: Im Fallturm an der Universität, wo Forscher für ihre Weltraum-Experimente Schwerelosigkeit simulieren, sind seit Juni auch Trauungen möglich. Jetzt haben die ersten Paare in der Spitze des Turms geheiratet – in rund 140 Metern Höhe.

Für bedeutsame Momente zieht es die Menschen fort vom festen Boden, aufs Wasser oder hinauf in die Luft. Paare heiraten auf Schiffen, auf Leuchttürmen, auf Berggipfeln oder im Heißluftballon. Jetzt hat Bremen einen sehr hohen Ort zu bieten, den Standesbeamte gemeinsam mit dem Brautpaar erklimmen: Seit Ende Juni kann auf dem Fallturm geheiratet werden. Er überragt nicht nur den Wesertower und das Aalto-Hochhaus in der Vahr sondern auch den Dom. Drei Paare machen an diesem Wochenende den Anfang und geben sich das Ja-Wort in der Spitze des insgesamt 146 Meter hohen Fallturms.

Kirstin Sievers und Jörg Schröder sind die ersten, die am Sonnabendvormittag dort oben geheiratet haben. Die Zahl der Gäste ist begrenzt, denn der Turm ist schmal, und im Fall eines Brandes müssen alle ohne Fahrstuhl die lange Wendeltreppe schnell genug hinunterkommen.

Doch jetzt geht es erst einmal im Fahrstuhl hinauf, vorbei an der Fallröhre: eine Röhre mit Katapult, in der beim Hinaufschleudern und Fallenlassen von Gegenständen kurzzeitig ein Zustand der Schwerelosigkeit simuliert werden kann. Zuletzt testeten Forscher dort zum Beispiel einen sogenannten Asteroidenlander, der sicher auf Kleinplaneten aufsetzen soll.

Kurze Momente der Schwerelosigkeit, das passt auch zum Heiraten. Ein zweiter, kleinerer Fahrstuhl steigt nun fast lautlos weitere Hundert Meter auf. Eine Anmutung von Weltraumgefühl spürt die ganze Hochzeitsgesellschaft im Magen. Braut Kirstin Sievers war ohnehin schon am Tag zuvor aufgeregt: „Ich bin ein bisschen kribbelig und tüdelig“, hatte sie gesagt.

Die letzten Höhenmeter überwindet die Hochzeitsgesellschaft über eine schmale Metalltreppe. Oben ist ein runder Raum für den Festakt vorbereitet. „Sie wollen sich zwischen Himmel und Erde das Ja-Wort geben“, sagt Standesbeamtin Karin Simon, „an einem Ort, der weithin sichtbar ist.“ Bevor sich das Brautpaar die Ringe aufsteckt, erinnert Karin Simon daran, wie wichtig es ist, einander in der Ehe Halt zu geben.

Einige Erfahrung darin hat das Hochzeitspaar schon: Kirstin Sievers und Jörg Schäfer sind seit über zehn Jahren zusammen und leben mit ihren beiden Kindern in Oberneuland. Die sechsjährige Tori und ihre vierjährige Schwester Caprice sind bei der Trauung dabei. Kennengelernt haben sich ihre Eltern vor zwölf Jahren. Damals studierte Kirstin Sievers in Bremen und kellnerte in einem Café am Brill. Jörg Schröder, der in der Nähe arbeitete, kam ab und zu vorbei. „Eines Tages ist er dann zu meinem Chef gegangen und wollte mich freikaufen, um den Abend mit mir zu verbringen“, erzählt die Braut. Schließlich ließ der Chef seine Mitarbeiterin auch ohne Bezahlung gehen – Kirstin Sievers und Jörg Schröder zogen den Rest des Abends gemeinsam durch die Stadt.

Lange Zeit sei Heiraten für sie beide nicht so wichtig gewesen, sagt die Braut. Dann aber hätten sie sich bewusst dafür entschieden und wollten den Akt der standesamtlichen Trauung gern an einem besonderen Ort begehen.

Auch viele Heiratsanträge seien im Fallturm schon gemacht worden, oft überraschend bei Besichtigungen des Turms, erzählt Birgit Kinkeldey vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM). Das brachte das ZARM-Team im Fallturm auf die Idee, dort Trauungen möglich zu machen.

Als Kirstin Sievers und Jörg Schröder am Sonnabend nach der Trauung zum Anstoßen mit ihren Gästen in die Panoramakuppel in der Turmspitze aufsteigen, hüllt eine Wolke den Fallturm ein. Die mehr als 140 Meter waren trotzdem zu spüren: In einer Höhe, in der sonst Falken nisten, beginnt das Paar jetzt seine Ehe.

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