Hunderte Schulbeschäftigte sind am Dienstag zu einer Personalversammlung in der ÖVB-Arena zusammengekommen. Rund 1700 Beschäftigte hatten ihre Teilnahme im Vorfeld zugesagt. Die Versammlung fand erstmals seit zwei Jahren wieder statt – unter Hygieneauflagen mit 3G, Maskenpflicht und Selbsttests vorab. Durch die Versammlung fiel an vielen Schulen der Unterricht aus.
Sorge vor dem Pandemie-Winter
"Der Winter steht vor der Tür, und das birgt ein gewisses Risiko, dass wir an den Schulen wieder in den Distanzmodus gehen müssen", sagt Jörn Lütjens, Vorsitzender des Personalrats Schulen, zur derzeitigen Stimmung unter den Beschäftigten. "Die Probleme, die wir in den Schulen im vergangenen Jahr hatten, sind noch nicht gelöst." Zwar seien Lehrer und Schüler jetzt mit iPads ausgestattet: "Aber der Unterricht lässt sich nicht eins zu eins auf Distanzunterricht übertragen, das ist sehr deutlich geworden", so Lütjens. Dass es möglich sein könnte, jede Unterrichtsstunde live am Bildschirm in die Wohnungen der Schüler zu streamen, sei "eine naive Vorstellung". Im Distanzmodus könnten Kinder viel leichter abtauchen. Und Lehrkräfte, die beim Homeschooling wirklich im Kontakt mit ihren Schülern bleiben wollten, könnten dies nur durch erhebliche Mehrarbeit erreichen.
Bildungssenatorin zu Gast
Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) war bei der Versammlung zu Gast und sprach den Beschäftigten Anerkennung für ihre Arbeit in der Pandemie aus. Sie kündigte an, sie wolle Sorge dafür tragen, "dass diejenigen, die mit unseren Kindern arbeiten, optimale Bedingungen haben". Aulepp forderte die Beschäftigten auf, "weiterhin unbequem für die Politik" zu sein und gute Bedingungen einzufordern.
Mehr Demokratie an Schulen
Zentrales Thema bei der Versammlung waren Neuerungen im Schulverwaltungsgesetz, die die Demokratie an Schulen stärken sollen. Durch die Gesetzesänderung, die seit August gilt, will Bremen insbesondere Schülern mehr Mitbestimmung ermöglichen. In der Schulkonferenz, dem wichtigsten Entscheidungsgremium von Schulen, sind Schüler, Eltern und Beschäftigte nun gleichberechtigt mit jeweils einem Drittel der Stimmen vertreten. Zuvor hatten Schüler und Eltern dort weniger zu sagen. Damit können Schülervertreter zum Beispiel bei Klassenfahrten oder beim Profil der Schule mehr mitbestimmen. Im Zuge der Gesetzesnovelle wurden aber auch bestimmte Rechte von Beschäftigten gestärkt, so Lütjens: "Insgesamt geht das Gesetz in die richtige Richtung." Der Personalrat will die Beschäftigten jetzt fit dafür machen, die neuen Werkzeuge der Mitbestimmung zu nutzen.
Entlastung gefordert
Durch das neue Gesetz können Schulbeschäftigte unter anderem einfordern, dass offen gelegt wird, nach welchen Kriterien Entlastungsstunden verteilt werden. An den Schulen falle jede Menge Arbeit jenseits des Unterrichts an, betont Lütjen: zum Beispiel das Schreiben von Stunden- und Vertretungsplänen, das Einrichten der iPads oder die Leitung von Fallkonferenzen. Wenn Lehrkräfte solche Aufgaben übernehmen, können sie dafür sogenannte Entlastungsstunden bekommen – sie müssen dann weniger Stunden pro Woche unterrichten. Insgesamt betonten Personalratsvertreter, die organisatorischen Aufgaben an Schulen hätten stark zugenommen; und die Stunden, die dafür zur Verfügung stünden, reichten nicht aus. Lütjens sagt: "Allein die Wartung und Pflege der iPads ist ein großer Zeitfresser, das ist eine neue Daueraufgabe, die Lehrkräfte übernehmen."