Es ist wie verflixt: Wenn in Bremen hoch gebaut werden soll, scheitert das regelmäßig. Jedenfalls dann, wenn es sich um Wohngebäude handelt. Beispiele sind das Teherani-Hochhaus in Vegesack, die Libeskind-Türme am Brill und jetzt das 40-Meter-Gebäude am Tabakquartier in Woltmershausen. Beispiel ist auch das sogenannte "Hochhaus im Viertel" im Bremer Ostertor, wenngleich dieses Projekt noch nicht komplett beerdigt ist, sondern nur stillsteht.
Jedes dieser Vorhaben hatte und hat seine eigenen Schwierigkeiten – oft sind das Bürgerproteste, wenn Sorgen laut werden, dass so ein hohes Haus nicht in die Umgebung passt. In Woltmershausen wäre aber wohl niemand auf die Barrikaden gegangen. Das Sportwelt-Areal liegt in direkter Nachbarschaft zu einem ehemaligen Fabrikgelände mit seinen mächtigen Bauten. Hier gab es schlicht die Abwägung des Investors: Was kommt bei meinem Einsatz heraus? Wie teuer muss ich verkaufen oder vermieten, um wenigstens ein bisschen Rendite zu erzielen? Evoreal hat die Antwort gegeben und springt ab. Das Unternehmen macht Verlust, weil Planungskosten entstanden sind. Aber wie heißt es: Man wirft schlechtem Geld kein gutes hinterher.
Bauen ist seit einigen Jahren ein extrem schwieriges Geschäft. Unabhängig davon, ob es ein Hochhaus sein soll oder nicht. Die Gründe sind hinlänglich bekannt: teures Material, Fachkräftemangel, Zinsanstieg, hohe Auflagen. Der Staat hat immerhin erkannt, dass er die Zügel lockern muss, zum Beispiel bei der Stellplatzverordnung oder bei Umbauten. Der Dschungel von mehr als 3000 Bauvorschriften soll gelichtet werden, auch in Bremen, wo unter anderem aus diesem Grund eine weitere Novellierung der Landesbauordnung ansteht. Geht's raus und baut's! So wünscht man sich das. Nicht vogelwild, aber dermaßen überreguliert wie bisher eben auch nicht.
Geht's raus und baut's – gerne auch hoch. Der bislang letzte Geschoss-Riese im Wohnungsbau ist in Bremen mit dem Landmark-Tower in der Überseestadt entstanden. Das war vor 14 Jahren. Hoch bauen, wohlgemerkt, nicht als Selbstzweck. Aber als die Lösung schlechthin, für möglichst viele Wohnungen möglichst wenig Fläche zu versiegeln.