Industriehäfen/Oslebshausen. Wie will das Häfen-Ressort den Industriehafen langfristig weiterentwickeln – und welche Gestaltungsmöglichkeiten hat es dort überhaupt, da sich doch fünf Sechstel des etwa 400 Hektar großen Areals im Besitz privater Unternehmen befinden? Darüber wollte der Gröpelinger Beirat am 8. Dezember in einer Videokonferenz mit Häfen-Senatorin Claudia Schilling (SPD) sprechen. Schilling musste sich jedoch wegen eines anderen Termins entschuldigen. Stattdessen schaltete sich Iven Krämer zu, der in ihrem Haus das Referat Hafenwirtschaft und Schifffahrt leitet.
Ein Thema, das viele Oslebshauser beschäftige und das sein Haus sehr ernst nehme, sei Lärm, sagt er: „Weil wir wissen, dass die Zukunft der Häfen von einem guten Miteinander abhängt.“ Ernsthafte Probleme könne er hier allerdings nicht sehen. Auch nicht, was das Unternehmen TSR Recycling angehe, das die Bürgerinitiative (BI) Oslebshausen und umzu nach Beschwerden aus der Bevölkerung als den Verursacher besonders nervenaufreibender Geräusche ausgemacht hat: „Es hat hier viele Gespräche gegeben, und die Lärmbelastung ist lange nicht so hoch wie dargestellt.“ Eine Aussage, die so manchem Zuhörer im Publikum unangenehm aufgestoßen sein dürfte. Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Petra Krümpfer jedenfalls merkte hierzu an: „Ich wohne in Höhe der JVA und höre diesen Lärm – im besonderen nachts. Ich möchte, dass das ernst genommen wird. Gerade im Diako verursacht das eine starke Lärmbelästigung.“
Den größten Krach verursacht dabei nach Beobachtungen der BI nicht etwa das Beladen von Schiffen per Kran, sondern das „Wegschleudern“ von Schrott per Bagger. Ein Video, das dies dokumentiere, schicke er Krämer gerne zu, bot BI-Sprecher Dieter Winge an, der gleichzeitig unterstrich: „Wir sind nicht für die Schließungen von Betrieben, sondern wir wollen über die Belastungen reden können. Wir wünschen uns solche Gespräche.“
Demnächst jedenfalls soll die Lärm-Diskussion Krämer zufolge auf einer validen Grundlage geführt werden können: Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) habe angesichts wiederkehrender Beschwerden aus dem Stadtteil beschlossen, den Lärm vor Ort in den kommenden Monaten zu messen.
Mehr Lärm befürchten BI und Anwohner auch für den Fall, dass es zur Ansiedelung einer Bahnwerkstatt an der Straße Reibrake kommt. Fragen zum genauen Standort oder der Größe eines solchen Betriebes konnte Krämer zwar nicht beantworten, da diese Aspekte im Ausschreibungsverfahren entschieden werden. Mehr als 22 der von der BI kritisierten „Leerfahrten“ – Fahrten leerer Züge vom Hauptbahnhof durch Walle und Gröpelingen zur Werkstatt – erwarte er jedoch nicht. Denn es gehe um 30 Triebwagen, die alle drei Tage die Werkstatt ansteuern.
Eine Aussage, die nicht jeder glaubt, der sich mit dem Thema beschäftigt. Dieter Winge etwa geht von deutlich mehr – nämlich gut 100 – Leerfahrten aus und belegt dies mit den in der Ausschreibung genannten Zahlen: Neben den im ersten Schritt geforderten 30 Triebwagen ist darin die Rede von Erweiterungsoptionen über zehn, 30 und weitere 30 Triebwagen.
Auch seien elektrisch betriebene Personenzüge keinesfalls leiser als Güterzüge, unterstrich Winge: „Wenn sie abgestellt werden, müssen etwa Klimaanlagen und Hydraulik weiterlaufen. Verschiedene Zeitungsartikel etwa aus der Süddeutschen zeigen: Es gibt dazu massive Proteste aus der Bevölkerung.“ „Das Problem bei den Personenzügen ist der Lärm, der bei den Abstellanlagen entsteht. Das zeigt eine Studie, die für den internationalen Eisenbahnverband (UIC) erstellt wurde“, sagt auch Beiratspolitiker Rolf Vogelsang (SPD).
Er pocht darauf, nun endlich einen Beschluss der Umweltdeputation vom 12. April 2012 umzusetzen. Es geht dabei um die Schaffung einer Ausgleichsfläche nahe Wohlers Eichen, die Vogelsang nun als Pufferzone zwischen Wohn- und Hafengebiet entlang der Hafenbahn von der Riedemannstraße (Reitbrake) in Richtung Oslebshauser Landstraße bis zur Togostraße erweitern und mit einem Radweg ausstatten möchte. „Es liegt in bremischer Hand, ob die Stadt die Fläche verkauft oder nicht“, sagt er: „Und als Standort für die Bahnwerkstatt gibt es mindestens eine Alternative. Wieso sollte die Reitbrake so viel besser sein?!“
Einen eindringlichen Appell gab Krümpfer schließlich auch Krämer noch mit: „Sie nehmen ja deutlich wahr, dass die Bevölkerung das Werk an dieser Stelle nicht haben möchte. Ich bitte sie, das mitzunehmen. Wir möchten, dass Oslebshausen nicht noch mehr belastet wird. Wenn das nicht ernst genommen wird, müssen wir gucken, wie wir damit umgehen.“