Eine große Sorge in der Pandemie-Bewältigung gilt von Beginn an den Kapazitäten des Gesundheitswesens – insbesondere die Krankenhäuser und die Intensivstationen stehen dabei im Zentrum. Gibt es ausreichend Betten und vor allem auch das Fachpersonal? Wie viele Intensivplätze als Notfallreserven sind erforderlich und müssen auch künftig vorgehalten werden? Welche Lehren mit Blick auf Auslastung und Kapazitäten können aus den bisherigen drei Infektionswellen für die künftige Krankenhausplanung gezogen werden? Dies sind zentrale Fragen einer 40 Punkte umfassenden Anfrage der Bremer CDU-Fraktion an den Senat.
Das Gesundheitsressort von Senatorin Claudia Bernhard (Linke) erarbeitet derzeit eine neue Landeskrankenhausplanung die laut der Senatsantwort Mitte 2022 vorliegen soll. Darin geht es vor allem auch darum, wie die zusätzlich geschaffenen Intensivkapazitäten unter anderen als Reserve beibehalten werden können.
"Die Kliniken im Land Bremen haben die Auswirkungen der Sars-CoV-2-Pandemie bislang gut bewältigt", zu dieser grundsätzlichen Einschätzung kommt der Senat in seiner Antwort. Allerdings: "Insgesamt besteht die Auffassung, dass die Pandemiefähigkeit beziehungsweise die Pandemieresilienz der Kliniken im Land Bremen gezielt gestärkt werden muss, um zukünftig noch besser auf epidemische-pandemische Lagen vorbereitet zu sein." Dies betreffe baulich-strukturelle Maßnahmen, um den Regelbetrieb und die Versorgung in solchen Lagen zu ermöglichen. Maßnahmen zur Stärkung der Pandemiefähigkeit sollen laut der Senatsantwort finanziell über den Bremen-Fonds gefördert werden.
Versorgungsengpässe auf den Intensivstationen konnten laut der Senatsantwort im bisherigen Pandemieverlauf zwar vermieden werden. Aber: "Das Fachpersonal stellt eine wichtige Engpassressource dar, welche zunehmend etablierte Krankenhausstrukturen und Versorgungsangebote beeinflusst und in Zukunft aller Voraussicht nach auch ein Stück weit limitiert", heißt es. Wegen der Belastungen in der Pandemie hätten Kliniken von einer "vermehrten beruflichen Umorientierung speziell des Pflegepersonals" berichtet. Dies verschärfe die Verfügbarkeit der dringend benötigten Fachkräfte. Eine Erweiterung der intensivmedizinischen Kapazitäten setze voraus, dass die Aus- und Weiterbildung intensiviert und zusätzliches Personal dauerhaft im Klinikbetrieb gehalten werde.
Die CDU-Fraktion wollte außerdem wissen, warum der Anteil beatmeter Covid-19-Patienten auf den Bremer Intensivstationen auffällig deutlich höher sei, als in anderen Bundesländern sei. Grund dafür sei die Lage Bremens: Die Kliniken übernähmen "oberzentrale Aufgaben". "Der Anteil von Patienten aus Niedersachsen ist hoch bis sehr hoch", heißt es in der Senatsantwort. Dies schlage sich in einem insgesamt erhöhten Anteil belegter Intensivbetten nieder – ebenso wie auf den regulären Stationen und bereits vor Corona. 2019 kamen 37,9 Prozent der Behandlungsfälle in den Kliniken des Landes aus Niedersachsen, wie eine Tabelle zeigt. Im Jahr 2020 habe sich der Anteil nicht wesentlich verändert.
Bundesweit wurden in der Pandemie zusätzliche Intensivplätze in den Kliniken eingerichtet. Im neuen Landeskrankenhausplan soll die Intensivmedizin als eigene Planungseinheit aufgenommen – und geprüft werden, wie die zusätzlichen Plätze fester Bestandteil der "krankenhausspezifischen Versorgungsaufträge" werden könnten. Die CDU-Fraktion wollte wissen, ob in den Jahren vor der Pandemie Intensivbetten-Reserven für Katastrophenfälle vorgehalten wurden. Es gebe zwar einen Infektionsalarmplan sowie einen Influenza-Pandemieplan, diese berücksichtigten aber keine konkreten Angaben dazu. Grund sei, dass die Refinanzierung solcher Vorhaltungen nicht im Krankenhausfinanzierungssystem vorgesehen sei. Dafür wolle Bremen sich im Bund einsetzen.