Die Innenstadt in Bewegung, jedenfalls den Plänen nach, die in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit ausgebreitet wurden. Eine rasante Entwicklung, die sich jetzt das erste Mal auch im Bauen niederschlägt und nicht nur im Planen. Das Johann-Jacobs-Haus in der Obernstraße, Stammsitz der Bremer Kaffee-Dynastie, wird zusammen mit dem Nachbargebäude abgerissen. „In den nächsten drei Monaten fangen wir an“, kündigt Jean Jaques de Chapeaurouge an. Er ist Geschäftsführer der Hanseatischen Projektentwicklung GmbH, die für Jacobs als Bauherr fungiert. Aus zwei alten Häusern wird ein neues. Dahinter entsteht der Jacobs-Hof, er ist das Bindeglied zwischen den Neubauten und der historischen Stadtwaage in der Langenstraße, die ebenfalls entwickelt wird. Noch ein wenig dauern wird es indes mit dem Kontorhaus in der Langenstraße, das Jacobs erwerben und umbauen will.
Der Uhren- und Lederwarenhändler Fossil ist bereits ausgezogen. Gähnende Leere auch im Laden daneben. Und bei Ecco gibt es die Schuhe jetzt um die Hälfte günstiger – Räumungsverkauf, spätestens Mitte Februar ist Schluss. Dann sind die beiden Häuser leer, und die Bagger können kommen. Bausenator Joachim Lohse (Grüne) freut sich über diese Entwicklung. „Das Baurecht ist da“, hatte er in diesen Tagen zum Jacobs-Plan verkündet. Der erste Schritt beim Umbau der Innenstadt. Die erste Baustelle; es wird viele davon geben.
„Die Weser muss bis in die Obernstraße schwappen“
Chapeaurouge, sonst eher einer, der in Bremen Tempo und Dynamik vermisst, ist in diesem Fall voll des Lobes: „Die Stadt hat uns gut unterstützt.“ Bis Ende kommenden Jahres sollte nach seiner Erwartung der gesamte Komplex zwischen Obern- und Langenstraße fertig sein. „Mit der Stadtwaage fangen wir auch schon in diesem Jahr an.“ Geplant ist in dem Gebäude aus dem Jahr 1587 unter anderem ein Restaurant. Das Haus soll insgesamt belebt werden und einen Durchgang zwischen Jacobs-Hof und Langenstraße bekommen.
Ursprünglich sollten in der Obernstraße nach den Vorstellungen von Jacobs noch zwei weitere Häuser hinzukommen. Auch sie wären abgerissen worden, um Platz für Neubauten zu schaffen. Das scheiterte aber an den Eigentümern, sie wollten nicht verkaufen. Nun sollen die beiden Häuser aber immerhin veränderte Rückfassaden bekommen und sich so dem neuen Johann-Jacobs-Haus anpassen.
Der Investor ist Christian Jacobs. Sein Konzept hat er mit einer Überschrift versehen: Am Handlauf zur Weser. „Die Weser muss quasi bis in die Obernstraße schwappen. Bildlich gesehen. Schlachte und Innenstadt werden eins“, heißt es in dem Katalog, den Jacobs zu seinen Projekten verfasst hat. Der Unternehmer will es deswegen nicht bei der Entwicklung rund um den geplanten Jacobs-Hof belassen. Er schaut in der Langenstraße schon lange auch auf das Kontorhaus am Markt, ein imposantes, reich verziertes Gebäude, das in den Jahren 1910 bis 1912 als Bankhaus errichtet wurde und danach die unterschiedlichsten Nutzer hatte. Im Jahr 1999 hatte es die Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG) erworben, heute sitzt in den Büroetagen ihre Nachfolgeorganisation, die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB).
Kontorhaus wird wohl frühestens in zwei Jahren umgebaut
Die Verkaufsverhandlungen mit Investor Christian Jacobs sollten eigentlich bereist abgeschlossen sein, doch es gab ein Problem: Der Investor will die Außenbereiche des Kontorhauses stärker nutzen als es die Stadt zulassen wollte. „Dieser Punkt ist ausgeräumt“, erklärt Jean Jaques de Chapeaurouge.
Die Wirtschaftsförderung Bremen bestätigt das. Im Wege steht jetzt nur noch sie selbst – eine Organisation mit 170 Beschäftigten, die in jüngster Zeit deutlich kleiner geworden ist, weil die Messe nicht mehr dazu gehört, nachdem sie mit dem Großmarkt verschmolzen wurde. Die WFB wird das Kontorhaus verlassen und sucht ein neues Domizil. „Wir haben aber noch Zeit“, sagt WFB-Sprecherin Juliane Scholz. Der Grund: Mit im Haus sitzt die Bremer Aufbau-Bank. Sie zieht an den Domshof, aber erst im kommenden Jahr. So lange wird das Kontorhaus also auf jeden Fall noch belegt sein – mit der Bank und der WFB. Der Plan, unten im Haus schon mal mit dem Umbau anzufangen, ist verworfen worden. Also zieht es sich wohl noch mindestens zwei Jahre hin, bis auch das Kontorhaus am Markt angepackt wird.