Spätestens bei der Aktion „Bremen räumt auf“ wird es vielen Bürgern deutlich: Jede Menge Müll landet dort, wo er nicht hingehört – in Grünanlagen, am Straßenrand, an Häuserecken. Die Mitarbeiter der kommunalen Abfallwirtschaft haben aber das ganze Jahr über mit illegaler Müllentsorgung zu tun. Gemeldet werden wilde Müllkippen beispielsweise von Anwohnern, den Ortsämtern, der Polizei und Quartiersmanagern. In allen drei Nordbremer Stadtteilen gibt es Stellen, an denen sich der Müll regelmäßig häuft. Ansprechpartner für Bürger ist die Leitstelle „Saubere Stadt“.
Erst kürzlich hatte August Hoinka aus Blumenthal auf einen großen Müllhaufen hingewiesen, der illegal auf einem Parkplatz an der Ecke Fresenbergstraße/George-Albrecht-Straße entstanden war (wir berichteten). Alte Schränke und Regalbretter, ein Lattenrost, Kinderwagen und vieles mehr stapelte sich zu einem großen Sperrmüllberg. An dieser Stelle ist das ein dauerhaftes Problem, wie auch Polizei, Quartiersmanagement und Ortsamtsleiter Peter Nowack wissen. Kaum ist ein Müllhaufen entfernt, entsteht schon wieder der nächste. „Wenn man die Leute vor Ort anspricht, will es aber niemand gewesen sein“, sagt Nowack.
„Meistens entstehen solche wilden Müllkippen an Ecken, die nicht gut einsehbar sind“, weiß Jens Rösler, Leiter der kommunalen Abfallwirtschaft. Seine Erfahrung ist: „Es sind nicht zwangsläufig Leute, die dort wohnen. Oft ist das richtiger Mülltourismus.“ So scheint es beispielsweise auch in Rekum zu sein, glaubt der Blumenthaler Ortsamtsleiter. Dort sei die illegale Müllentsorgung am Rande der landwirtschaftlichen Flächen ein Problem. Da es sich um Privatwege handelt, ist in diesem Fall allerdings nicht die Stadt für die Entsorgung zuständig.
Aufgerissene Gelbe Säcke
„Da müssen sich die Landwirte, die in der Verkopplungs-Interessenschaft zusammengeschlossen sind, selbst um die Entsorgung des Sperrmülls kümmern und das auch bezahlen“, weiß Nowack. Er ärgert sich über Menschen, die Sperrmüll in ihr Auto laden und einfach am Wegesrand abstellen, „anstatt ihn zur Recycling-Station in Blumenthal zu bringen, wo Sperrmüll von Privatleuten kostenfrei abgegeben werden kann“.
Ein weiteres Problem mit Müll meldete kürzlich ein Anwohner der Lüder-Bömermann-Straße in Lüssum. Immer wieder würden dort aufgerissene Gelbe Säcke herumfliegen, der Müll verteile sich über den Gehweg und auch falsch befüllte Papiertonnen, in denen beispielsweise Gardinen steckten, seien ein Ärgernis, weil sie nicht geleert würden.

Unbekannte haben Lackdosen am Rand eines Weges in Blumenthal entsorgt. Anwohner haben den Fall den Behörden gemeldet.
Bei Verunreinigungen durch aufgerissene Gelbe Säcke ist ebenfalls die Leitstelle „Saubere Stadt“ der richtige Ansprechpartner, erläutert Jens Rösler. „Das Problem entsteht oft, wenn es stürmisch ist“, sagt er. „Es gibt aber auch Leute, die mit den Säcken Fußball spielen.“ Aus diesem Grund, das ist sein Rat, sollten die Säcke möglichst nicht bei starkem Wind und erst morgens an die Straße gestellt werden.
Stellen Mitarbeiter der Entsorgungsunternehmen fest, dass Tonnen falsch gefüllt wurden, leeren sie diese laut Rösler tatsächlich nicht, „in der Regel mit einem Hinweis auf den falschen Inhalt“. Bei der Kundenberatung der kommunalen Abfallwirtschaft, die unter der Marke „Entsorgung kommunal“ zusammengefasst ist, erfahren Bürger, was in die jeweiligen Tonnen gefüllt werden darf. Die Kundenberatung ist laut Rösler auch die richtige Anlaufstelle, wenn es um Tonnen geht, die von den Besitzern nach dem Abfuhrtag einfach an der Straße stehen gelassen werden. So einen Fall hatte ein Anwohner der Straße Dobbheide kürzlich geschildert. Die Tonnen würden an einer Stelle, die durch eine Baustelle ohnehin schwierig zu passieren sei, zusätzlich den Fußweg versperren. Ein Durchkommen sei für Rollstuhlfahrer fast unmöglich, so der Anwohner. Der Leiter der kommunalen Abfallwirtschaft sagt dazu: „Im Ortsgesetz ist geregelt, dass die Tonnen nur am Tag der Leerung an die Straße gestellt werden dürfen.“ In vielen Fällen sei das den Bürgern jedoch nicht bekannt. „Sie bekommen dann zunächst einen Brief mit den Hinweis auf diese Regelung.“
Geldstrafen drohen
Zurück zu den wilden Müllkippen: Nachdem der Abfall der Leitstelle „Saubere Stadt“ gemeldet wurde, wird er laut Rösler schnellstmöglich beseitigt. Wie schnell genau, das hänge von den Personalkapazitäten ab. In der Regel werde der Müll aber innerhalb von zwei Tagen entfernt. Die Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens räumen den Müll und die Verunreinigungen allerdings nicht nur weg. Sie versuchen auch herauszufinden, vom wem der Abfall stammt. Ziel ist, den Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Das gelingt zwar nicht immer, aber in einigen Fällen eben doch. Und dann drohen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und eine Geldstrafe. „Die Höhe ist von der Art und der Menge des entsorgten Mülls abhängig“, erläutert Jens Rösler.
Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt kennt in Vegesack ebenfalls Ecken, die häufiger als Müllabladeplatz missbraucht werden, darunter zum Beispiel den Schmugglerweg in Schönebeck. „Dort liegt häufig Müll an den Bahnschienen“, erzählt er. Während man die Problematik an der Grohner Düne Dornstedts Einschätzung nach inzwischen „gut in den Griff“ bekommen habe, sei die illegale Müllentsorgung an Containerstandorten ein Dauerthema. In seiner jüngsten Sitzung beschäftigte sich der Vegesacker Beiratsausschuss für Straßen-, Verkehrs- und Marktangelegenheiten beispielsweise mit der Situation auf dem Aumunder Marktplatz.
Ein Anwohner aus der Zollstraße hatte sich darüber beklagt, dass bei den Recycling-Containern auf dem Platz fast täglich Müll entsorgt wird. Es sehe aus, wie auf einem Müllplatz. Der Anwohner beantragte, dass die Container entfernt werden. Die Ausschussmitglieder sprachen sich allerdings dagegen aus. Sie baten den Anwohner, die Fälle jeweils bei der Leitstelle „Saubere Stadt“ zu melden. Die Zusammenarbeit mit deren Mitarbeitern lobt Heiko Dornstedt ausdrücklich. „Sie reagieren immer sehr schnell“, betont er.
Auch im Ortsamtsbereich Burglesum sind die Containerstandorte offenbar beliebte Abladestellen für allerlei Müll, der dort nicht hingehört. Sabine Tietjen, stellvertretende Ortsamtsleiterin, nennt als Beispiel den Container-Platz an der Ecke Grambker Heerstraße/Niederhof. „Dort stehen immer wieder mal Kühlschränke und andere Gegenstände“, erzählt sie.
Damit sich an überfüllten Mülleimern am Grambker Sportparksee gar nicht erst wilde Müllabladeplätze entwickeln, informiert das Ortsamt zudem häufig an Montagen die Leitstelle „Saubere Stadt“ und bittet um eine schnelle Leerung. „Besonders nach warmen Wochenenden quellen die Mülleimer am See über“, sagt Sabine Tietjen.