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In den Kirchengemeinden laufen die Proben zu den Krippenspielen an Heiligabend Joseph ist was für Opas

Bremen-Nord. In der Alt-Aumunder Kirche liegen die Engel bäuchlings auf einem Teppich und kleben mit ihren Blicken am Theatertext, den Sabine Werner ihnen in die Hand gegeben hat. Sabine Werner leitet in der Gemeinde die Eltern-Kind-Gruppe und wieder einmal die Proben zum Krippenspiel, das an Heiligabend Scharen von Eltern, Großeltern, Geschwistern, Tanten und Onkel in die Kirche ziehen wird.
09.12.2016, 00:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Bremen-Nord. In der Alt-Aumunder Kirche liegen die Engel bäuchlings auf einem Teppich und kleben mit ihren Blicken am Theatertext, den Sabine Werner ihnen in die Hand gegeben hat. Sabine Werner leitet in der Gemeinde die Eltern-Kind-Gruppe und wieder einmal die Proben zum Krippenspiel, das an Heiligabend Scharen von Eltern, Großeltern, Geschwistern, Tanten und Onkel in die Kirche ziehen wird.

Gut zwanzig Kinder zwischen acht und 13 Jahren machen in diesem Jahr mit. „Viele sind nicht zum ersten Mal dabei“, erzählt Pastor Jan Lammert, der an diesem Nachmittag, genau wie Sabine Werner, von Rolle zu Rolle springen muss, weil ein paar Kinder nicht zur Probe gekommen sind. Die beiden sind aber ganz zuversichtlich, dass sie nicht auch am 24. Dezember Maria und Joseph sein müssen. Das Krippenspiel ist begehrt bei den Kindern, die dem Auftritt in der vollen Kirche entgegenfiebern. „Etliche Kinder haben in den vergangenen Jahren stumme Engel gespielt“, erinnert sich der Pastor. „Die möchten jetzt gern eine Rolle, in der sie sprechen können.“

Franziska ist dabei, seit sie fünf Jahre alt ist. „Das ist immer wieder spannend“, berichtet die Zehnjährige strahlend. Dabei ändert sich im Kern der Geschichte nicht viel. Jedes Jahr zieht Joseph mit seiner schwangeren Maria von Herberge zu Herberge, um abgewiesen zu werden und schließlich in einem Stall den Zufluchtsort für die Geburt Jesu zu finden. Trotzdem sind die Texte immer wieder neu, zeigen sich auch Adelina und Inger begeistert. Der Pastor schmunzelt. „Wir müssen ja auch immer ein bisschen gucken, welches Thema gerade dran ist. In der Weihnachtsgeschichte gibt es viele Themen, die man rauspicken kann.“

In diesem Jahr haben Sabine Werner und Jan Lammert die Geschichte um Jesu Geburt zusätzlich in ein kleines Extra-Spektakel eingebettet. In die Frage nämlich, wer welche Rolle bekommt. „Das ist hier jedes Mal ein Erlebnis“, weiß der Pastor. Bei der Frage, wer Engel oder Hirte sein möchte, schnellen die Finger in die Höhe. Dass die Hauptfiguren in der Gunst der Kinder hintere Plätze einnehmen, würde man nicht erwarten. Aber Maria und Joseph müssen jedes Mal ein bisschen mit dem Ladenhüter-Image kämpfen. „Das ist das Alter“, erklärt Sabine Werner. „Kinder können sich nicht so gut vorstellen, in Erwachsenenrollen zu schlüpfen.“ Zumal in die Rolle einer schwangeren Frau. Hinzu kommt noch, dass diese Figuren mehr Text haben, den die Darsteller auswendig aufsagen müssen.

So erlaubt das Krippenspiel in der Alt-Aumunder Kirche, das an Heiligabend um 15.30 Uhr gezeigt wird, erst einmal einen Blick auf die Vorlieben schauspielernder Kinder. So hat es Joseph zunächst schwer, eine Besetzung zu finden. „Das kann mein Opa übernehmen“, regt eines der Kinder an. „Es heißt doch, dass Joseph ein alter Mann ist.“ Das weckt wiederum Protest auf weiblicher Seite. „Ich weiß nicht, ob ich dann noch die Maria spielen will!“ Zwischenruf aus dem Hintergrund: „Wir machen einfach ein Krippenspiel mit einer alleinerziehenden Maria.“

Die Spieler sind inzwischen in die eigentliche Geschichte eingetaucht. Der Pastor mimt wechselweise den Erzähler, einen Weisen aus dem Morgenland und den um seine schwangere Frau besorgten Ehemann. Manche Kinder verlieren im Textverlauf noch den Faden und blättern aufgeregt die Seiten vor und zurück. „Wo sind wir?“, zischeln sie ihren Mitspielern zu. Je weiter die zwei Probestunden voranschreiten, umso mehr schwindet die Aufmerksamkeit. Die Spielleiterin und der Pastor sind trotzdem zufrieden. Sie wissen, was es für die Kinder bedeutet, sich nach einer Schulwoche und dem Unterricht noch ab 16 Uhr auf die Proben zum Krippenspiel zu konzentrieren.

Wer mitmachen möchte, sei willkommen, sagt Sabine Werner. „Wir nehmen grundsätzlich alle Kinder. Es ist nur fraglich, ob sie eine Sprechrolle bekommen.“ Ähnlich klingt es bei Elfi Heinrichs, Diakonin der Lesumer Gemeinde St. Martini. Sie leitet das Krippenspiel, das am Heiligabend um 15 Uhr in der Kirche in Werschenrege aufgeführt wird. „Es sind alle willkommen“, sagt die Diakonin. „Wir brauchen Mitwirkende vor, auf und hinter der Bühne. Wer mag, kann Beleuchter sein, singen oder sprechen.“ Geprobt wird montags von 16.30 bis 18 Uhr im Gemeindehaus Werschenrege. Ebenso sind Kinder ab sechs Jahren in der Gemeinde St. Magni willkommen. Geprobt wird in der Kirche Unter den Linden mittwochs von 17 bis 18 Uhr.

Bei den übrigen Kirchengemeinden sind die Rollen für das Krippenspiel vergeben. Hier kann aber auch das Zusehen eine Freude sein. Heiligabend gibt es in Bremen-Nord jede Menge Gelegenheit: Die frühesten Krippenspielaufführungen an Heiligabend beginnen um 14.30 Uhr (Lesumer Kirche St. Martini, katholische Gemeinde Grohn, reformierte Kirchengemeinde Farge). Viele Aufführungen folgen um 15 Uhr (in den Kirchen St. Magni und Löhnhorst, in St. Michael in der Grohner Bergstraße, in Werschenrege, katholische Gemeinde St. Marien in der Fresenbergstraße, Stadtkirche Vegesack, in der Paul-Gerhardt-Gemeinde). Um 15.15 Uhr findet das Krippenspiel in der Blumenthaler Martin-Luther-Gemeinde statt. Weitere folgen um 15.30 Uhr (Kirchengemeinde Bockhorn, katholische St. Ansgar-Kirche Schwanewede, Christophoruskirche, reformierte Gemeinde Aumund, Alt-Aumunder Kirche). Und für 16 Uhr sind Krippenspiele in der Wasserhorster Kirche, in der katholischen Gemeinde St. Birgitta in Marßel, in der katholischen Gemeinde Grohn mit Musikband, in der reformierten Kirchengemeinde Blumenthal sowie in der Lüssumer Gemeinde angekündigt.

„Wir machen einfach ein Krippenspiel mit einer alleinerziehenden Maria.“ Zwischenruf eines Kindes
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