Frau Köcher, Sie sind 20 Jahre jung und WESER-KURIER-Abonnentin. Frei raus: Wie kommt’s?
Anna-Lena Köcher: In meiner Familie bin ich die vierte Generation, die in Bremen lebt. Ich bin hier geboren, hier fest verwurzelt – und will auch nicht weg. Ich lese den WESER-KURIER, seitdem ich klein bin, bin also quasi damit aufgewachsen.
Mit Zeitunglesen am morgendlichen Frühstückstisch?
Genau, damit fing es im Prinzip an. Meine Eltern und Großeltern schlagen morgens den WESER-KURIER auf, oft tauschen sie sich dann darüber aus, diskutieren Artikel. Ich kenne das gar nicht anders.
Mittlerweile haben Sie auch ihr eigenes Abonnement.
Als ich in mein erstes Semester meines Lehramtsstudiums gestartet bin, gab es an der Uni Bremen einen Stand vom WESER-KURIER. Ich habe mich dort dann informiert und beschlossen, ein E-Paper-Abo für Studierende abzuschließen, für das ich selber bezahle. Seitdem rufe ich morgens das E-Paper auf, gerne beim Frühstück, in Ruhe, wenn möglich.

Wenig Zeit, wenig Geld, vielleicht auch wenig Interesse: Die wenigsten Menschen zwischen 18 und 30 Jahren haben ein Zeitungsabonnement.
Klar: Bei mir spielt es natürlich eine wesentliche Rolle, dass ich das so vorgelebt bekommen habe. Die Zeitung gehört einfach schon immer dazu. Aber mal abgesehen davon, ist es mir auch einfach wichtig, informiert zu sein. Ich lese zum Beispiel gerne die Norddeutsche und den Stadtteilkurier, weil ich da erfahre, was in meiner Region passiert, was es Neues gibt. Als angehende Lehrerin interessieren mich außerdem Themen wie Schule und Bildung. Den Politikteil lese ich auch. Mir ein Abo zu holen, war eine Entscheidung für mich – und dafür, in Bremen up to date zu sein.
Gibt es junge Menschen in Ihrem Umfeld, die Zeitungsabos haben?
Ich weiß nicht, ob sie den WESER-KURIER selber abonniert haben und dafür bezahlen. Aber ich weiß, dass viele Eltern meiner Freunde ein Abo haben – und das auch schon sehr lange.
Wo informieren Sie sich sonst noch?
Ich schaue die Nachrichten im Fernsehen, höre Radio – da am liebsten Bremen Vier.
Bremen Vier richtet sich ja speziell an eine jüngere Zielgruppe. Der WESER-KURIER ist breiter aufgestellt, hat aber, das geben wir ehrlich zu, bisher keinen Fokus auf junge Bremer. Vermissen Sie etwas?
Ich finde das Angebot gut so, wie es ist. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich junge Menschen aus meinem Umfeld eine Zeitung wünschen, die zeitgemäßer ist.
Zeitgemäßer?
Eine Zeitung, die vermehrt auch auf jüngere Themen setzt, zum Beispiel. Und was ich auch aus meinem Umfeld mitkriege: Gerade unter den Studenten wird sich viel über Promiklatsch unterhalten. Vielleicht wäre das noch mal eine Rubrik, die gut funktioniert.
Haben Sie Artikel im Kopf, die Ihnen aus den vergangenen Jahren in Erinnerung geblieben sind, die besonders gut gelungen waren?
Ich mache viel Sport, unterrichte Rhythmische Sportgymnastik im Blumenthaler Sportverein. Ich finde es natürlich aufregend und schön, wenn wir selber in der Zeitung auftauchen. Wir haben jedes Jahr eine Weihnachtsshow. Ein Mal wurde ich von einer Journalistin befragt, während ich meine Tanzgruppe fertig gemacht habe. Ich sollte erzählen, was mich dazu motiviert hat, Trainerin zu werden, was mir die Show bedeutet. Solche Artikel mag ich – nicht nur, weil ich selber drin vorkomme, sondern weil sie beschreiben, warum jemand etwas macht, was ihn bewegt und beeinflusst.
Das Interview führte Imke Wrage.
Anna-Lena Köcher, 20, aus Bremen-Nord, studiert Lehramt Englisch und Geschichte an der Uni Bremen. Köcher ist mit dem WESER-KURIER aufgewachsen und mittlerweile eine der jüngsten Abonnenten.
Weitere Informationen
Dieser Artikel ist Teil der Sonderveröffentlichung zum 75. Geburtstag des WESER-KURIER. Am 19. September 1945 erschien die erste Ausgabe unserer Zeitung. Anlässlich des Jubiläums blicken wir zurück auf die vergangenen Jahrzehnte: Erinnern uns an die Anfänge unserer Zeitung und auch an die ein oder andere Panne. Und wir schauen nach vorn: Wie werden Künstliche Intelligenz und der Einsatz von Algorithmen den Journalismus verändern? Natürlich denken wir auch an Sie, unsere Leser und Nutzer. Wer folgt unseren Social-Media-Kanälen, wer liest unsere Zeitung? Was ist aus den Menschen geworden, über die wir in den vergangenen Jahren berichtet haben? Und wie läuft er eigentlich ab, so ein Tag beim WESER-KURIER?