Für die Kleingärtner auf dem Stadtwerder ist es ein Schock. Da, wo viele von ihnen am Sonntag noch fröhlich zusammengesessen haben, verläuft nun ein Absperrband der Polizei. Der "Fresenbulten", beliebtes Ausflugslokal und Vereinsheim der angrenzenden Parzellisten brannte am Montagmorgen lichterloh. Die Mauern des Gebäudes stehen zwar noch, doch der gesamte Innenbereich ist ein schwarz verkohlter Totalschaden. Theke, Gastraum, Küche, einfach alles ist dem Feuer zum Opfer gefallen.
Gegen kurz vor sechs meldet ein Anrufer der Rettungsleitstelle eine starke Rauchentwicklung aus dem Gebäude am Fresenweg, wenig später lodern die Flammen. Mehr als 60 Einsatzkräfte sind nötig, um den Brand zu löschen, zeitweise wird dafür auch Wasser aus der Weser gepumpt.
Das Ausflugslokal "Fresenbulten" ist nicht nur bei den Kleingärtnern des gleichnamigen Vereins beliebt. Aufgrund seiner idyllischen Lage direkt an der Weser kehren dort auch viele Radfahrer und Spaziergänger regelmäßig ein. Die Pächter servierten in dem Biergarten gutbürgerliche Küche und kühle Getränke. Durch den dazugehörigen Spielplatz wird die Gaststätte auch von Familien gerne aufgesucht. Der Außenbereich mit Tischen und Stühlen sowie der Spielplatz und das nahe gelegene Vereinsbüro bleiben von dem Feuer verschont. Menschen befanden sich zu der Zeit nicht im Gebäude, niemand wurde verletzt.
"Es ist schrecklich"
Der Schaden ist dennoch enorm. Wie hoch genau, das wird die Kriminalpolizei erst noch ermitteln müssen. Fest steht bei dem Anblick schon jetzt: Hier wird so schnell kein normaler Betrieb mehr möglich sein. Einer der Ersten am Ort des Geschehens ist am Montagmorgen der Vereinsvorsitzende Werner Jorzick. "Das ist wirklich ein Hammer", sagt er und starrt auf die Überreste. Die Pächter hätten erst kurz vor Beginn der Corona-Pandemie 2020 übernommen und in den vergangenen Jahren den Innenbereich komplett saniert. "Nun lief es endlich richtig gut für sie."

Vorsitzender Werner Jorzick begutachtet den Schaden am Vereinsheim.
Etwa 250 Parzellisten sind in dem Verein auf dem Stadtwerder Mitglied. Jorzick will sie zeitnah über den abgebrannten Treffpunkt informieren. Doch auch so macht die Nachricht schnell die Runde. Alle paar Minuten kommt jemand vorbei, das Handy des Vereinsvorsitzenden klingelt ununterbrochen. "Ich habe eben im Radio davon gehört und habe mich sofort auf den Weg gemacht", sagt eine Frau, die ihren Garten nur wenige Meter entfernt hat. "Es ist schrecklich."
Völlig überrumpelt wird dagegen Annika Barthel, als sie in Begleitung ihrer Zwillinge mit dem Rad an den Überresten des "Fresenbulten" vorbeifährt. Fassungslos hält sie an. Die Familie ist am Vortag aus dem Urlaub zurückgekommen und wollte in ihrem Garten nur schnell nach dem Rechten sehen. Barthel schießen die Tränen in die Augen. "Wir sind alle zwei Tage hier, das ist wie ein zweites Zuhause für uns", sagt sie.
Vereinsheim auch in Waller Parzellengebiet abgebrannt
Der Brand bei den Kleingärtnern erinnert an einen ähnlichen Vorfall in Walle vor einigen Tagen. Auch dort zerstörte am 25. April ein Feuer das Vereinsheim des Kleingärtner- und Kleinsiedlervereins Blockland im Ortsteil Hohweg vollständig. Die Schadenshöhe wurde auf etwa 250.000 Euro geschätzt. Ob möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den Fällen besteht, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Die Ermittlungen zu beiden Fällen dauern nach Angaben der Polizei noch an.
Am Vormittag stößt Pächter und Wirt David Uelzmann in Begleitung seiner Schwester dazu, die die Küche leitet. Ein kleines Team kümmert sich an sechs Tagen in der Woche um die Gäste. "Bis nach 21 Uhr waren wir gestern noch hier. Man kann das noch gar nicht begreifen", sagt er. Viel machen könne er gerade noch nicht. Die Kriminaltechnik muss den Brandort erst noch untersuchen und auch die Versicherung muss den Schaden begutachten.
Für Uelzmann und seine Mitstreiter kommt der Brand zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Damit ihm die Saison nicht ganz durch die Lappen geht, sucht er gemeinsam mit dem Verein schon jetzt nach Alternativen. "Ich habe noch einen Bierwagen zu Hause, den ich vor Kurzem wieder fertiggemacht habe. Sobald wir können und dürfen, wollen wir erst mal damit vor Ort weitermachen", kündigt er an.