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Von Nord nach West Scheitern kann so schön sein

Unter freiem Himmel ist in der Reihe "Von Nord nach West" an den ersten drei Dienstagen im Juli abend Kleinkunst vor der Schaulust am Bremer Güterbahnhof zu sehen. Warum es sich lohnt, dabei zu sein.
03.07.2022, 05:00 Uhr
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Von Monika Felsing

Elektroroller nerven. Wegwerfbecher auch. Und Paketboten haben nun wirklich nichts zu lachen. Das Publikum dafür umso mehr. Eben noch vor der Schaulust am Güterbahnhof, dann in acht weiteren Städten. Die Wandershow "Von Nord nach West", organisiert von Markus Siebert ("Knäcke") aus dem Viertel, macht aus dem Dienstag- einen Festivalabend. Und das im Juli noch dreimal. Ab 20 Uhr sind zwei neue Nummern zu sehen, und der Hut geht rum.

Schikaniert vom Diensthandy

Oder ein Karton – wie der große aus der ersten Nummer der Tournee. Shiva Grings hat in der Pandemie Podcasts übers Künstlerdasein gemacht, jetzt hetzt er als Paketzusteller über die Bühne, verheddert sich in seiner Tasche, stolpert über seine eigenen Füße und kämpft ebenso verzweifelt wie vergeblich gegen die Schwerkraft an. Purzelnde Pakete, falsche Adressen, klemmende Briefkastendeckel: Shiva Grings wird zum modernen Buster Keaton, schikaniert von seinem Diensthandy ("Sie sind zu spät") und durch die Stadt gejagt von unsichtbaren Dritten, den Kundinnen und Kunden des Online-Handels. Am Ende ist das Scheitern so absehbar wie tragikomisch, die Sympathien umso klarer verteilt. Und nur der Applaus erreicht seinen Empfänger.

Rasante Zeitgeistparodie

Voller Überraschungen steckt die rasante Zeitgeistparodie, mit der die „Compagnie Wurst“ Premiere gefeiert hat. Fast alle Requisiten sind Kunstwerke aus Coffee-to-go-Müll, sogar das Mikrofon und der Pokal für Andy, den Freiwilligen aus dem Publikum. Was Elias Oechsner und Mikail Karahan an Akrobatik auf ein oder zwei E-Rollern vollführen, macht ihnen im Alltag besser niemand nach. Zum Glück sind sie auch die Einzigen, die über die Dinger stolpern, und fallen weich. Hinter einer Stellwand wechseln die beiden erst die Posen, dann auch die Kostüme, tragen zum Rollerballett ein Tutu, beim Sprung über die Rampe einen Helm über dem Männerdutt. Ein Riesenspaß für alle. Und wer dabei war, wird künftig bei E-Rollern an Ballettröckchen denken.

Info

Von „Nord nach West“ geht weiter: Am Dienstag, 5. Juli, treten Kristin La Hoop und der Jongleur Fabian Flender um 20 Uhr vor der Schauburg am Güterbahnhof auf, am 12. Juli der Komiker und Magier Nakupelle und das Akrobatikduo „Kira & Anders“ und am 19. Juli das „Duo Slavica“ (Comedy) und der Jongleur Domenyk La Terra. Näheres auf www.nordnachwest.de.

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