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Vegesack Kontorgebäude soll Hochhaus weichen

Am westlichen Ende der Weserstraße bahnt sich ein Bauprojekt größten Kalibers an. Auf dem Gelände des einstigen Vulkan-Verwaltungsgebäudes soll in exklusiver Lage am Fluss eine Wohnanlage mit 13 Stockwerken entstehen.
28.03.2015, 00:00 Uhr
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Kontorgebäude soll Hochhaus weichen
Von Jürgen Theiner

Am westlichen Ende der Weserstraße bahnt sich ein Bauprojekt größten Kalibers an. Auf dem Gelände des einstigen Vulkan-Verwaltungsgebäudes soll in exklusiver Lage am Fluss eine Wohnanlage mit 13 Stockwerken entstehen. Ein Entwurf für das Vorhaben mit dem Arbeitstitel „Hohes Haus“ liegt bereits vor. Er stammt von dem Hamburger Stararchitekten Hadi Teherani.

Am Donnerstag ist das Projekt dem sogenannten Sprecherausschuss des Vegesacker Beirates vorgestellt worden. Dieses Gremium besteht aus den Fraktionschefs und tagt hinter verschlossenen Türen. Wie von Teilnehmern zu erfahren war, nahmen auch Vertreter des Büros Teherani und der Baubehörde, Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki sowie der Unternehmer Ludwig Koehne teil. Er ist Geschäftsführer der Kran-Union, dessen Tochterunternehmen Kocks Krane zurzeit Hauptmieter der einstigen Vulkan-Verwaltung ist.

Dass sich Kocks Krane vom Stammsitz Vegesack zurückziehen will, ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Neu sind hingegen die Pläne für die Zukunft der Immobilie, die sich im Eigentum der Familie Koehne befindet.

Im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigte Senatsbaudirektorin Iris Reuther am Freitag, dass sich das Bauressort des Senats seit Ende 2014 mit dem Vorhaben befasst. Demnach hat das Büro Teherani zwei Gestaltungsvorschläge unterbreitet. In der Variante 1 lehnt sich ein tiefer Baukörper terrassenartig an den

Geesthang an, in der zweiten wird die Baumasse in der Vertikalen verteilt, und zwar über 13 Etagen. Das entspricht ziemlich genau der Bauhöhe der Grohner Düne. In der Alternative „Hohes Haus“ oder „Terrassenhaus“ gibt es laut Reuther eine Präferenz für die vertikale Lösung – jedenfalls auf Seiten des sogenannten Gestaltungsgremiums, dem neben Behördenvertretern auch die Grundstückseigentümer und das Büro Teherani angehören. Für die Hochhausvariante spricht aus Reuthers Sicht, dass vom Grundstück eine Menge Freiraum übrig bliebe. „Das würde den Geesthang frei stellen und erlebbar machen“, so Reuther. Stand der Empfehlungen sei deshalb: „Wir wollen das ,Hohe Haus’ weiterverfolgen.“

Ob die Ortspolitik auf diese Linie einschwenkt, wird sich zeigen. Die Baubehörde wird den Beirat früher oder später um ein Votum bitten müssen, denn für das Projekt müsste das Planungsrecht im Einmündungsbereich Weserstraße / Schulkenstraße geändert werden. Zurzeit gibt es für diese Zone keinen Bebauungsplan. Im Planungsrecht gilt der Grundsatz, dass sich Bauprojekte in solchen Bereichen der umgebenden Bebauung anpassen müssen. Von einem 13-stöckigen Wohnturm ließe sich das kaum behaupten. Also müsste ein neuer Bebauungsplan maßgeschneidert werden. Und dafür ist die Zustimmung des Beirates einzuholen.

Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt erwartet zu dem Projekt „intensive Diskussionen“, wenn der Beirat das Thema am 9. April auf der Tagesordnung hat. Einen Vorgeschmack gab es bereits am Donnerstag im Sprecherausschuss. Nach Informationen dieser Zeitung stand die Mehrheit der Fraktionschefs dem Entwurf des „Hohen Hauses“ eher skeptisch gegenüber.

Zur Sprache kam dem Vernehmen nach auch der weitere Verlust historischer Bausubstanz an der Weserstraße. Dort fiel zuletzt das Theresienhaus der Spitzhacke zum Opfer, von der Nawatzki-Villa blieb nur ein Torso. Nun soll also das frühere Kontorhaus des Bremer Vulkan weichen, das der 1946 gestorbene Architekt Rudolph Jacobs entworfen hatte. Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki ist das nicht recht. Er machte in der Sitzung kein Hehl aus seiner Enttäuschung, dass das Gebäude mit den Instrumenten des Denkmalschutzes nicht zu retten ist. Skalecki hält die frühere Vulkan-Zentrale für architektonisch wertvoll. Um ein Baudenkmal handelt es sich indes nicht.

Von Ludwig Koehne war am Freitag noch keine Stellungnahme zu erhalten. Er wolle Politik und Behörden nicht vorgreifen, sagte der Miteigentümer der Immobilie. Auch das Büro Hadi Teherani hielt sich bedeckt. Teherani gilt als einer der bedeutendsten Architekten Deutschlands. Er entwarf zuletzt unter anderem die „Tanzenden Türme“ an der Hamburger Reeperbahn. Auch in Bremen hat Teherani bereits Akzente gesetzt. In der Überseestadt wurde 2014 sein siebenstöckiges Bürohaus „WQ1“ eingeweiht.

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