Sicherheit und allgemeines Erscheinungsbild rund um den Hauptbahnhof haben sich verbessert, es bleibt aber viel zu tun: Das ist die Grundaussage eines aktuellen Sachstandsberichts zum „Sicherheitsprogramm Bremer Hauptbahnhof“. Das noch unveröffentlichte Dokument liegt dem WESER-KURIER vor. Auf knapp 30 Seiten hat die Innenbehörde aus ihrer Sicht zusammengefasst, was die diversen Ansätze zur Verbesserung der Situation bewirkt haben – also vor allem die verstärkte Tätigkeit von Polizei und Ordnungsdienst, die Bemühungen der Sozialbehörde um Menschen in prekären Lebenslagen und der Stadtreinigung um mehr Sauberkeit.
Ausführlich wird auf den ersten Seiten das Kriminalitätsgeschehen rund um den Bahnhof analysiert. Als größtes Problem gilt nach wie vor der Drogenhandel. Ein wichtiger Befund in diesem Zusammenhang: Durch die erhöhte Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst „hat sich der öffentlich wahrnehmbare Straßendeal in das Bahnhofsumfeld verlagert“, wie es in dem Bericht wörtlich heißt. Neben der Bahnhofstraße und dem Bereich Hillmannplatz tummeln sich Drogenhändler und -konsumenten nun in geöffneten Parkhäusern, am früheren Fruchthof, am Barkhof und rund um das Tivoli-Hochhaus. Etwa die Hälfte der polizeibekannten Drogendealer ist selbst abhängig, es gibt Überschneidungen mit der Obdachlosenszene. Mit rund 40 Prozent stellen afrikanische Straßenhändler die zweitgrößte Gruppe. Sie kommen hauptsächlich aus Guinea-Bissau oder Gambia. Oft handelt es sich um abgelehnte Asylbewerber, deren Abschiebung sich wegen fehlender Papiere schwierig gestaltet.
Moderne Videoüberwachung ist zuverlässig
Die Beschwerden über Menschen aus der Drogenszene haben laut Sachstandsbericht in den vergangenen Monaten „spürbar“ zugenommen. Besserung erhofft sich die Innenbehörde von der Einrichtung eines Drogenkonsumraums, der allerdings wohl erst Anfang 2021 zur Verfügung steht. Als Zwischenlösung wird es voraussichtlich ab April einen Drogenkonsumbus in Bahnhofsnähe geben. Die modernisierte Videoüberwachung rund um den Verkehrsknotenpunkt hat sich offenbar bewährt. Jedenfalls stellt es die Innenbehörde so dar. Der Betrieb der Mitte 2019 eingerichteten Leitstelle laufe störungsfrei, die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften der Polizei sei gut.
Zum Stichwort „Sauberkeit“ hält der Bericht grundsätzlich zwar fest, dass der Bahnhofsplatz seit dem Start des Sicherheitsprogramms vor gut einem Jahr „einen gepflegteren Eindruck“ mache. Probleme bereiteten aber nach wie vor Aufkleber und Schmierereien an Verkehrszeichen. Frisch gesäuberte Schilder würden gleich wieder verunziert. Deshalb sei man dazu übergegangen, Schilder ungereinigt zu lassen, „so lange deren Sinn noch erkennbar ist“. Gesonderte Abfallbehälter für Flaschen und Kippen haben sich dem Bericht zufolge als nicht brauchbar erwiesen, weil damit Schindluder getrieben wurde.
Einen Fortschritt bei der Betreuung von Menschen in prekären Lebenslagen hat es nach Darstellung der Innenbehörde durch die Eröffnung des Szenetreffpunktes neben dem Intercity-Hotel im April 2019 gegeben. Dieser Personenkreis hielt sich zuvor häufig im Haltestellenbereich der Straßenbahnen auf. Rund 7600 mal ist der Treffpunkt im vergangenen Jahr aufgesucht worden. Es gelte, die Angebote auszubauen. Neben dem geplanten Drogenkonsumraum werden als Stichworte genannt: Beschäftigungsmöglichkeiten, eine größere Bahnhofsmission mit Toilettenanlage, erweiterte Öffnungszeiten für den Szenetreff und eine gute Ausstattung der Sozialarbeit mit Streetworkern.