Geflüchtete und Einwanderer mit schlechten Deutschkenntnissen besuchen in der Regel einen sogenannten Integrationskurs. Dort sollen sie Deutsch und die Grundlagen des politischen Systems in Deutschland lernen. Doch hinter vorgehaltener Hand kommt Kritik auf. Die Verwaltungsvorgaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) seien sehr detailliert, sagen Mitarbeiterinnen von Anbietern für Integrationskurse. Vom Bamf zertifizierte Träger führen die Kurse durch, etwa private Sprachschulen, Weiterbildungsinstitute, Vereine und die Volkshochschule.
„Die vielen bürokratischen Vorgaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zur Durchführung der Integrationskurse, behindern in manchen Fällen eine sinnvolle pädagogische Arbeit in den Integrationskursen“, sagt eine leitende Mitarbeiterin eines Trägers, die nicht namentlich genannt werden will. Die Mitarbeiterin kritisiert, dass die Umsetzung der Vorgaben hohe Verwaltungskosten verursache, nicht nur bei den Kursträgern, sondern auch beim Bamf. Sie betont, dass die Zusammenarbeit mit der Bamf-Außenstelle in Bremen sehr gut funktioniere, das Problem sei die Zentrale in Nürnberg.
Die Frau nennt Beispiele: So müssten Lehrer bei den Kursen zu sehr auf Unterschriften, Anwesenheitszeiten oder andere Formalia achten. Die Menschen für das Lernen der neuen Sprache zu motivieren, gerate in den Hintergrund. Dabei sei dies ein zentraler Aspekt beim Lernen einer neuen Sprache. Auch moniert sie die langsame Reaktionszeit des Bamf. Erst seit Anfang August gibt es eine offizielle Weiterbildung für den Umgang mit Traumata im Unterricht. Sie halte es zwar für gut und richtig, dass es diese Fortbildung nun dauerhaft und nicht nur punktuell gebe. Doch daran merke man, wie langsam die Behörde arbeite. Das komme einfach fünf Jahre zu spät, so die leitende Angestellte.
Umfangreiche Anträge
Die meisten Träger haben sich auch vorher schon mit Traumatisierungen beschäftigt. Zum Beispiel das Paritätische Bildungswerk. „Wir haben eine interne Schulung mit einem Oldenburger Träger gemacht“, berichtet Bärbel Schmidt, Fachbereichsleiterin für „Deutsch als Zweitsprache“. Auch sie lobt die Kooperation mit der Bremer Bamf-Außenstelle – und kritisiert die Zentrale in Nürnberg für die große Bürokratie, wenn auch nicht so harsch. Die Anträge seien umfangreich, etwa für den Fahrtkostenzuschuss für Teilnehmer.
Ein Sprecher des Bamf in Nürnberg sagt auf die Kritik: „Das Integrationskurssystem wird durch Steuermittel finanziert. Das Bundesamt ist deshalb verpflichtet, den ordnungsgemäßen und sparsamen Einsatz der Haushaltsmittel des Bundes sicherzustellen.“ Das Bamf sei jedoch bemüht, den Aufwand gering zu halten. Lob kommt von der Volkshochschule Bremen. „Die Einführung der Integrationskurse im Jahr 2005 bedeutete einen Meilenstein für die Integration von Neuzuwanderern in Deutschland“, sagt Ricarda Knabe, Leiterin des Fachbereichs Deutsch als Fremdsprache. Vor 2005 hätten Migrantinnen und Migranten häufig keine Möglichkeit gehabt, Deutsch zu lernen.
Die Zahl der Integrationskursteilnehmer ist zuletzt bundesweit zurückgegangen. 2018 waren es im Land Bremen 4780, davon waren 2975 neue Teilnehmer, der Rest wiederholte den Kurs. 2017 waren es hingegen 5229 Teilnehmer, davon 4261 neue. Wie viele davon in Bremen das Sprachniveau B1 erreicht haben, kann das Bamf nicht sagen. Diese Auswertung erfolge nur anlassbezogen, etwa auf parlamentarische Anfragen.