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Bundesvision Song Contest Kulisse für den Kampf der Bundesländer wird aufgebaut

Jan Josef Liefers wohnt Tür an Tür mit Yvonne Catterfeld, Mark Forster gleich neben Elton – in der ÖVB-Arena. Zumindest für einige Stunden, denn am Sonnabend findet dort der Bundesvision Song Contest statt.
28.08.2015, 00:00 Uhr
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Von Tobias Meyer

Jan Josef Liefers wohnt Tür an Tür mit Yvonne Catterfeld, Mark Forster gleich neben Elton – in der ÖVB-Arena. Zumindest für einige Stunden, denn am Sonnabend findet dort der Bundesvision Song Contest (Buvisoco) statt.

Der Wettbewerb, der einst als deutsches Pendant zum europäischen Grand Prix von Entertainer Stefan Raab ins Leben gerufen wurde, dem Mann, der auch Prominente in Bratpfannen setzt und sie Rodelbahnen herunterrutschen lässt. Mittlerweile ist die Veranstaltung ein Riesen-Event, für den Sender Pro7, für die Musikindustrie, für ein Millionenpublikum. Und für Tom Weppler.

Der 41-Jährige ist Produktionsleiter für die Sendung bei der Firma Brainpool und zuständig für die gesamte Organisation drumherum. Es ist sein siebter Buvisoco – und vermutlich auch sein letzter, den Raab hat vor Kurzem seinen TV-Ausstieg bekannt gegeben. Damit werden wohl viele seiner Formate aus dem Fernsehen verschwinden.

80 Mitarbeiter von Brainpool müssen deshalb Ende des Jahres ihren Platz räumen, doch daran will noch keiner denken; jetzt geht es um die perfekte Unterhaltungssendung. „Business as usual“, sagt Weppler. Ein Format stirbt, ein anders kommt dazu, so ist es in der Fernsehbranche. The Show must go on.

Und die Show, das zeigt sich schnell, wird eine gigantische: 24 Lkw sind am Sonnabend in Bremen angekommen, beladen mit 40 Tonnen Kabeln, Scheinwerfern, Bühnenmaterial und weiterem Equipment. Weppler steht jetzt in der Halle 3 der ÖVB-Arena vor Hunderten Boxen – alles Ersatzteile, falls in den neun Tagen vom Auf- bis zum Abbau irgendetwas schiefgeht. Seit Sonnabendmorgen um drei Uhr werkeln mehr als 200 Menschen an der Kulisse für den Wettbewerb, bei dem jedes Bundesland einen Künstler oder eine Musikgruppe für sich ins Rennen schickt.

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Im vergangenen Jahr hat die Bremer Gruppe Revolverheld gewonnen, deswegen findet die Show dieses Mal in der Hansestadt statt. Mehr als sechseinhalb Tausend Tickets wurden bereits verkauft, einige wenige freie Plätze gibt es noch.

Die Halle, in der die Zuschauer sitzen werden, ist am Donnerstagmittag in schummriges blaues Licht getaucht. Im Hintergrund läuft Jazz-Musik, aus einem Teil der rund 90 im Raum verteilten 72.000-Watt-Lautsprecher. In zehn Metern Höhe arbeitet ein Mann an einem der 930 Scheinwerfer, die Lichttechniker unten vollziehen erste Tests an ihren Mischpulten.

Noch sitzt nicht alles perfekt: Auf den weißen Bogen, der über der runden, 24 Meter großen Drehbühne verläuft, soll eigentlich der Titel der Veranstaltung projiziert werden – doch im Moment läuft der Schriftzug über den Rahmen hinaus, verliert sich irgendwo zwischen all den umher stehenden Kisten und Planen. Wird noch.

„Wir wollten mit dieser Ausgabe analoger werden“, betont Weppler. Deswegen habe man sich – nach Jahren überbordender, gleißend heller LED-Bühnen – mit der Drehbühne für einen Klassiker entschieden, der aus dem Theater kommt. Während auf der einen Hälfte der Bühne die Band spielen wird, wird auf der anderen, im Verborgenen, der nächste Auftritt vorbereitet, die Kulisse aufgebaut. „Das ist ja die Herausforderung des Formats“, betont Weppler.
„Da spielen 16 Bands, und jedes Mal muss es anderes aussehen, sonst wird es für das Auge des Zuschauers schnell langweilig.“ Ein großer Teil der monatelangen Vorbereitungen habe deshalb daraus bestanden, gemeinsam mit den Teilnehmern Konzepte für die Kulisse zu besprechen, und diese in 3D-Räumen auf dem Computer zu visualisieren. Jetzt werden die Grafiken nach und nach zur Realität.

Am Freitag schon kommen die Bands angereist und proben ihren Auftritt. Mark Forster wird dabei sein, Madsen, Namika, Glasperlenspiel – es ist wohl die Zusammenstellung mit den bekanntesten Teilnehmern seit der ersten Ausgabe 2005, an der noch überwiegend Newcomer teilnahmen. Für Bremen tritt Gloria mit Klaas Heufer-Umlauf an, für Hamburg Ferris MC. Revolverheld spielen ihren Song noch einmal außerhalb der Wertung in einer Unplugged-Version – und werden dafür extra mit dem Helikopter eingeflogen, weil sie kurz vorher noch einen anderen Auftritt haben.

Ihre Garderobe ist deshalb die kleinste. Die größte gehört Stefan Raab, natürlich, und bleibt den Augen des Reporters verwehrt. Alle anderen Räume sind mit dunklen Ledermöbeln und passendem Wohndekor gestaltet. „Die meiste Zeit stehen die Künstler eh auf dem Gang und unterhalten sich“, sagt Weppler. „Das ist wie eine große Klassenfahrt.“

Natürlich ist der Produktionsleiter, der seit 1998 bei Brainpool arbeitet, auch aufgeregt. „Es ist noch nie irgendetwas schiefgegangen“, sagt er und klopft sich mit der Faust gegen die Schläfe. „Toi,toi, toi.“ Während der Live-Übertragung werde er „maximal angespannt“ sein, wie immer, und umherlaufen und gucken, ob alles klappt, wie immer. Dann, wenn die zwölf Kameras aus sind, wird die Anspannung abfallen, wie immer. Und es wird einen Abschied geben vom Buvisoco – wohl für immer.

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