Die wohlhabenden Familien im zaristischen Russland kauften ihr Silber besonders gern bei der Bremer Manufaktur Koch & Bergfeld. Bis heute ist sie bekannt für ihre schönen Entwürfe und die erstklassige handwerkliche Ausführung. Zu seinem 185-jährigen Bestehen zeigt das heute in der Überseestadt ansässige Unternehmen eine Ausstellung mit Objekten aus allen Perioden. In der von dem früheren Mitarbeiter Horst J. Heeren zusammengestellten Schau finden sich unter anderem Leihgaben aus dem Focke-Museum, der Bremer Senatskanzlei, aus dem Staatsarchiv, dem Firmenarchiv und dem Institut Mathildenhöhe in Darmstadt.
Unter den Gestaltern, die für Koch & Bergfeld entworfen haben, befinden sich große Namen wie Henry van de Velde, Heinrich Vogeler, Bernhard Hoetger, Wilhelm Wagenfeld, Peter Behrens und Paloma Picasso, aber auch weniger bekannte Entwerfer, die mit ihren Ideen das Angebot der Manufaktur ebenfalls bereicherten. Zu den ausgestellten Objekten gehören Bestecke, die ehemals weitaus umfangreicher waren als heutzutage. Etwa 120 Funktionsteile konnte ein Besteck umfassen, darunter so aparte Objekte wie einen Pastetenheber. Viele Teile sind mittlerweile weitgehend unbekannt. Die chronologisch geordnete Schau zeigt deutlich, wie die Objekte im Verlauf der Jahrzehnte immer stärker von überbordendem Dekor befreit wurden. Irgendwann war die Zeit der Engelchen, Blumenranken und Delfine vorbei, klare Formen im Sinne der Wiener Werkstätten und des Bauhauses setzten sich durch.
Manchmal liegt man mit der Einschätzung der Entstehungszeit eines Teiles aber auch gründlich daneben: Ein Obstkorb, der einen durch sein Stabdekor sofort an das Design der Firma Alessi denken lässt, ist bereits um 1830 entworfen worden. Weitaus opulenter verziert sind die Nautilus- und Straußeneipokale, imposante, barockisierende Prunkobjekte, die durch das handwerkliche Können der Silberschmiede imponieren. In den Segeln einer Kogge, die dem Magistrat Bremerhavens gehört, sieht man in den Segeln sogar die vom Wind aufgeworfenen Falten. Wie sehr das Können der Bremer Manufaktur geschätzt wurde, lässt sich schon daran ablesen, dass sie für den berühmten Juwelier Fabergé in St. Petersburg arbeiten durfte.
Neben den historischen und zeitgenössischen Bestecken und dem Gerät sind auch Musterbücher und Werkzeuge zu sehen. Derweil klopfen und hämmern die Silberschmiede im hinteren Teil der Manufaktur, die heute zwar viel kleiner ist als zu ihren besten Zeiten, aber immerhin noch besteht: ein Glanzstück Bremer Geschichte.
Koch & Bergfeld Corpus, Überseestadt; bis 21. November Mo. bis Fr. 11 bis 16 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; am Sonntag 12. Oktober und 16. November von 11 bis 14 Uhr.