Die Bremer Philharmoniker gehen in diesen Wochen in ihre 200. Spielzeit. Das ist Grund zur Freude - und ein guter Moment, den Ursprung des städtischen Orchesters zu beleuchten.
Das selbstverantwortliche gesellschaftliche Gestalten hat in Bremen Tradition. In den 1820er-Jahren gab es an der Weser eine Reihe von Gründungen wichtiger Institutionen, die bis heute Bestand haben, darunter der Kunstverein, die Sparkasse, und auch der Verein für Privat-Concerte. Letzterer bildet die historische Keimzelle der Philharmonischen Gesellschaft Bremen und der heutigen Bremer Philharmoniker als Orchester der Freien Hansestadt. Mit seiner Jubiläumsspielzeit feiert das Orchester daher nicht nur 200 Jahre institutionalisiertes Musikleben in Bremen. Es würdigt auch seinen Ursprung in der Mitte der Bürgerschaft und die Idee bürgerschaftlichen Engagements.
Nehmen und geben
Im Sinne der Eigenverantwortung und des Gemeinwohls Strukturen zu initiieren, zu gestalten und zu erhalten setzt Überzeugung, Kompromissbereitschaft und Verlässlichkeit voraus. Und die Einsicht, dass eine Gemeinschaft nur dann funktioniert, wenn dem Anspruch zu nehmen auch die Bereitschaft zu geben gegenübersteht. Diese Haltung ist heute vielleicht wichtiger und notwendiger als jemals zuvor. Und so liegt im Ursprung der Bremer Philharmoniker auch die Antwort auf die Frage nach ihrer heutigen Bedeutung als städtisches Orchester. Dieser ist zugleich Auftrag und Verpflichtung: aus der Bürgerschaft, für die Bürgerschaft.
Als großes Sinfonieorchester mit Konzerten in der Glocke und im Tabakquartier, sowie als Opernorchester am Theater Bremen sind die Philharmoniker treibende Kraft im bremischen Musikleben und bieten Räume des gemeinsamen Erlebens von Musik und Emotion. Das Orchester zeigt aber auch, wie wichtig es ist, sich zu vernetzen, nahbar zu sein und zu vermitteln. Mit der Musikwerkstatt erreichen die Philharmoniker jedes Jahr rund 23.000 Kinder und Jugendliche in Bremen. Sie leisten damit einen bedeutenden Beitrag zur Musikvermittlung. Bei karitativen Veranstaltungen unterstützen sie wichtige gesellschaftliche Anliegen und engagieren sich in verschiedenen Formaten für soziale und ökologische Themen.
In einer sich stetig weiter differenzierenden und auseinanderdriftenden Gesellschaft entfaltet das Orchester durch die Musik und über sie hinaus eine verbindende und integrative Kraft. Und steht dabei selbst Modell für die Idee eines funktionierenden, großen Miteinanders: durch Zusammenspiel und Engagement. Seit 200 Jahren.

Mehr zu den Bremer Philharmonikern und ihrem runden Geburtstag gibt es im Magazin "200 Jahre Bremer Philharmoniker". Das Heft gibt es ab dem 30. August für 9,80 Euro in den Kundenzentren des WESER-KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop, unter 0421/36 71-6616 sowie als In-App-Kauf in der E-Paper-App.