Bei der Bremer Shakespeare Company tut sich was: Ende März 2025 verlässt Renate Heitmann, geschäftsführende Vorständin, das Theater nach 34 Jahren aus Altersgründen. Auf sie folgt ab dem 1. April Hellena Harttung, die in den vergangenen zehn Jahren das Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt geleitet hat. Bekannt ist die 57-Jährige in Bremen auch für die Zeit davor: Von 1996 bis 2015 hat sie sich in unterschiedlichen Funktionen für das Blaumeier-Atelier in Walle engagiert, in dem behinderte mit nicht-behinderten Menschen zusammen Kunstprojekte erarbeiten. Privat spielt Harttung unter anderem Trompete bei der Blechbläsergruppe Lauter Blech.
Um den Wechsel in der Leitung publik zu machen, hatte die Shakespeare Company am Donnerstag auf die Bühne im Theater am Leibnizplatz geladen. Gekommen waren nicht nur Pressevertreter, sondern auch "die ganze Großfamilie", wie Schauspieler Markus Seuss launig erklärte: Ensemble, Technik, Ausstattung, Verwaltung, Menschen aus dem Freundeskreis. Denn es ging nicht nur darum, jemanden zu verabschieden und jemanden Neues vorzustellen, der dann sagt, wo es lang geht. Den gab es und soll es auch weiterhin nicht geben bei der Company. Denn die will auch in Zukunft für diesen ganz speziellen Entwurf von Theater stehen.
Keine klare Stellenbeschreibung
40 Jahre alt geworden sei man dieses Jahr, so Seuss, gegründet 1984 in "Opposition gegen das hierarchisch strukturierte Stadttheater". Das bedeutet: Viel wird gemeinsam entschieden und verantwortet. Renate Heitmann, die 1990 dazu stieß, spricht in ihrem Rückblick davon, dass es für ihre Tätigkeit keine klare Stellenbeschreibung gab; sie habe sich allen möglichen Bereichen gewidmet. "Gemeinsam demokratisch das Theater zu leiten", war immer das Ideal.
Damit das auch weiterhin möglich ist, habe man bereits vor zwei Jahren mit einem Changemanagement begonnen, so Schauspielerin Petra-Janina Schultz. Um Heitmann zu entlasten, wurden Aufgaben umverteilt, und man habe in einer Stellenbeschreibung definiert, was man von einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger erwarte. Mit Hellena Harttung habe es bereits früh Kontakt gegeben, und sie habe sich schließlich auch offiziell beworben.
Harttung ist gelernte Juristin und Kulturmanagerin, anders als Heitmann, die aus der Literaturwissenschaft kommt und lange Zeit in der freien Theaterszene unterwegs war, bevor sie als Assistentin am Leibnizplatz begann. Harttung sieht die Company als "wichtigen gesellschaftlichen Impulsgeber", dessen "politische Dimension" sie gestärkt sehen möchte. Ihre eigenen Stärken lägen in der Vernetzung in die Stadtgesellschaft hinein und in der Kommunikation, sagte sie. Eine weitere Aufgabe wird sicher sein, die finanzielle Basis des Theaters auf sicherere Füße zu stellen als bisher. Eine Stufe höher in der Förderstruktur des Senators für Kultur zu rutschen, sei für sie ein unerfüllter Wunsch geblieben, betonte Renate Heitmann. Dabei sehe man sich nach dem Theater Bremen selbstbewusst als "zweites Haus in der Stadt".
Renate Heitmann wird nach ihrem Rückzug als Vorständin weiter aktiv bleiben. Sie werde den "Sommer Summarum" organisieren oder die Veranstaltungen im "Theatergarten" in den Wallanlagen. Nicht nur sie verlässt die Bremer Shakespeare Company aus Altersgründen im nächsten Jahr. Auch Schauspieler Erik Roßbander geht mit dem Ende der aktuellen Saison, allerdings nicht, ohne sich ordentlich von seinem Publikum zu verabschieden. Am 11. April ist Premiere für "Schwanengesang" von Anton Tschechow, einem Stück, in dem ein alternder Schauspieler auf sein Leben zurückblickt. Mit dabei ist auch Roßbanders Sohn Ilja, der ebenfalls Schauspieler ist.
Zwei weitere Projekte im ersten Halbjahr 2025 kündigte Markus Seuss an. Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" wird es in einer deutschen und einer englischen Fassung geben. Vom 2. bis zum 9. März findet zudem das Festival "Next Future, please" statt, bei dem darum gehen soll, was Kultur für die Stärkung der Demokratie leisten kann.