Bremen. Er schreibt, singt, malt und unterrichtet – Hendrik Otremba hat viele Talente. Vor Kurzem ist sein zweiter Roman „Kachelbads Erbe“ erschienen. Darin erzählt er die Geschichte des deutschen Auswanderers Kachelbad, der in den USA der 1980er-Jahre für ein kryonisches Unternehmen Menschen einfriert. Sie alle sehnen sich nach einem anderen Leben und hoffen, eines Tages wieder aufgetaut werden zu können. Otremba schreibt von der Gegenwart, ohne sie zu benennen. Vielmehr erschließt er sie über die Vergangenheit und Zukunft. Schließlich könne es das, was ist, nicht ohne das War und Wird geben, sagt er. „Das ist wie mit einem Donut – der existiert auch nur, weil es ein Loch gibt.“
Otremba hat sich in seinem Werk schon viel mit düsteren Themen und dem Tod beschäftigt. Auch wenn er findet, „Kachelbads Erbe“ sei vielmehr ein Buch über das Leben. „Ich versuche das Dunkle so zu schildern, dass da die Sehnsucht nach dem Schönen entsteht“, sagt Otremba. Geboren wurde er 1984 im Ruhrgebiet, viele Jahre verbrachte er in Münster, mittlerweile lebt er in Berlin. Bereits als Jugendlicher fing er an, zu schreiben. Damals noch für die Lokalzeitung vor Ort. Später kamen wissenschaftliche Texte an der Uni und Artikel im Feuilleton hinzu. „Der wichtigste Punkt war, als ich bei der Band Messer Sänger wurde“, erzählt Otremba. Als solcher schreibt er die Songtexte selbst. Viele der Texte haben einen persönlichen Hintergrund, auch wenn er für die Zuhörer nicht immer erkennbar sei. Irgendwann reichte Otremba das Schreiben zur Musik nicht mehr. Er wollte längere Geschichten erzählen und selbst entscheiden, wie tief er in eine Thematik eintauchen möchte. Viele Motive seiner Romane stecken schon in den Songtexten. So heißt ein Lied beispielsweise „Kachelbad“. Auch ein Gemälde Otrembas trägt diesen Titel. Aus diesen vielen Mosaikstückchen wurde irgendwann die gleichnamige Romanfigur. Solche intermedialen Querverweise finden sich oft in Otrembas Werk.
Und das Multitalent arbeitet bereits an seinem nächsten Roman. Wenn er schreibt, lässt Otremba stets genügend Raum für Spontanität. „Die spannendsten Dinge entstehen, wenn man Impulsen folgt“, sagt er. Und Impulse und Ideen hat der Autor genug.
Am kommenden Dienstag ist Otremba zu Gast im Bremer Presse-Club. Im Podcast „Freiraum“ spricht Moderator Julius Heeke mit ihm über den Urwunsch der Menschheit, dem Tod zu entfliehen, darüber, welche Kraft Kunst entfalten kann, und wie man das Schreiben lernt. Außerdem liest Otremba aus seinem Buch.
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„Freiraum“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von Bremer Presse-Club, Bremen Zwei und dem WESER-KURIER. Die Anzahl an Sitzplätzen ist begrenzt, die Platzwahl frei. Einlass ab 19 Uhr. Normalpreis: 9,90 Euro. Presseclubmitglieder: 5,90 Euro. Sozial-Ticket: 6,90 Euro. Tickets unter www.freiraum.fm