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Erstes Konzert in der Glocke Deutsch-Syrische Philharmoniker machen Lust auf mehr

Ein neues Bremer Orchesterprojekt feierte am Dienstag in der Glocke Premiere: Die Deutsch-Syrischen Philharmoniker spielten ein sehr abwechslungsreiches Programm.
19.06.2019, 16:43 Uhr
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Deutsch-Syrische Philharmoniker machen Lust auf mehr
Von Iris Hetscher

Na, die trauen sich ja was. Beim ersten Konzert der Deutsch-Syrischen Philharmoniker am Dienstag in der Glocke standen drei Namen berühmter Komponisten auf dem Programm – und sieben wenig bekannte. Genau das sollte dann den hohen Reiz des Abends mit 55 deutschen und syrischen Musikern ausmachen. Manfred Leuchters „Arabesque für Akkordeon und Orchester“ ist das Stück, bei dem das junge Orchester zum ersten Mal so richtig aufdreht und zeigt, welches Potenzial in ihm steckt. Der Komponist selbst agiert als Solist bei dem Werk, dass zwischen der Melancholie von Astor Piazzolla, dem opulenten Klang eines James-Bond-Films und Jazz-Anklängen changiert. Ghassan Alaboud am Pult tariert die Stimmungen gut aus, lässt Leuchter Raum, legt Wert auf eine engagierte Begleitung durch das Ensemble. Das ist zuvor schon bei Max Bruchs „Kol nidrei“ der Fall, bei dem der Solocellist der Bremer Philharmoniker, Johannes Krebs, das Elegische des jüdischen Bußgesangs klar herausarbeitet. Bei Bruch wie bei Beethoven („Coriolan“-Ouvertüre) und Schumann (Ouvertüre zu „Hermann und Dorothea“) ist das leicht Verhaltene eines noch nicht seit Jahren eingespielten Orchesters zu spüren.

Nach der Pause haben die Philharmoniker sich dann warm gespielt. Die Fusion abendländischer klassischer Musiktradition mit orientalischer Harmonik und Rhythmik ist der formale rote Faden. Der Inhaltliche ist die Sehnsucht nach der (verlorenen) Heimat. Die arabisch-kanadische Komponistin Suad Bushnaq setzt in „The Borrowed Dress“ das arabische Sprichwort in Klang um, nach dem ein geliehenes Kleid nicht so wärmt wie das eigene – es kann schwer sein, in der Fremde eine neue Heimat zu finden. Alaboud lässt die Philharmoniker Mut zu dynamischen Wechselbädern zeigen, Manfred Leuchter brilliert erneut am Akkordeon. „My Beautiful Homeland“ und „Gates Of Aleppo“ von Jehad Jazbeh, Konzertmeister des Orchesters, gehen in eine ähnlich abwechslungsreiche Richtung – Melancholie wechselt mit Tanzrhythmen, Verspieltes mit Bedrohlichem –, Jazbeh flirtet gekonnt mit Jazz und Programmmusik. Jazz ist auch das Stichwort für Maher Mahmouds „Roaming“, dass der Oud-Virtuose mit dem Orchester auch als heftig eingeforderte Zugabe spielt. Eindrucksvoll gerät zudem Nuri El Ruheibanys Ballade „Ya toyour“ (Oh Vögel), die Mirna Kassis mit dramatischem Sopran vorträgt. Zwei arabische Volkslieder, gesungen vom Vokalensemble Marienhain Vechta, runden einen Abend ab, der definitiv Lust auf mehr macht.

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