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Deutscher Chorwettbewerb Drei Chöre aus Bremen im Bundeswettbewerb

Gut hundert Chöre aus ganz Deutschlangd nehmen vom 3. bis 11. Juni am Deutschen Chorwetttbewerb in Hannover teil. Drei Chöre aus Bremen sind mit im Rennen.Das Niveau ist hoch.
24.05.2023, 05:00 Uhr
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Von Sebastian Loskant

Gleich drei Chöre aus Bremen werden am 40. Deutschen Chorwettbewerb teilnehmen, den der Deutsche Musikrat vom 3. bis 11. Juni in Hannover ausrichtet: das Sonus Vocalensemble – ein Kammerchor –, das Vokalquintett Quintabulous und der Jazzchor Essenzen. "In den 20 Jahren, die ich an der Organisation des Bundeswettbewerb beteiligt war, habe ich das noch nicht erlebt", bemerkt Stefanie Lubrich, Geschäftsführerin des Deutschen Tonkünstlerverbandes Bremen. "Wir waren sonst schon stolz, wenn wir zwei Gruppen entsenden konnten." Denn das Niveau des Wettbewerbs ist hoch, in den Jurys  sitzen Professoren wie Frieder Bernius, der Gründer des Stuttgarter Kammerchors.

Der Bremer Kirchenmusiker Tim Günther, Vorsitzender des Tonkünstlerverbandes und Mitglied im Landesmusikrat, sieht darin ein Zeichen, dass sich die Chorszene nach dem Zwangsschweigen während der Corona-Pandemie weitgehend berappelt hat. "Bremen hat mit mehr als 300 Ensembles eine sehr lebendige Chorszene" stellt er fest. Zwar hätten etliche Chöre aus Gründen wie Überalterung in der Pandemie aufgegeben. "Aber die Chöre, die wieder proben, tun es mit viel Enthusiasmus", stellt Günther fest. 

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Das erste Bremer Chorfest des Landesmusikrates Anfang November habe offenbar viele ermutigt, sich zurückzumelden. Mehr als 40 Chöre beteiligten sich damals. "Wir hatten bewusst gesagt: Stellt euch in der Verfassung vor, in der ihr aktuell seid", erläutert Günther. "Wenn ihr nur drei Lieder singen wollt oder nur noch fünf Leute übrig geblieben sind, ist das okay." Gleichzeitig fand ein Wertungssingen statt, ein Bremer Landeswettbewerb, zu dem sich sieben Chöre anmeldeten: "So viele wie in Niedersachsen." Eine fünfköpfige Jury, in der auch Alice Meregaglia, die scheidende Chordirektorin des Bremer Theaters, saß, wählte daraus die drei Ensembles aus, die Bremen nun in Hannover vertreten.

Ein Video, auf der Facebook-Seite des Landesmusikrats abrufbar, vermittelt bereits einen Eindruck von deren Qualitäten. Das 2019 gegründete Sonus Vocalensemble, das mit bis zu 26 Mitwirkenden auftritt, ist dort unter der Leitung von Benjamin Kirchner bei einer Probe in der Klosterkirche Lilienthal zu erleben. Mit einem klassischen Programm geistlicher und weltlicher Chormusik wird es am 8. Juni um 14.45 Uhr im Schauspielhaus Hannover antreten. Die zwei Sängerinnen und drei Sänger von Quintabolous, 2018 gegründet, haben sich dem Swing und Jazz, Pop und Soul verschrieben. Sie stellen sich der Jury am 5. Juni um 13.55 Uhr im Pavillon am Raschplatz hinter dem hannoverschen Hauptbahnhof. Dort lassen sich am 8. Juni um 16 Uhr auch die 20 "kollektiven Individualisten" von Essenzen hören; den Jazzchor, dessen Mitglieder zwischen 25 und 45 Jahren alt sind, gibt es bereits seit 2004.

"Keiner dieser Ensembles probt in klassischer Manier ein Mal in der Woche", stellt Stefanie Lubrich fest. "Vielmehr kommen die Mitglieder, oft auch von weither, zu Projekten zusammen." Was nur das professionelle Niveau unterstreicht, mit dem hier überall gearbeitet wird. Bei Essenzen etwa haben die meisten Choristen Banderfahrungen, bei Sonus singen sie auch in hochrangigen anderen Formationen wie dem RIAS-Kammerchor mit.

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Die Konkurrenz ist groß: Etwa hundert Amateurchöre messen sich in Hannover, 4000 Sängerinnen und Sänger aus ganz Deutschland. Sie treten in 16 Kategorien an – vom Kinder- und Jugendchor bis zum A-cappella-Ensemble für populäre Musik, vom Hochschul- bis zum großen gemischten Chor. Interessenten können die Wettbewerbsrunden kostenlos besuchen. Die Preisträgerkonzerte finden am 6. und 10. Juni um 20 Uhr – dann gegen Eintritt – im Kuppelsaal der Stadthalle statt. Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff (CDU) und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) übergeben die Preise.

Ein Exzellenzwettbewerb der deutschen Chorszene also, mit dem auch gleich noch zwei runde Geburtstage gefeiert werden. Der Deutsche Musikrat wird 70 Jahre, der alle vier Jahre stattfindende Chorwettbewerb 40 Jahre alt. "Das erste Mal fand er 1982 in Köln statt", erläutert Tim Günther. "Das Jubiläum war also schon 2022 fällig, doch wegen Corona musste es um ein Jahr verschoben werden." So schön es wäre, wenn am Ende ein Preis nach Bremen ginge, der Kirchenmusiker von St. Stephani macht darauf aufmerksam, dass nach wie vor der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund steht: "Für alle Beteiligten ist es toll, andere Chöre zu hören, den eigenen Leistungsstand zu vergleichen, Kontakte zu pflegen und sich in der Repertoirewahl inspirieren zu lassen." Singen macht Spaß, nach der Pandemie um so mehr.

Zur Sache

Doppelsieg für Bremen: Beim jährlich ausgelobten European Gospel Music Award, der jetzt in der Shakespeare Company vergeben wurde, ist der Domgospelchor von Bettina Pilster mit dem ersten Preis für die beste Live-Performance ausgezeichnet worden. Der Junge Domgospelchor überzeugte die online zugeschaltete Jury mit einer ausgefeilten Choreografie, die mit verschiedenen Standbildern arbeitete, der große Domgospelchor wurde anschließend mit dem Song „Old church Choir“ vom Publikum begeistert gefeiert. Zugleich erhielt Dirigentin Bettina Pilster den ersten Preis für die beste Gospelchorleitung 2023. Damit kam das Ensemble in zwei von zwölf Kategorien an die Spitze. In ihrem Soloprogramm "Bettina Pilster & Friends" wird die Chorleiterin am 5. November um 17 Uhr im Metropol-Theater mit ihren Chören auch die Award-Siegertitel präsentieren.

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