Es ist das warm tönende, niemals unangenehm schrill wirkende Timbre. Dazu ein in etwa der menschlichen Gesangsstimme entsprechender Tonumfang mit sattem Bassregister, das nicht nur zu hören, sondern körperlich zu fühlen ist. Beides macht den besonderen Reiz des Violoncellos aus. Und es wird zum akustischen Hochgenuss, wenn das Instrument von meisterlicher Hand geführt wird.
So wie bei Sol Gabetta, einer weltweit gefragten Cellistin, die mit ihrem Duopartner, dem französischen Pianisten Bertrand Chamayou, in der Glocke mit einem Kammermusikprogramm gastierte. Bereits nach nur wenigen Einstiegstakten der Cellosonate Nr. 1 von Felix Mendelssohn Bartholdy wurde deutlich, dass die beiden hinsichtlich der technischen Beherrschung ihrer Instrumente auf Augenhöhe agierten. Und ebenso, was die sprühende Vitalität und das ausgeprägte musikantischen Temperament angeht. Wunderschön geriet der gefühlvoll angegangene Mittelsatz Andante: Das sanfte Singen des Cellos wurde von den zauberhaften Figurationen des Klaviers zart flirrend umspielt.
Johannes Brahms hat seine Cellosonate op. 38 ohne einen langsamen Satz veröffentlicht. Die dennoch riesige Themenfülle der dreisätzigen Komposition präsentierte das Duo in zumeist großbogig angelegter Phrasierung. Es war ein immer neu drängendes, stringent entwickeltes Ansteuern mannigfaltiger Höhepunkte. Oder auch: ein genial ausgeführtes, dynamisches Pulsieren zwischen sich auftürmenden Klangwogen und kurzen Phasen eines wie erschöpft anmutenden Innehaltens.
Elegante Harmoniegirlande
Leichtere Kost für die Zuhörer, aber reichlich spieltechnische Raffinesse boten Mendelssohns „Variations concertantes op. 17“. Das achtfach variierte, liedhaft schlichte Thema wurde zum furios voranstürmenden, atemberaubend rasanten Presto, um final mit einer augenzwinkernd eleganten Harmoniegirlande auszuklingen. Da schien im virtuosen Zusammenspiel die Cellostimme in allen nur erdenklichen Farben des Klangspektrums zu leuchten, umrankt von unzähligen, leicht vorgetragenen Verzierungen des Klaviersparts. Gleichermaßen meisterlich geriet abschließend die eigentlich für Violine komponierte Sonate A-Dur von César Franck. Der teils Belcanto-artig singende, teils freundlich deklamierende Cellovortrag und ein formvollendet intonierter Klavierpart fügten sich zum grandiosen Glanzstück des Konzerts.