Am vergangenen Sonntag spielte einer der bekanntesten Söhne Bremens – der aus Vegesack stammende Jan Böhmermann – sein zehntes Konzert der "Ehrenfeld Intergalactic"-Tour zusammen mit dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld (RTO). Bereits eine halbe Stunde vor Konzertbeginn wirkte die ausverkaufte Halle des Pier 2 voll. Die Konzertgänger schoben sich in dicken Winterjacken durch die Menge, auf der Suche nach einem Platz mit gutem Blick auf die Bühne.
Sitzplätze gab es im Pier 2 wenige – nur auf dem Oberrang gab es einige Stuhlreihen, immerhin mit direktem Blick auf die Bühne. Wer während der zwei Stunden Konzert sitzen wollte, musste also schnell sein, Sitzplätze waren an diesem Abend heiß begehrt. Einige Besucherinnen und Besucher reservierten mit Jacken, Schals und Tüchern ganze Sitzreihen, dem Klischee deutscher Touristen am Strand entsprechend.
Heimspiel für Böhmermann
Mit einer fast viertelstündigen Verspätung ging das Konzert los. Eine Roboterstimme zählte auf null runter, dann setzten die Ensemblemitglieder des RTO ein. Das erste Stück des Abends – eine Coverversion von "Can You Feel It" der Jacksons – spielte das Orchester allein. Für Böhmermann ging der Abend mit dem Song "Ischgl-Fieber" los.
"Ist das schön, zu Hause zu sein, endlich normale Leute", begrüßte Böhmermann das Publikum. Der Abend sollte, so Böhmermann, ein politischer Liederabend werden. "Heute ist Heimspiel. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, von vorneherein vor Freunden zu spielen." Das Publikum schien das an diesem Abend ganz ähnlich zu sehen und applaudierte nach jedem Lied kräftig. Nur wenigen sangen mit oder tanzten – das Publikum schien dem Auftritt des Moderators zusammen mit dem RTO eher andächtig beizuwohnen. Das war schade, denn Böhmermann, vor allem aber die Musikerinnen und Musiker des RTO, lieferten eine exzellente Show – sowohl handwerklich als auch stimmungstechnisch.
Zwischen Comedy und Ernsthaftigkeit
Böhmermann spielte Lieder, die aus seinen Shows im ZDF beziehungsweise ZDFneo bekannt sind. Als Special Guest wurden die Jade Buben immer wieder auf die Bühne geholt, um etwa "Ich hab' Style und das Geld" (im Original von Bushido und Kay One) oder "Wir sind Versandsoldaten" mitzusingen. Neben diesen spitzzüngig-frechen Songs schlugen der Moderator und das RTO auch ernste Töne an: Mit dem Anti-Kriegslied "Meinst du, die Russen wollen Krieg?" von 1961 gedachten die Bühnenkünstler russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Der gesamte Abend war eine emotionale Achterbahnfahrt: Von Witz und guter Laune zu ernsten Tönen, nur um gleich danach wieder lachen zu können. Böhmermann wusste, wie er sein Publikum zu nehmen hatte. So auch, als er erzählte, dass sein Onkel "Bizeps" Böhmermann in der Halle sei und Geburtstag habe. Es folgte eine schiefe Version von "Happy Birthday". In die darauf folgende Stille rief eine Frau aus dem Publikum, dass sie – wie Jan Böhmermann – auch am 23. Februar Geburtstag hätte. "Und das rufst du jetzt einfach so rein? Gar nicht creepy", fand der Moderator.
Zu den musikalischen Highlights zählten neben der Interpretation des Beastie Boys-Hits "Intergalactic" auch die drei Songs "Herz und Faust und Zwinkerzwinker", "Recht kommt" und "Ich hab Polizei", die Böhmermann unter seinem Alter Ego Polizistensohn veröffentlicht hat. Nach mehr als eineinhalb Stunden regulärem Konzert, frenetischem Applaus und einem viertelstündigen Zugabenblock war Schluss.