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Knoops Park Unbeschwerte Leichtigkeit bei "Sommer in Lesmona"

Nach drei Jahren konnten die Besucher von "Sommer in Lesmona" das Festival klassicher Musik wieder ohne pandemiebedingte Einschränkungen genießen.
25.06.2023, 17:41 Uhr
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Von Gerd Klingeberg

Der „Sommer in Lesmona“ sei bekanntermaßen ein wetterunabhängiges Musikfestival, konstatierte Albert Schmitt in launigem Ton. Womit der Managing Director der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen gewiss richtig liegt. Aber am angenehmsten ist es auf der lauschigen Wiese in Knoops Park nun einmal bei wolkenlosem Himmel und angenehmen Temperaturen. Nach heftigem Unwetter in der Nacht zuvor schien dies kaum vorstellbar. Doch pünktlich zum freitäglichen Eröffnungskonzert der mittlerweile 28. Saison des Events herrschte eitel Sonnenschein.

Und fast, als wollten die Kammerphilharmoniker diesen dramatischen Wetterwechsel nachvollziehen, starteten sie unerwartet ernst mit den düsteren Eingangsakkorden von Ludwig van Beethovens Schauspiel-Ouvertüre zu Goethes „Egmont“. Unter dem energischen Dirigat der jungen türkisch-italienischen Dirigentin Nil Venditti – Moderatorin Friederike Westerhaus hatte sie zuvor ebenso nett wie zutreffend als Powerfrau charakterisiert – zielte das Orchester indes mit seiner großbogig angelegten Ausführung vor allem auf den triumphalen Schlusspart.

Überzeugend ausdrucksintensiv

Mit dem international gefragten serbisch-französischen Geiger Nemanja Radulovi? hatte die Kammerphilharmonie wieder einmal einen herausragenden Solisten eingeladen. Überzeugend ausdrucksintensiv geriet seine Interpretation des Allegro-Kopfsatzes aus Peter Iljitsch Tschaikowskys Violinkonzert D-Dur. Radulovi? scheute nicht zurück vor ausgeprägtem Rubato, einem spannungsvollem Spiel mit wechselnden Tempi. Reichlich Zeit nahm er sich für intime, sanft gestrichene Schönklangpartien, schien sie geradezu zu zelebrieren und ihnen weltentrückt träumend nachzulauschen. Und legte aus dem Stand blitzsaubere rasante Läufe hin. Gewohnt anpassungsgeschmeidig agierte das Orchester bei jeder neuen Wendung.

Kontrastreich ging es auch im zweiten Teil des Abends zu. Mit der spritzigen Ouvertüre der polnischen Komponistin Gra?yna Bacemicz und dem fremdartigen, fast schon hypnotisch pulsierenden Stampfrhythmus eines symphonischen Tanzes von Fazil Say hatte das Orchester schon gehörig vorgelegt. Radulovi? intonierte hingegen mit liedhaft melancholischem Geigenspiel nostalgische Erinnerungen bei Antonín Dvo?áks „Songs my Mother taught me“. Zu den ebenso stimmungsvollen Melodien des II. Nocturne aus Aram Khachaturians Masquerade-Suite wurden die Zuhörer aufgefordert, in der abendlichen Dunkelheit die zuvor ausgegebenen Wunderkerzen zu entzünden. Eine schöne Tradition, die einfach dazugehört zum besonderen Reiz des Lesmona-Sommers.

Sportlich forsches Tempo

Der Umschwung kam mit Pašona Kolo, einem in Serbien überaus populären Tanz, den Radukovi? in sportlich forschem Tempo fiedelte. Dabei – und gleichermaßen beim fulminant ausgeführten con-fuoco-Finalsatz von Tschaikowskys Sinfonie Nr. 3 – bewiesen die Kammerphilharmoniker, dass sie bei derart straffen Tempi auch zu später Stunde noch locker mithalten können.

Dem frenetischen Beifall des rundum begeisterten Publikums ließen Solist und Orchester einige Zugaben folgen. Darunter, als kräftigen Energieschub für den beschwingten Heimweg, den mitreißend heißblütigen Csárdás von Vittorio Monti.

Ein noch abwechslungsreicheres Programm bei noch angenehmeren Temperaturen, dazu als Gäste die „Goran Bregovic And His Wedding & Funeral Band“ mit leidenschaftlichem Balkan Brass, konnten an die dreitausend Zuhörende zudem am Sonnabendabend beim großen Orchesterkonzert genießen. Nach drei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen ist sie endlich wieder zurück: die unbeschwerte Leichtigkeit des „Sommers in Lesmona“.

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