Skurril wirkt die Arbeit "Lockeres Atelierfest" von Jörn-Peter Dirx, die in den 1970er-Jahren ihren Weg in die Städtische Galerie fand. Mehrere Personen versammeln sich auf dem zweigeteilten Gemälde. Aber wer ist zu sehen? Und was soll das Ganze?
Wer ist Jörn-Peter Dirx?
Jörn-Peter Dirx wurde 1947 in Bremen geboren. Hier studierte er Malerei an der Hochschule für Künste, bevor er nach Düsseldorf ging und an der Hochschule für bildende Künste Freie Kunst bei niemand geringerem als Joseph Beuys studierte. Er machte sein Examen und wurde Meisterschüler in der Malklasse von Karl Heinrich Greune, doch auch das war ihm noch nicht genug: Es folgte ein Lehramtsstudium an der Uni Bremen. Dirx hat im Laufe seiner bisherigen Karriere nicht nur viele Bilder gemalt, sondern auch Bücher geschrieben. Zuletzt veröffentlichte er 2023 den Detektivroman "Blindgänger".
Was ist auf dem Bild "Lockeres Atelierfest" zu sehen?
Entstanden sei die Idee zu dem Bild laut Dirx selbst während seines Lehramtsstudiums, wo er die Bücher des Schriftstellers Arno Schmidt förmlich "fraß", wie er es in einer Mail an die Städtische Galerie beschreibt. Er ist eine der skurrilen Figuren auf dem Bild (vorne rechts). Zudem habe Schmidt ein Interesse an "Außenseitern der deutschen Literatur beflügelt", dass Dirx ohnehin schon hegte. So finden sich auf dem Bild außerdem Adalbert Stifter (hinten links) und Franz Kafka (Mitte), bei der Figur vorne handelt es sich um ein Selbstbildnis des Künstlers. Die letzte Figur steht für ein weiteres Interesse Dirx': die Französische Revolution und die Zeit der napoleonischen Kriege. So fand auch Napoleon seinen Weg ins Bild, und zwar in der Uniform eines Kavallerie-Offiziers der amerikanischen Nordstaatenarmee.
Was soll das Ganze?
Dirx schreibt der Galerie weiter: "Es scheint sich vordergründig um eine Fete in meinem Atelier zu handeln. Da alle große Western-Hüte tragen, wird es wohl ein Kostümfest sein." Auffällig sind die komplett unterschiedlichen Stile, mit denen Dirx seine Figuren gemalt hat, mal detailliert, mal als schnelle, vereinfachte Zeichnung. Dirx legt sich hier nicht fest, deutet in seinem Schreiben aber an, dass dies darauf hindeuten könnte, dass er – sein Selbstbildnis ist noch von allen Personen am realistischsten gezeichnet – eigentlich allein gefeiert hat und die Gäste nur "virtuell" anwesend waren. Er selbst würde seinen Stil als "Komplexen Realismus" bezeichnen.
Gibt es in Bremen noch mehr Kunst von Dirx zu entdecken?
Dirx' Lithographie "Goethe im Bad" (1974) befindet sich in der Grafothek der Stadtbibliothek, ist aber aktuell entliehen. Auch in der Sammlung der Kunsthalle verbirgt sich eine Druckgrafik von Dirx – ausgestellt ist sie allerdings nicht. In den 70er- und 80er-Jahren schuf der Künstler zudem mehrere Kunstwerke im öffentlichen Bremer Raum, wie das Wandbild "Haltestelle Habenhausen" an der Schule am Brunnsackerweg in Obervieland oder das große Wandbild "Flutkatastrophe" in der Drakenburger Straße/Ecke Fleetrade, in dem Dirx die bekannte Welle des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai zitiert. Zu sehen sind diese Arbeiten heute allerdings nicht mehr.