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Serie "Kunst für Bremen" Warum Boris Targanska Dinge umhäkelt

Bremen hat eine Kunstsammlung, die aktuell in einer Inventur erfasst wird. In der Serie "Kunst für Bremen" stellen wir einige Arbeiten vor. Heute: Das "Bobby Car" von Boris Targanska.
23.01.2025, 05:00 Uhr
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Warum Boris Targanska Dinge umhäkelt
Von Alexandra Knief

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran, selbst einmal damit herumgeflitzt zu sein oder daran, Kindern oder Enkeln dabei zugesehen zu haben. Aber so ein "Bobby Car" (2003) wie das von Boris Targanska (geboren als Boris Reihle) hatte ganz bestimmt niemand, als er noch klein war – obwohl damit bestimmt so mancher blaue Fleck verhindert worden wäre.

Was ist besonders an diesem Bobby Car?

Targanska hat das rote Gefährt komplett umhäkelt. Nach eigener Aussage habe seine Oma ihm das Häkeln bereits als Kind beigebracht. Die Farben der Wolle entsprechen den Farben des typischen Mini-Autos: roter Rumpf, weißes Lenkrad, rot-schwarz-weiße Räder. Neben dem "Bobby Car" befinden sich noch vier weitere umhäkelte Werke Targanskas in der Sammlung der Städtischen Galerie.

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Warum macht der Künstler das?

Während seines Studiums – lange bevor Guerilla-Stricker und -Strickerinnen in den frühen 2000er-Jahren begannen, den öffentlichen Raum zu bestricken – war Targanska auf der Suche nach einem eigenen Thema, nach einem Stil, der seine Kunst von der anderer unterscheidet, berichtet Angela Tietze von der Städtischen Galerie aus einem Gespräch mit dem Künstler. Durch das Einhäkeln von Dingen – Targanska hat unter anderem auch ein Fahrrad, einen Kinder-Arztkoffer, Rollschuhe, einen Schlitten, ein Telefon, einen Roller oder einen Hammer eingehäkelt – verpasst der Künstler den Objekten eine zweite Haut, eine Art Schutzhülle. Er verändert mit der Wolle ihre Haptik und oft auch ihre Akustik. Mit dem "Bobby Car" könnte man zwar theoretisch noch fahren, die typischen poltrigen Geräusche, die die Räder des Rutschautos auf dem Boden hinterlassen, bleiben aber aus. Im Rahmen eines Seminars zum Thema Privatraum häkelte sich Targanska sogar einmal selbst ein und fuhr in seiner Häkelhaut mit der Straßenbahn durch Kyōto.

Wer ist der Künstler?

Boris Targanska wurde 1968 als Boris Reihle in Tübingen geboren und studierte von 1996 bis 2002 bei Professor Yuji Takeoka an der Hochschule für Künste in Bremen Freie Kunst. 2001 erhielt er den Kunstpreis der HfK Bremen. Er hatte Einzelausstellungen in Bremen, Dänemark und England. Targanska lebt auch heute noch in Bremen. Mittlerweile hat er dem Künstlerleben jedoch den Rücken gekehrt und arbeitet in der Verwaltung.

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