Diese Kunst war eine Zeit lang ganz nah dran am Betrachter. Die "Drei Hüte", so heißt die Plastik von Maren Koll, erfreuten in einer Bremer Altentagesstätte die Seniorinnen und Senioren. Die unterschiedlichen und eindeutig hübsch versponnenen Designer-Kopfbedeckungen aus Keramik, aufgepflanzt auf drei Stahlstangen, waren neben der Tür zu einem Friseursalon aufgestellt. "Eine räumlich sehr passende Inszenierung", findet die Künstlerin.
An was erinnern die "Drei Hüte"?
Man kann viel hineininterpretieren in die Plastik. Für den Hut ganz links, weiß mit orangenen Tupfen und einer riesigen Schleife vorne, würde Minnie Maus glatt töten. In der Mitte findet sich ein grüngrauer Helm in Schuppentier-Optik, den man ohne Bedenken in Inszenierungen von Richard-Wagner-Opern einsetzen könnte. Dem rechten Hut könnte wohl keine so extravagante wie energische englische Lady der 1920er-Jahre widerstehen.
Wie ist die Plastik entstanden?
Maren Koll hat die drei 1,47 Meter hohen Plastiken 1998 als Stipendiatin der Sozialen Künstlerförderung als Kunst im öffentlichen Raum geschaffen; dass sie danach in der Altentagesstätte eine zeitweilige Heimat fanden, war Teil der Gegenleistung. "Ältere Damen im Café" hätten sie inspiriert, hat Maren Koll im Gespräch mit Angela Tietze von der Städtischen Galerie erzählt. Die Plastiken hätten auf jeden Fall ein stark dekoratives Element, so Ingmar Lähnemann, Leiter der Städtischen Galerie, doch: "Sie haben etwas Beiläufiges, sind dafür aber sehr präsent und bilden eine autonome Skulptur." In der Städtischen Galerie waren die Hüte zeitweise auf einem Treppenabsatz platziert, wo sie "etwas Schwebendes" hatten, so Lähnemann.
Ist die Plastik wirklich so homogen?
Der mittlere Hut sei eher als "Gegenentwurf" zu den beiden anderen entstanden, so die Künstlerin. Mit seiner Schuppenstruktur erinnere er stärker an eine Skulptur – wo die anderen beiden unmittelbare Fröhlichkeit ausstrahlen, bietet die Schuppenkappe sich an für eine zweite, dunklere Interpretationsebene: "Dieser Hut hat etwas Fieses, er erinnert mich tatsächlich an diese tierartigen Wesen, die die Gemälde von Hieronymus Bosch bevölkern", meint Angela Tietze. Ingmar Lähnemann weist darauf hin, dass an allen drei Hüten unterschiedliche Konzepte der Gestaltung von Keramik abzulesen sind: mal mit Hochglanz-Glasur (links), mal komplett matt (Mitte), mal unglasiert, was fast einen Beton-artigen Eindruck vermittelt (rechts).
Wer ist Maren Koll?
Maren Koll hat zunächst in Kassel Kunstpädagogik, dann Freie Kunst studiert und wechselte 1990 nach Bremen an die Hochschule für Künste (HfK), wo sie als Meisterschülerin bei Fritz Vehring studierte. Sie eröffnete 1996 ein Atelier in Bremen, seit 2002 arbeitet sie in ihrem Atelier in Kiel. Maren Koll ist auch als Kunstlehrerin und Kunsttherapeutin tätig.