Verlässlichkeit und Gerechtigkeit in der finanziellen Förderung der Kulturszene – das sind die erklärten Ziele der bremischen Kulturpolitik der kommenden Jahre. Einen wesentlichen Beitrag dazu soll der Kulturförderbericht leisten, den Bürgermeister und Kultursenator Carsten Sieling (SPD) am Montag zusammen mit Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) im Rathaus vorstellte. Der jetzt auch gedruckt vorliegende und im Internet herunterladbare 268 Seiten starke Katalog versteht sich als Bestandsaufnahme der Bremer Kulturszene. Die Idee dahinter: einen genauen Bedarfsplan für die im kommenden Jahr anstehenden Haushaltsberatungen aufzustellen.
Hintergrund des Papiers, mit dessen Erstellung Sieling die Behörde im vergangenen Jahr beauftragt hatte, ist die Neuordnung des Bund-Länder-Finanzausgleichs, der Bremen ab 2020 mehr Geld bescheren wird. Er rechne mit „größeren finanziellen Spielräumen und Handlungsmöglichkeiten“, sagte Sieling am Montag. Davon müsse auch der Bereich Kultur profitieren: „Der Rückenwind, den wir dadurch genießen, muss sich auch in der Kulturpolitik niederschlagen." Der Förderbericht soll in diesem Zusammenhang als Verhandlungsgrundlage dienen. Nur, wenn klar sei, wo welcher Bedarf bestehe, könne das Ressort im Wettbewerb um die Mittel überzeugend argumentieren und das Geld anschließend noch bedarfsgerechter verteilen.
Das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen
Der Veröffentlichung des Berichts war eine umfangreiche Untersuchung der Bremer Kulturlandschaft vorausgegangen. Im Frühjahr 2017 hatte die Behörde damit begonnen, Vertreter der Kulturinstitutionen und -projekte zu Workshops einzuladen: offenen Diskussionsrunden, in denen es zunächst darum ging, den Stand der Dinge zu erfassen. Zusammen, resümierte Emigholz die vergangenen anderthalb Jahre, habe man Bilanz gezogen, Probleme identifiziert, Lösungsansätze formuliert.
Der druckfrische Förderbericht sei das Ergebnis dieser gemeinsamen Anstrengungen. Der Katalog ist in verschiedene Kapitel geordnet. Den größten Teil nimmt die Vorstellung der Bremer Kultureinrichtungen aus Literatur, Museen, Darstellende Künste, Bildende Kunst, Musik, Filmkunst, Stadtkultur und Kunst im öffentlichen Raum ein.
In Unterpunkten werden unter anderem die Zahl der vorwiegend öffentlich geförderten Akteure der jeweiligen Sparte, die verschiedenen Einrichtungen und Projekte, die jeweiligen Förderleitlinien, Finanzierungshilfen wie Preise und Stipendien und der in Zusammenarbeit mit den Kulturschaffenden erarbeiteten Punkt „Perspektiven“ abgebildet. Darüber hinaus erklärt der Katalog, wie Kulturförderung in Bremen überhaupt funktioniert, beschreibt Förderarten, präsentiert Gremien und erläutert den Kulturhaushalt 2018.
Einen Schwerpunkt des Berichts bildet die Freie Szene, deren Angehörige, so sagte Sieling, „manches Mal von der Hand in den Mund leben“ müssten. Auch hier liefere der Katalog konkrete Verbesserungsvorschläge. Ein Beispiel sei etwa der von Emigholz angeregte Sonder-Etat für junge Bremer Künstler, der dabei helfen solle, den kreativen Nachwuchs in Bremen zu halten.
Als weiteren zentralen Aspekt nannte Sieling die kulturelle Bildung. Zu den im Bericht formulierten Ideen zählen etwa zwei weitere Bibliotheksstandorte in den Stadtteilen und eine Bibliothek für obdachlose Menschen. Auch den Vorschlag, neben dem virtuellen auch ein Literaturhaus im klassischen Sinne zu etablieren, gilt es laut Papier zu prüfen. „Der Bericht ist die Grundlage unserer weiteren Arbeit“, sagte Emigholz. Darüber hinaus mache er als erstes Papier seiner Art sichtbar, wie umfangreich das Kulturangebot in Bremen schon jetzt sei. „Manch einer dürfte erstaunt sein, was er findet“, ergänzte Sieling. Eingesehen werden kann der Bericht in Kürze auf den Internetseiten des Senators für Kultur. Unter www.kultur.bremen.de ist der Katalog dann als PDF-Datei zu finden.
Dringlichkeit der Förderung
Und noch etwas leiste der Bericht, sagte Emigholz. Er betone die Dringlichkeit einer sicheren Kulturförderung. Denn eine ansprechende Kulturszene sei „kein nettes Zubrot“, sondern als "wesentlicher Standortfaktor für die Entwicklung einer Innenstadt existenziell“.
Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, der den Bericht zusammen mit Sieling und Emigholz präsentierte, unterstrich diesen Aspekt. Er betonte, dass auch die Wirtschaft von einem attraktiven Kulturangebot profitiere. „Eine Stadt, die kulturell viel zu bieten hat, lockt kreative Menschen an“, sagte Fonger. Das gelte nicht nur für potenzielle Arbeitnehmer. Auch für Touristen seien Institutionen wie die Kunsthalle oder das Focke-Museum, aber auch Veranstaltungsformate wie das Musikfest Anlässe, die Hansestadt zu besuchen.