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"Kunst fühlen" Kunsthalle Bremen: Ausstellung fördert Empathie und Teilhabe

Eine Ausstellung in der Kunsthalle Bremen zeigt, dass eine Behinderung kein Hindernis für großartige Kunst ist – und wie einfach es sein kann, Kunst für alle Menschen zugänglich zu machen. Wie das gelingt.
09.05.2025, 15:11 Uhr
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Kunsthalle Bremen: Ausstellung fördert Empathie und Teilhabe
Von Alexandra Knief

Noch mehr Menschen einen Zugang zu Kunst ermöglichen und gleichzeitig zeigen, dass eine Behinderung einen Künstler oder eine Künstlerin nicht davon abhalten muss, großartige Werke zu schaffen: Dies sind zwei Ziele der Ausstellung "Kunst fühlen. Wir. Alle. Zusammen" in der Bremer Kunsthalle (wir berichteten). Was es in der von einer inklusiven Projektgruppe gestalteten Schau zu entdecken gibt.

Bilder aus der Sammlung: Unter dem Motto "Verborgene Kunstgeschichte" versammeln sich in zwei Räumen Arbeiten großer Künstlerpersönlichkeiten aus der Kunsthallesammlung, die alle eine Behinderung hatten: Wolfgang Heimbach, Francisco de Goya, Mary Cassatt, Edgar Degas, Vincent van Gogh, Henri Matisse und einige andere. Sie sollen als Vorbilder dienen und zeigen, dass sie nicht trotz ihrer Behinderung, sondern zum Teil erst durch sie großartige Kunst geschaffen haben.

Zeitgenössische Arbeiten: Ein Video zeigt, wie die Künstlerin Zorka Lednárová, Rücken, Arme und Beine mit Farbe beschmiert, auf einer großen Leinwand liegt und einen "Schneeengel" macht, der sich langsam auf dem Untergrund abzeichnet. Doch Lednárová ist nicht allein. Vier Menschen sind mit ihr auf dem Video zu sehen, die ihre Arme und Beine bewegen. Denn die Künstlerin, die im Rollstuhl sitzt, kann es nicht alleine. Mit ihrer Arbeit will sie zeigen, wie oft man sich als Mensch mit Behinderung in die Hände anderer begeben muss. Aber auch dass ein Mensch mit Einschränkungen genauso funktionieren kann wie andere – solange man ihm mit Hilfe und Empathie begegnet. Ihr "Angel", aber auch ihre anderen Arbeiten im Raum zum Thema Selbstdarstellung, sind Werke, die – inklusive ihrer Botschaft – in Erinnerung bleiben.

Zwei weitere Räume mit zeitgenössischer Kunst stehen unter den Überthemen "Blick in die Welt" und "Dialog der Sinne". Torsten Holzapfel hat Berliner U-Bahn-Stationen so realistisch gezeichnet, dass man sie auf den ersten Blick für Fotografien halten könnte, Sven Kocar knipst Fotos aus ungewöhnlichen Perspektiven mit dem Fuß und Stephanie Baden schießt ihre Landschaftsfotos stets aus dem Auto heraus – aber erst, nachdem sie ihre Scheiben farbig bemalt hat. Seo Hye Lee beschäftigt sich in ihrer Videoarbeit "Sound of Subtitels" mit der Wirkung, die Untertitel auf das Gezeigte haben können.

Kunst (er)fühlen: Videos an den Wänden übersetzen Information zu den Ausstellungsräumen in Deutsche Gebärdensprache, es gibt Hörstationen und alle Texte zur Ausstellung sind in einfacher Sprache verfasst. Die gezeigten Werke hängen tiefer als normalerweise, sodass auch kleinwüchsige Menschen oder Besucher im Rollstuhl einen guten Blick auf sie haben. Und weil Kunst mit all ihren Reizen auch mal überfordern kann, gibt es in einem Raum die Möglichkeit, sich hinzusetzen und zu verweilen.

Außerdem gibt es in der Ausstellung fünf Tastmodelle – ein Werk von van Gogh kann man sogar erschnuppern. Der Künstler Peter Schloss hat für die Ausstellung ein taktiles Bodenleitsystem geschaffen und gleichzeitig Kunstwerke an den Wänden der Ausstellungsräume, die nur aus großer Brailleschrift mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit bestehen und so nur Menschen voll erfasst werden können, die die Schrift beherrschen.

Mitmachen: In den zwei hintersten Räumen der Ausstellung können Besucher selbst kreativ werden, bunte Papierformen à la Matisse ausschneiden und an die Wand bringen, Brailleschrift lernen und mithilfe von Lego direkt üben, oder mit Gebärdensprache-Stempeln Postkarten gestalten. Zusätzlich bietet die "Schule der Empathie" die Möglichkeit, mit anderen in den Austausch zu kommen.

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Info

"Kunst fühlen. Wir. Alle. Zusammen" ist noch bis zum 7. September in der Kunsthalle Bremen zu erleben.
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