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Musikfest Bremen: Prokofjew-Programm Schlussakkord mit Teodor Currentzis

Das Abschlusskonzert des Musikfests bestritten Star-Dirigent Teodor Currentzis, Pianistin Yulianna Avdeeva und das SWR-Symphonieorchester. Ihre Interpretation von Werken Prokofjews ließ das Publikum jubeln.
18.09.2021, 13:43 Uhr
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Schlussakkord mit Teodor Currentzis
Von Iris Hetscher

Längst hat sich auch das Marketing genau auf ihn eingestellt. "Currenztis & Prokofjew" ist das Konzert in der Glocke betitelt, der Name des Dirigenten steht in einer Reihe mit dem des Komponisten. Nicht nur das: Er wird zuerst genannt. Das kann man für vermessen halten, doch wer schon einmal erlebt hat, wie ernsthaft, gleichzeitig aber neugierig und kreativ Teodor Currentzis mit musikalischen Werken umgeht, kann diesem Titel nur zustimmen.

Es war das offizielle Abschlusskonzert des 32. Musikfests Bremen, das der griechisch-russische Dirigent gemeinsam mit dem SWR-Symphonieorchester und der russischen Pianistin Yulianna Avdeeva am Freitagabend in der Glocke bestritt. Auf dem Programm standen zwei Werke Sergei Prokofjews (1891-1953), als erstes sein drittes Klavierkonzert in klarem C-Dur. Currentzis ließ sehr leicht, fast fluid beginnen. Danach setzte er auf ein kongeniales Wechselspiel zwischen Pianistin und Orchester. Yulianna Avdeeva gehörte natürlich dieser erste Konzertteil, sie hatte die schwierigen Solo-Passagen hoch konzentriert und mit einer bewundernswerten Mühelosigkeit im Griff, die wuchtigen Akkordfolgen, von denen sie, wie im zweiten Satz, auf einen watteweichen Anschlag  umschalten kann. Keine Taste der Klaviatur blieb ausgespart, so schien es. Fast wie mit einem kollektiven Aufschrei ging es in den dritten Satz, auch dort gingen Orchester und Pianistin die fragenden und verspielten Passagen gemeinsam genussvoll und sehr präzise an.

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Currentzis lotete die Stimmungsumschwünge in den drei Sätzen mit der ihm eigenen Grundsätzlichkeit aus. Die Dynamik spielte eine große Rolle, er trieb sie gerne bis zum Fortissimo – nicht umsonst lagen im Foyer vorsichtshalber Ohrstöpsel aus. Der Rasanz der Klaviersoli ließ er folgen, er gönnte dem Publikum bei den Tempi aber auch deutlich verhaltene, beinahe verzögert gespielte Passagen, von denen Orchester und Solistin in Sekundenbruchteilen wieder auf Rasanz umschwenkten. Als Zugabe belohnte Yulianna Avdeeva den Jubel des Publikums mit einer leicht und flüssig gespielten Bourrée aus Bachs Suite Nr. 2 a-Moll.

Die Sinfonie Nr. 5 B-Dur bestätigte den Eindruck, der zuvor schon entstanden war. Currentzis hat dem SWR-Symphonieorchester mit seinem Anspruch, nie unterhalb der besten aller Möglichkeiten zu bleiben, zu einem beeindruckend satten wie transparenten Gesamtklang verholfen. Der Maestro deutet eine Geste an – und die Musiker wissen Bescheid und folgen punktgenau. Der Breitwandsound des einleitenden Andante, in das einmal mehr extreme Forte-Stellen eingebaut waren, ging über in ein Allegro marcato, bei dem der Komponist Teile seiner populären Ballettmusik "Romeo und Julia" gesampelt hatte. Das wurde stringent in der Melodieführung, mit Druck und beinahe südamerikanisch verfremdetem Rhythmus gespielt.

Im Adagio gönnte man sich einen ausgedehnten meditativen Teil mit beinahe flirrenden Tonfolgen. Im analog einer Fuge aufgebauten Schlusssatz trieb Currentzis das spielerische Element soweit, dass es schließlich einer fröhlichen Jahrmarktsmusik ähnelte. Daran schloss die Zugabe nahtlos an: der "Tanz der Ritter" aus "Romeo und Julia". Wuchtig, drohend, dazwischen so zart, dass einem fast die Tränen kamen. Standing Ovations, die erst dadurch beendet wurden, dass das Licht im Saal anging.

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