Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Neu am Theater Bremen Kapellmeister Sasha Yankevych stellt sich mit Mozart vor

Sasha Yankevych, der neue erste Kapellmeister am Theater Bremen, stellt sich am 28. März mit Mozarts Oper "Titus" vor. Der Ukrainer, der seit 2018 in Stockholm lebt, hat schon in der Elbphilharmonie dirigiert.
28.02.2024, 11:10 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Sebastian Loskant

Zum Gespräch möchte sich Sasha Yankevych gern nach draußen setzen, obwohl Regen droht. Der neue erste Kapellmeister des Theaters Bremen – Typ nordischer Naturbursche mit blauen Augen, blonder Haartolle und gestutztem Vollbart – wirkt wetterfest. Seit 2018 lebt der gebürtige Ukrainer in Stockholm, wo er fünf Jahre an der Königlichen Oper als Korrepetitor und Assistenzdirigent tätig war. Dort singt seine Frau – er hat die estnische Mezzosopranistin als Korrepetitor am Opernhaus Zürich kennengelernt – derzeit die Rosina im "Barbier von Sevilla" von Gioachino Rossini. Der 32-Jährige hofft, dass er sie und die gemeinsame neun Monate alte Tochter bald nachholen kann: "Wir führen im Moment ein Vagabundenleben", sagt er.

Yankevych ist in der westlichen Ukraine geboren, in der kleinen Stadt Sastawna, 25 Kilometer westlich von Czernowitz. Er selbst habe das Land mit 17, 18 Jahren verlassen, sagt er. Seine Eltern holte er kurz nach dem Kriegsbeginn vor zwei Jahren zu sich nach Stockholm. "Die Situation in der Ukraine ist schlimm und berührt mich. Ich habe mich gefreut, als ich auf dem Theater Bremen die Ukraine-Flagge wehen sah."

Ausgebildet wurde der Dirigent in Warschau und Zürich. In den Opernstudios der dortigen Opernhäuser spielte er vor allem Klavier und arbeitete als Sängercoach. In Polen bestand er sein Pianistendiplom mit Auszeichnung. In Stockholm konnte er dann als persönlicher Assistent des Dirigenten Alan Gilbert häufiger zum Taktstock greifen, gastierte auch aushäusig, in Bologna etwa oder – mit Gaetano Donizettis Oper "Der Liebestrank" – in Trapani auf Sizilien. Im Juni 2023 wurde Yankevych Conductor Fellow des NDR Elbphilharmonie Orchesters, dessen Chefdirigent Gilbert ist. 

"Es ist großartig, in der Elbphilharmonie aufzutreten", schwärmt der junge Musiker. "Der große Saal hat eine fantastische Akustik, die Klangkoordination auf dem Podium ist allerdings sehr, sehr heikel. Gerade wenn Sänger dabei sind." Außerdem konnte Yankevych in der vergangenen Spielzeit an der Hamburgischen Staatsoper debütieren, mit der "Fledermaus" von Johann Strauß. Er sei zwar kein großer Freund von Operetten, gesteht der Dirigent, der sich zu Oper und Konzert gleichermaßen hingezogen fühlt, aber dieses Stück sei ein Meisterwerk.

In Bremen wird sich Sasha Yankevych mit "La Clemenza di Tito" (Die Milde des Titus) von Wolfgang Amadeus Mozart vorstellen. Die langen, handlungstragenden Secco-Rezitative dieser späten Opera seria werde er straffen, aber die Musiknummern nicht antasten. "Der Wechsel zwischen Rezitativen und Arien ist für die Sänger nicht leicht", stellt der Dirigent fest, der Mozarts "Don Giovanni" und "König Roger" von Karol Szymanowski zu seinen Wunschopern zählt. "Regisseur Marco Štorman arbeitet hart daran, dass die Spannung immer auf die nächste Arie ausgerichtet bleibt."

Und was tut der neue Kapellmeister, wenn er nicht im Theater ist? "Ich treibe gern Sport", sagt er, "laufe vor allem viel. Und ich koche leidenschaftlich, italienisch, ukrainisch, eigentlich alles." Außerdem lerne er Deutsch und wolle in Stockholm sein Masterdiplom in Dirigieren ablegen. "Aber beides braucht noch etwas Zeit."

Info

Die Mozart-Oper "La clemenza di Tito" (Titus) unter der Leitung von Sasha Yankevych hat am Donnerstag, 28. März, um 19.30 Uhr im Bremer Theater Premiere.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)