Theaterbesuche sind in dieser Saison endlich wieder ohne Einschränkungen möglich. Wer sich noch nicht aufraffen konnte, dem machen womöglich die Premieren der zweiten Spielzeithälfte Appetit. In Bremen, Bremerhaven und Oldenburg ist von Krimi bis Drama, von großer Oper bis Boulevardkomödie für jeden etwas dabei.
Theater Bremen
Vier Opern hat das Theater Bremen bis Ende Juni noch im Köcher, darunter drei Klassiker. "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss nimmt ab 29. Januar die Schwierigkeiten einer Opernaufführung aufs Korn, Peter Tschaikowskys "Pique Dame" führt ab 27. Mai die Folgen der Spielsucht vor Augen, und in Claudio Monteverdis "Krönung der Poppea" erleben wir ab 18. Juni mit, wie sich eine machthungrige Frau nach oben schläft. Zu entdecken ist ab 2. April außerdem die 2004 uraufgeführte Oper "Angels in America" (Engel in Amerika) von Peter Eötvös: Sie handelt von den Schicksalen fünf schwuler Männer während der Aids-Epidemie in den 1980er-Jahren.
Auch das Schauspiel ist gesellschaftlichen Entwicklungen auf der Spur: "Das achte Leben" nach dem Roman von Nino Haratischwili läuft ab 11. Februar am Goetheplatz. Erzählt wird die Geschichte einer von Gewalt geprägten russischen Familie über fünf Generationen. Das Theaterprojekt "Verbundensein" sucht ab 28. April, inspiriert durch einen Essay von Kae Tempest, nach Formen des Zusammenlebens jenseits der Leistungsgesellschaft. Im Kleinen Haus kommt der Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt" über eine kriegstraumatisierte junge Jüdin auf die Bühne (ab 31. März). Zwei Theaterprojekte – "Das Leben der Bienen. Ein Requiem" ab 21. April und "Verkannte Leistungsträger:innen" ab 16. Juni – rücken das Artensterben und unterbezahlte Dienstleister in den Blick. Der Liederabend "Âsiklar – Die Liebenden" mit türkischen Liebesliedern knüpft an die Erfolgsproduktion "Istanbul" an (ab 5. Mai).
Zwei Neuproduktionen hält das Tanztheater bereit: "Fabula von Claire Croizé (17. März) und eine neue Arbeit der Argentinierin Lola Arias (29. Juni). Das Junge Theater startet im Brauhauskeller am 20. Januar die musikalische Performance-Serie "Show up", am 10. Februar das literarische Rechercheprojekt "State of the heart" – beides ab 14 Jahren. Im Brauhaus macht "Der rote Baum" Grundschulkindern Hoffnung (4. März), wird in "Bodies and No Borders" der moderne Körperkult befragt (6. Mai). Und beim Audiovideo-Walk "Noperas! –Fundstadt" (2. Juni) führen sechs Kinder durch ihre Städte.
Weitere Bremer Theater
Die Shakespeare Company inszeniert für den 23. März "Pinocchio – Ein garstiges Märchen für Erwachsene" und für den 14. April die "Komödie der Irrungen" ihres Namenspatrons. Im Mai soll "Anne-Marie die Schönheit" herauskommen, der Monolog einer alten Schauspielerin, die auf ihr Leben zurückblickt. Auf dem Theaterschiff Bremen startet am 19. Januar "Match me if you can" über Liebeslügen in der Dating-App, am 2. Februar "Over the top" über vier Menschen, die sich zu Silvester auf einem Hochhausdach treffen. Die Komödie Bremen im Packhaustheater bringt ab 2. März mit "Tratsch im Treppenhaus" einen Boulevard-Klassiker auf die Bühne, "Pleiten, Pech und Klassentreffen" heißt es mit viel Musik ab 20. April. Eine Frau, zwei Liebhaber: Das führt im Boulevardtheater zu Verwirrungen: ab 10. März in der Verwechslungskomödie ""Ein Schlüssel für zwei". Die Musikkomödie "Die Fete endet nie" versammelt ab 12. Mai Hits der 1980er-Jahre.
Stadttheater Bremerhaven
Von Liebe und vom Fremdgehen handeln die drei Musiktheater-Premieren, die noch am Stadttheater Bremerhaven anstehen. Ab 11. Februar erfreut Jacques Offenbachs Satire "Orpheus in der Unterwelt" die Operettenfreunde. Ab 25. März bietet Jules Massenets Oper "Werther" Goethes Selbstmorddrama auf Französisch, und ab 6. Mai ist in der deutschen Erstaufführung von Missy Mazzollis Oper "Breaking the Waves" nach Lars van Triers Film eine Frau zu erleben, die von ihrem gelähmten Mann zum Ehebruch animiert wird. Starke Musik braucht auch das Ballett, wenn es an einem Abend drei Choreografien mit lateinamerikanischem Pfeffer präsentiert (11. März).
Das Schauspiel setzt auf bekannte Titel wie Agatha Christies Krimi "Mord im Orientexpress" (25. Februar), Edgar Allen Poes Schauergeschichte "Der Untergang des Hauses Usher" (15. April) und – open air – auf Edmond Rostands Komödie "Cyrano de Bergerac" (2. Juni). Dazu kommen zwei hintersinnige Geschichten, bei denen sich Menschen im Angesicht des Todes neu sortieren: die Film-Adaption "Ein großer Aufbruch" am 14. Januar und "Gift" am 4. März. Das Junge Theater wiederum kümmert sich in "Schluss jetzt!" um Kinderfragen, die Erwachsene nicht beantworten (19. Februar) und führt Jugendlichen in "Glanz" ab 12. April vor, wie Hochstapelei in den sozialen Netzwerken eine junge Frau ins Gefängnis bringt.
Staatstheater Oldenburg
Auf populäre Titel setzt auch das Musiktheater in Oldenburg, nur ein Schönberg-Abend in der Exerzierhalle (30. April) fällt etwas aus dem Rahmen. Die Travestiekomödie "Charleys Tante" läuft am Staatstheater ab 12. Februar, die Oper "Der Rosenkavalier" ab 11. März. Das Musical "Chess" der Abba-Jungs Benny und Björn kommt am 17. Juni heraus. Im Tanztheater stehen noch zwei Abende mit je drei Choreografien auf dem Spielplan: ab 28. Januar und 27. Mai. Das Junge Staatstheater spielt ab 4. Juni für Kinder ab acht Jahren ein plattdeutsches Stück.
Im Schauspiel warten noch fünf Premieren auf Besucher, drei im Februar: "Und das Wort war Gott" über einen Transmann (2. Februar), die Uraufführung "Radziwill oder Der Riss durch die Zeit" über den Oldenburger Maler (18. Februar) und Falk Richters "Welcome to Paradise Lost" über die Sehnsucht nach einem starken Herrscher (25. Februar). Zwei Satiren folgen im Kleinen Haus nach: "Richtfest" erzählt ab 22. April von Querelen in einer privaten Baugemeinschaft, "Garland" ab 18. Mai von einer jungen Frau, die die Welt retten möchte, aber das Unglück anzieht.