Wer ins Museum geht, tut dies in der Regel, um Kunst zu sehen. Was aber, wenn man Kunst stattdessen auch riechen könnte? Kann man, und sollte man auch ruhig mal machen, dachten sich zehn Bremer und Bremerhavener Museen und haben sich für das Projekt „Smell it! Geruch in der Kunst“ zusammengeschlossen.
Eigentlich sollten die Ausstellungen am 8. Mai parallel starten. Da das Pandemie-Geschehen aktuell aber noch keine Ausstellungsbesuche zulässt, haben die Häuser sich entschieden, vorerst mit einem digitalen und einen Outdoor-Programm zu beginnen. Das Projekt ist eine Kooperation der Kunsthalle Bremen, des Paula-Modersohn-Becker-Museums, der Städtischen Galerie, der Weserburg, des Zentrums für Künstlerpublikationen, des Gerhard-Marcks-Hauses, des Künstlerhauses Bremen, des Kek-Kindermuseums, der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GaK) und des Kunstvereins Bremerhaven.
Bis die Häuser ihre Türen öffnen dürfen, können Interessenten zum Beispiel mit ihrem Smartphone ab dem 8. Mai an einem Nasenbummel rund um die Weserburg teilnehmen. Hierbei laden vier „Nasenskulpturen“ dazu ein, den Teerhof riechend zu erkunden. Über QR-Codes bekommt man ergänzend Informationen zu Bremer Gerüchen geliefert. Der Nasenbummel ist eine von insgesamt sieben geplanten Mitmachstationen des Kek-Kindermuseums.
Am Sonnabend, 8. Mai, bietet das Paula-Modersohn-Becker-Museum um 15 Uhr ein offenes Künstlerinnengespräch mit Camilla Nicklaus-Maurer an. Für „Smell it!“ hat die Künstlerin unter dem Titel „Unverblümt“ eine von den Bildern Modersohn-Beckers inspirierte, den Geruchssinn betreffende, Arbeit entwickelt: ein begehbares Feld aus Samen, das beim Betreten einen nussigen Duft freisetzt. Im Online-Gespräch redet sie über den Geruch in der Kunst zwischen Vergangenheit und Gegenwart und über ihre eigene Arbeit.
Am Sonntag, 9. Mai, führt Peter Lüchinger von der Shakespeare Company ab 11 Uhr in der Lesung für Erwachsene „Texte riechen - Der Duft der Worte“ durch die literarische Sinneswelt von Gerüchen und Düften. Im Online-Vortrag „Denken übers Riechen“ (Donnerstag, 20. Mai, 18 Uhr) spricht Arie Hartog, Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses mit Professor Bengt Beutler von der Philosophischen Gesellschaft Bremen.

Mit ein bisschen Fantasie, riecht es nach Gemüsemarkt, wenn man Aline von Kapffs "Gemüseverkäuferin (Stillleben)" (1887/88) betrachtet. Zu sehen ist das Bild in der Kunsthalle.
Das Programm in den Häusern startet, sobald es die Pandemie zulässt und geht zum Teil bis in den August und September hinein. Die Kunsthalle präsentiert dann unter dem Motto „Mit den Augen riechen“ Duftbilder seit der Zeit der Renaissance. Die Städtische Galerie zeigt die Jahresausstellung des Bremer Verbands Bildender Künstlerinnen und Künstler zum Thema Geruch. Ergänzt werden die Arbeiten durch vier internationale Vertreter der olfaktorischen Kunst.
Die Weserburg stellt die aufs Riechen ausgerichtete Installation „Imperium“ ins Zentrum ihrer Luca Vitone-Ausstellung „Macht“. Der Künstler hat für die unsichtbare Installation gemeinsam mit einer Parfümeurin einen Duft entwickelt, der sich „assoziativ mit Gefühlen und Vorstellungen von Macht und Autorität verbindet“, heißt es in der Beschreibung des Museums. Das in der Weserburg beheimatete Zentrum für Künstlerpublikationen zeigt unter dem Titel „Duft, Smell, Olor“ Arbeiten, die sich zum Teil konzeptionell mit dem Thema Geruch auseinandersetzen, ebenso wie solche, die wirklich riechen.

Das Kunstwerk "Merda d'artista (Künstlerscheiße)" von Piero Manzoni, aus dem Zentrum für Künstlerpublikationen lässt man lieber konserviert.
Das Gerhard-Marcks-Haus stellt eine raumgreifende Installation der Künstlerin Kornelia Hoffmann aus, welche über den Köpfen der Besucher wächst und laut des Museums den „Duft der Erde“ versprüht. Beim Kunstverein Bremerhaven setzt sich die Künstlerin Stefani Glauber mit kulturell verankerten Zuschreibungen von Gerüchen und mit der Analyse und Digitalisierung von Geruch auseinander. Die GaK präsentiert eine ortsspezifische Arbeit der Bremer Künstlerin Effrosyni Kontogeorgou, die sich mit dem Vorgang der Transpiration, dessen poetischen Aspekten und assoziativen Ebenen beschäftigt. Ergänzt wird das Programm durch einen Vortrag von Cecilia Novero über die Materialität des Unsichtbaren und einer anschließenden Künstlerbuch-Präsentation von Korpys/Löffler/Schmal im Künstlerhaus Bremen am 19. Juni.
Weitere Informationen
Alle Informationen zum Rahmenprogramm und den Ausstellungen gibt es online unter www.museeninbremen.de/smellit. Für die Teilnahme an einigen Programmpunkten ist eine Anmeldung notwendig.