Theater, Konzert- und Festivalveranstalter sowie Künstler aller Art haben es gerade nicht leicht. Sie alle wollen arbeiten, wollen proben, wollen spielen. Doch Corona hat vielen von ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Große Events sind bis Ende August verboten, Hygiene- und Abstandsregeln machen Kultur auch im kleineren Rahmen schwierig bis unmöglich – gerade in geschlossenen Räumen. Nun haben sich auf Initiative der Shakespeare Company mehrere Akteure der Bremer Kulturszene zusammengetan und gemeinsam den Kultursommer Summarum organisiert. Frei nach dem Motto: Wenn wir drinnen nicht spielen können, verlegen wir unser Programm eben nach draußen.
Ganz abgeschlossen seien die Planungen zwar noch nicht, schließlich habe man „innerhalb von 14 Tagen etwas organisiert, für das man sonst 14 Monate braucht“, sagt Renate Heitmann, Vorstand der Shakespeare Company. Die Eckdaten stehen allerdings fest: Los geht es am 18. Juni, die Veranstaltungen sollen maximal 45 Minuten dauern. Die geplanten Events bilden das gesamte kulturelle Spektrum ab – vom Theaterspiel über Musik, Literatur, Diskussion, Artistik oder Tanz bis hin zur Clownerie. Gespielt wird an unterschiedlichen Spielorten, darunter zum Beispiel der Bürgerpark, der Garten des Focke- Museums, das Licht-Luft-Bad, der Park Gut Hodenberg, Knoops Park in Bremen-Nord und der Amtsgarten Lilienthal. Auch offene Plätze in der Innenstadt sollen bespielt werden. Je nach Ort haben unter Einhaltung aller Sicherheitsabstände bis zu 100 Menschen Platz. Die Motivation der kulturellen Akteure sei groß, so Heitmann. „Wir alle haben Hummeln im Mors.“ Aktuell sei man dabei, konkret zu planen, wer wann welchen Ort bespielt.
Den Anfang macht das Theater Bremen mit eigenen Programm. Akteure des Theaters bespielen vom 18. Juni bis zum 12. Juli an vier Tagen die Woche den St. Pauli Hof. „Als Theater Bremen freuen wir uns, den Bremer Kultursommer eröffnen zu können. Dass die Bremer Kultureinrichtungen auch zu dieser Zeit sichtbar sind, halte ich für unabdingbar, und ich freue mich sehr, dass wir zum Ende der Spielzeit noch einmal die Gelegenheit haben, vor Publikum spielen und Musik machen zu dürfen“, sagt Intendant Michael Börgerding.
Im Zeitraum vom 1. Juli bis zum 30. August findet dienstags bis sonntags Programm statt. Daran beteiligt sind unter anderem das Steptext-Dance-Project, das Literaturkontor, das Atelier Blaumeier, das Bremer Kriminal-Theater, das Figurentheater Mensch Puppe!, die Musikerinitiative, das Schnürschuh-Theater und viele weitere Akteure, darunter diverse Solokünstler. Auch Shakespeare im Park findet im Rahmen des Kultursommers statt, zwischen dem 1. und dem 16. Juli auf der Melcherswiese im Bürgerpark. Auch hier werde das Repertoire an die Situation angepasst, gespielt werde „in epischer Kürze“ anstatt über mehrere Stunden, betont Heitmann.
Der Sommer Summarum solle zeigen, dass die Kulturszene noch da ist, dass sie stark ist. Zusätzlich soll er Künstlern eine Chance geben, wieder Einnahmen zu generieren und den Bremerinnen und Bremern Mut machen, wieder rauszugehen und Kultur in einem sicheren Rahmen zu genießen. „Wir alle leben von unseren Zuschauern“, sagt Peter Lüchinger von der Shakespeare Company. „Aber das Publikum braucht auch uns.“ Finanziert wird das Ganze durch Eintrittsgelder, den Senator für Kultur und Sponsoren.
Berlin will mit Teststrategie mehr Theater möglich machen
Berlins Kultursenator Klaus Lederer möchte Theatern und Spielstätten mit Corona-Tests mehr Möglichkeiten in der Krise verschaffen. „Wenn wir unsere Einrichtungen wieder öffnen, dann möchte ich, dass zumindest so viel künstlerische Freiheit existiert, dass man keine Maskenspiel-Pläne machen muss. Jedenfalls dann nicht, wenn die Stücke keine Masken vorsehen“, sagte er in Berlin. Als Beispiel verwies er auf entsprechende Konzepte etwa im Fußball.
Lederer will damit ermöglichen, dass auf den Bühnen auch Stücke gespielt werden können, deren Aktionen weniger Abstand erfordern als die coronabedingten Hygieneregeln vorschreiben. Die öffentlich subventionierten Theater in Berlin haben die Spielzeit in ihren Häusern offiziell beendet und bereiten sich auf eine Spielzeit 2020/21 unter den Vorzeichen des Coronavirus vor. „Solange die Pandemie existiert, solange die Ansteckung möglich ist und kein Impfstoff und kein Medikament existiert, sehe ich dazu keine ernsthafte Alternative“, so Lederer.
Für die Bühnen heißt das, entweder nur Stücke mit kleiner Besetzung zu realisieren oder neue Wege zu gehen. „Unser Ziel ist, dahin zu kommen, dass unsere Einrichtungen in der Lage sind, mit solchen Teststrategien künstlerische Freiräume zu haben, um spielen zu können“, sagte Lederer. Gleichzeitig räumte er mit Blick auf eingeschränkt besetzte Zuschauerplätze und damit weniger Einnahmen ein: „Das löst noch nicht das ökonomische Problem.“
Weitere Informationen
Tickets wird es ausschließlich im Vorverkauf bei Nordwest-Ticket geben, nicht vor Ort an einer Abendkasse. Ab dem 16. Juni gibt es eine Übersicht über alle Veranstaltungen und Termine unter www.sommer-summarum.de.