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Verwechslungskomödie "Kann ich reinkommen?" feiert Premiere am Boulevardtheater Bremen

Affären, Verwechslungen und Selbstzweifel: Die Komödie "Kann ich reinkommen?" feiert Premiere am Boulevardtheater Bremen. Mit altbewährten Zutaten sorgt das Stück für Unterhaltung – hat aber auch Schwächen.
26.05.2025, 12:33 Uhr
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Von Alexandra Knief

"Guten Tag, lieber Marc, ich liebe dich von ganzem Herzen", sagt Marc (Kay Kruppa) während er dabei sein Spiegelbild betrachtet. Seine Frau Tina (Inga Jamry) nennt das Affirmation. Laut des Mentalcoaches Udo Jäger soll sie das Selbstbewusstsein stärken und dabei helfen, die Dinge positiv zu sehen. Marc glaubt zwar nicht so richtig daran, versucht es aber mit den "Du schaffst das"-Mantras – schaden kann es ja auch nicht. Und Selbstbewusstsein kann er an diesem Wochenende gut gebrauchen: Nicht nur hat sein Ego aufgrund eines beruflichen Fehlschlags zuletzt sehr gelitten, er plant außerdem, seine Frau zu betrügen – mit der sehr viel jüngeren Kollegin Celina (Lisa Herrmann).

Das ist die Ausgangslage der neuen Komödie "Kann ich reinkommen?", mit der das Boulevardtheater Bremen seine aktuelle Spielzeit beschließt. Es ist das Autoren-Erstlingswerk von Intendant Kay Kruppa – zumindest das erste Stück, das er ohne seinen langjährigen Kollegen Frank Pinkus (1959 – 2021) geschrieben hat. Im vergangenen September feierte es bereits am Weyher Theater seine Uraufführung. Kruppa setzt bei dem Stück auf viele altbewährte Zutaten des Komödientheaters: Verwechslungen, Beziehungsgeflechte, Versteckspiele und kleinere wie größere (Not)Lügen. Kruppa übernimmt auch die Regie und eine der Hauptrollen.

Wenn Rudi das Rendezvous stört

Als Marcs Frau Tina zu einem Mädelswochenende aufbricht, tut Marc so, als würde er sich auf ein ruhiges Wochenende vor dem Fernseher freuen. Kaum ist Tina jedoch aus dem Haus, wirft er sich in sein Holzfäller-Outfit (Celina steht auf Rollenspiele), dimmt das Licht und legt die richtige Musik auf. Doch als es plötzlich klingelt, steht nicht Celina, sondern Marcs' langjähriger Freund Rudi (Markus Weise) vor der Tür. Er ist völlig aufgelöst, weil ihn seine Frau aufgrund einer Affäre rausgeworfen hat.

Rudi weiß nicht wohin und will bei Marc Unterschlupf finden, was dem natürlich gar nicht passt. Vor die Tür setzen will er seinen besten Kumpel aber auch nicht, also steckt er ihn ins Gästezimmer und warnt ihn, bloß nicht rauszukommen – woran Rudi sich natürlich nicht hält. Und so beginnt ein aberwitziges Versteckspiel, das noch verrückter und schweißtreibender wird, als Tina plötzlich unerwartet nach Hause kommt.

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Zugegeben, der Plot strotzt jetzt nicht gerade vor Fantasie, doch dem Stück gelingt es, stets kurzweilig zu bleiben und zu unterhalten. Auch dass mit Rudi und Marc – von Markus Weise und Kay Kruppa wunderbar überfordert gespielt – zwei relativ sensible Männer zusammenkommen, die weder sich noch ihre Affären feiern, steht der Geschichte gut. Marc ist so von Selbstzweifeln zerfressen, dass er sich immer wieder vorm Spiegel Mut zusprechen muss, und Rudi heult sich wegen seiner Affäre und seines schlechten Gewissens fast die Augen aus dem Kopf. Inga Jamry als Gegenpart spielt ihre Tina selbstbewusst und glaubwürdig. Auch sie hat ihre Geheimnisse.

Viel zu tief in die Klischeekiste gegriffen hat Kruppa allerdings bei der Inszenierung der Figur Celina. Lisa Herrmann verkörpert diese als wirklich strohdoofes Blondchen im knappen Krankenschwester-Outfit (Kostüme: Anika Töbelmann), das nicht viel mehr kann, als zu kichern und mit ihren Reizen zu spielen. Sie muss ja nicht gleich anfangen, Shakespeare zu zitieren, aber ein kleines bisschen mehr als die sexwillige junge Blondine wäre schon drin gewesen. Auch im Komödientheater kann man 2025 eine Frauenrolle erwarten, die nicht komplett auf ihr Aussehen reduziert wird.

Ein Haus, viele Zimmer

Das ganze Kammerspiel beschränkt sich auf das Haus von Marc und Tina, von Lisa Dittus und Thomas Haack schlicht und stilvoll eingerichtet: In der Mitte steht eine Couch, links befinden sich die Türen zum Bad und Gästezimmer, rechts ein mit Fotos dekorierter Treppenaufgang zu Schlafzimmer und Co. sowie unten die Tür zur Küche. Und es bedarf auch all dieser Räume im Bühnen-Off, damit das Versteckspiel gelingt, und sich Rudi, Tina und Celina nicht über den Weg laufen.

Wie herausfordernd das Hin- und Hergeschiebe der Figuren während des Stückes ist, verdeutlicht das Theaterteam zum Ende des Abends noch einmal mit einem witzigen Kniff: Wie in einem alten Slapstick-Schwarz-Weiß-Film spielen die vier Darsteller alle Wege noch einmal mit passender Musik im Zeitraffer durch. Eine sehr amüsante Idee, die erst einmal verdeutlicht, wie viele Wege auf der Bühne zurückgelegt wurden. Das sorgt noch einmal für einen gelungenen Abschluss eines Abends, der ansonsten seine Stärken und Schwächen hat.

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Info

Weitere Termine von "Kann ich reinkommen?": 30. und 31. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, 13., 14., 20., 21., 25., 26., 27. und 28. Juni jeweils um 19.30 Uhr sowie 1., 15. und 22. Juni um 15 Uhr. Schon am 3. Juli steht die nächste Premiere aus der Feder von Kay Kruppa auf dem Programm: Die musikalische Komödie "Was für ein Sommer!".
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