Herr Hellerbach, was gucken Sie so?
Martin Hellerbach: Ich habe mir das Fernsehgucken größtenteils abgewöhnt. Manchmal gucke ich das "Heute-Journal" und hin und wieder den "Tatort". Aber: Ich hole mir oft Filme, die ich im Kino geguckt habe und die mir gut gefallen haben später noch auf DVD.
Sie sind also eher der Kinogänger?
Ich gucke gerne kommunales Kino. Auch Kurzfilme finde ich klasse. Vor Kurzem war ich auf den nordischen Filmtagen in Lübeck, da habe ich den isländischen Film "Cop Secret" gesehen - Action, aber auch lustig. Ich bin auch mal durch Zufall im Strandkorbkino von Kühlungsborn gelandet. Da habe ich "Willkommen bei den Sch'tis" gesehen, ein französischer Film mit klasse Humor. Ich muss nicht immer den neuesten Film sehen. Filme wirken bei mir oft länger.
Welche Filme haben Sie berührt?
"Der Club der toten Dichter" mit Robin Williams. Auch "König der Fischer" mit ihm geht unglaublich unter die Haut. Außerdem hat "Der Name der Rose" mich bestimmt zehn Jahre lang beschäftigt.
Haben Sie einen Lieblingsfilm?
Ich würde sagen, "Die fabelhafte Welt der Amélie". Das ist für mich Emotion pur, Humor und eine tolle Besetzung. Einfach ganz großes Kino wie die Geschichte aufgebaut ist und auch die Musik von Yann Tiersen.
Wer würde Sie spielen, wenn jemand Ihr Leben verfilmen würde?
Robin Williams würde ich sofort nehmen, aber er ist ja leider schon verstorben. Darum würde ich vielleicht Tom Hanks fragen. Sean Connery find ich auch klasse, aber das bin nicht ich von der Art. Ich bin eher Tom Hanks.
Lesen Sie gerne?
Ja, aber nie die Klappentexte. Wenn jemand zu mir sagt: Das Buch könnte dir gefallen oder wenn mir ein Titel auffällt, fange ich einfach an zu lesen, ohne genau zu wissen, worum es geht. Und wenn ich nach 50 Seiten das Gefühl habe, ich komme nicht rein, dann lege ich das Buch wieder weg.
Sie verlassen sich also auch gerne auf Tipps von anderen?
Ja. Oder auf den Zufall. Im Buchladen am Bahnhof habe ich "Kafka am Strand" von Haruki Murakami entdeckt. Das Buch ist der Hammer und ich habe mittlerweile einiges von dem Autor gelesen. Die Geschichten sind so, dass man aus einem Buch manchmal auch fünf machen könnte. Alles ein bisschen absurd und verrückt.
Was lesen Sie aktuell?
"Der Mauersegler" von Christoph Poschenrieder. Darin geht es um fünf Freunde, die im Alter eine Männer-WG gründen.
Gibt es ein Buch, das Sie geprägt hat?
"Das Totenschiff" von B. Traven hat mich besonders berührt. Die Stimmung in dem Buch ist unglaublich. Es geht um einen Matrosen, der im Maschinenraum eines uralten Schiffes arbeitet. Die ganze Szenerie hat mich mitgenommen. Da habe ich wirklich mitgelitten.
Welche Rolle spielt Musik bei Ihnen?
Musik ist mein Leben. Ich bin groß geworden mit Genesis. Die Musik der uralten Genesis-Alben, "Selling England by the Pound" oder "Foxtrot" hat mich im Herzen mitgerissen. Andere haben damals gekifft, ich brauchte das nicht. Ich habe eine Platte aufgelegt und war wie in Trance. Ich habe damals auch gelernt, dass man sich für eine LP Zeit nehmen muss. Heute ist alles so schnelllebig, dass viele Menschen gar nicht mehr in den Genuss kommen, sich in Musik zu verlieren. Wenn ich mir eine CD kaufe, setze ich mich hin und nehme mir Zeit. Dann koche oder bügel ich nicht nebenbei, ich höre einfach nur die Musik. "The Lamb Lies Down on Broadway" von Genesis ist mittlerweile in meinen Genen. Musik sollte man genießen wie ein Vier-Gänge-Menü.
Was läuft aktuell bei Ihnen?
Gerade läuft das neueste Album von Jordan Rakei rauf und runter. Und ich habe mir ein Doppelalbum von Gogo Penguin gekauft - eine unglaublich verrückte und faszinierende Musik.
Gibt es ein Lied, das Sie glücklich macht?
"The Secret World" in der Version des gleichnamigen Live-Konzerts von Peter Gabriel. Wenn ich das höre, muss ich vor Glück heulen.
Bleibt noch eine Frage: Wie finden Sie die Melodie in der Warteschleife beim Kundenservice der Bremer Stadtreinigung?
Da schäme ich mich für. Das grenzt an Körperverletzung.
Das Gespräch führte Alexandra Knief.