Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Stadtentwicklung Vier Großprojekte: Was auf die Bremer Innenstadt zukommt

Es wird eine Baustelle sein, wie sie Bremen in seinem Herzen noch nicht gesehen hat. Vier Großprojekte, die mehr oder weniger zeitgleich angegangen werden. Eine harte Belastungsprobe für die Geschäftsleute.
09.09.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Vier Großprojekte: Was auf die Bremer Innenstadt zukommt
Von Jürgen Hinrichs
Inhaltsverzeichnis

Die großen Vier in der Bremer Innenstadt, markante Adressen, riesige Gebäude – sie werden in ein paar Jahren nicht mehr das sein, was sie heute sind. Das Auf- und Abräumen beginnt, mit einer Wucht, die getrost als historisch bezeichnet werden kann. Teilweise bleibt kein Stein auf dem anderen, eine gigantische Baustelle. Das steht Bremen jetzt bevor.

Die Vier – das sind Karstadt, Kaufhof, C&A und das Parkhaus Mitte. Immobilien, die entweder neu entwickelt werden oder verschwinden und Neubauten Platz machen. So lautet der Plan. Er ist im Prinzip unabänderlich und variabel nur noch in den Einzelheiten. Eine Parallelaktion, die den Akteuren alles abverlangt. Auch in diesem Stadium schon, wenn noch kein Bagger rollt. Weil die Arbeiten im Grunde gleichzeitig geschehen und über einen Zeitraum von mehreren Jahren, müssen die Abläufe genau abgestimmt sein.

Im Juni hat der Bremer Senat den "Aktionsplan Centrum Bremen 2030+" beschlossen. Erstmals wird darin aufgezeigt, was sich wo in der Innenstadt in den nächsten Jahren konkret verändert. Enthalten sind sämtliche Maßnahmen und Projekte, die bereits feststehen. Darüber hinaus sollen nach und nach auch solche Vorhaben hinzukommen, von denen es noch keine klar umrissene Vorstellung gibt – anders als bei den großen Vier.

Parkhaus Mitte

Die Hochgarage mit ihren 933 Stellplätzen ist bald Geschichte. Sie soll in zwei Jahren abgerissen werden, hat die Stadtentwicklungsgesellschaft Brestadt angekündigt. Das wird nicht nur Platz für einen multifunktionalen Neubau schaffen, sondern neue Wegebeziehungen möglich machen – eines der wesentlichen Themen beim Umbau der Innenstadt: nicht mehr länger nur das sogenannte Konsum-L von Obernstraße und Sögestraße. Stattdessen Rundläufe, die zum Beispiel auch die Knochenhauerstraße einbeziehen. Wege, aber auch Plätze, Nischen und Ecken, die entstehen. Aufenthaltsqualität lautet dazu das oft strapazierte Wort.

Die Parkplätze fallen weg, ersatzlos. "Ich gehe davon aus, dass der vorhandene Parkraum ausreicht", hatte Andreas Bovenschulte bei der Präsentation der Pläne gesagt. Auch deshalb, so Bremens Bürgermeister, weil der ÖPNV-Anteil am Verkehrsaufkommen in der Innenstadt größer werde. Vom Rand der Stadt und aus dem Umland solle man zwar immer noch mit dem Auto in die City fahren können, es böten sich aber mehr und mehr Alternativen an.

Der Neubau soll Wohnen, Einzelhandel, Gastronomie und Kultur aufnehmen. Entworfen wurde er vom Münchner Büro Hild und K, das sich bei einem Architekturwettbewerb durchsetzen konnte. Die Jury sprach in ihrer Begründung von einem klassischen Baukörper mit Innenhof in Anlehnung an backsteinerne Kontorhäuser. Zwischen unterschiedlichen Baudenkmalen füge er sich wie selbstverständlich ein. Über den Hof seien öffentlichkeitswirksame Nutzungsangebote zugänglich, verknüpft mit einer Gastronomie auf dem Dach.

Kaufhofgebäude

Das ehemalige Warenhaus, heute nur noch auf einer Etage vom Elektronikhändler Saturn bewirtschaftet, grenzt unmittelbar an das Parkhaus Mitte. Die Verbindung zwischen den beiden Gebäuden ist dermaßen eng, dass lange Zeit ausgeschlossen wurde, das eine ohne das andere zu entwickeln. Dies betraf insbesondere die Autostellplätze auf den oberen Etagen des Kaufhof-Gebäudes. Sie sind nur über das Parkhaus Mitte erreichbar.

Der Bremer Unternehmer Kurt Zech scheiterte an diesem Umstand. Er hatte das Parkhaus Mitte bereits in seinen Händen, biss sich an den Eigentümern der Kaufhof-Immobilie, die er vom Verkauf überzeugen wollte, aber die Zähne aus. Auf beiden Flächen sollte aus einem Guss etwas Neues entstehen. Zech gab das Parkhaus schließlich wieder an die Stadt ab und zog sich aus dem Projekt zurück.

Nun übernahm Bremen die Initiative. Der Senat gründete eigens die Stadtentwicklungsgesellschaft Brestadt, stattete sie mit 300 Millionen Euro aus und ließ sie den Anlauf unternehmen, mit dem ehemaligen Kaufhof die größte Gewerbeimmobilie der Innenstadt zu erwerben. Es gelang, der erste große Coup der Brestadt. Seitdem freilich wogt es hin und her: abreißen oder zu einem großen Teil stehen lassen? Zuletzt hatten sich SPD und Linke in der Regierungskoalition klar für einen Abriss ausgesprochen. Allein die Grünen tendieren noch dazu, das Gebäude zu erhalten. Der Senat hat entschieden, die verschiedenen Optionen noch einmal prüfen zu lassen.

Lesen Sie auch

Karstadt-Immobilie

Karstadt in Bremen war lange Zeit das größte Warenhaus in Norddeutschland. Errichtet Anfang der 1930er-Jahre, steht es heute unter Denkmalschutz. "Der Bau des monumentalen Warenhauses in der kleinteiligen Bremer Altstadt erforderte den Abbruch zahlreicher Altbauten und war umstritten, wurde aber auch als Zäsur und Sensation empfunden", schreibt das Landesamt für Denkmalpflege. Ein radikaler Schritt damals, ähnlich dem, der jetzt in der Innenstadt ansteht.

Das Gebäude in der Obernstraße ist mit dem Schutzstempel der Behörde unantastbar geworden. Anders verhält es sich mit dem Nachbarhaus, das Karstadt 1971 zugeschlagen wurde und vorher als DeFaKa-Kaufhaus genutzt wurde. Damit können die Eigentümer, darunter der Bremer Unternehmer Kurt Zech, verfahren, wie sie wollen, und es gibt ein Datum dafür: 30. Juni 2026. Zu dem Termin muss sich Galeria aus diesem Bereich zurückziehen. Das ist zwischen Zech und der Warenhauskette vertraglich vereinbart worden.

Der Bremer Standort von Galeria wird verkleinert und beschränkt sich auf den denkmalgeschützten Teil. Die beiden Gebäude stehen dann wieder isoliert voneinander. Offen ist noch, was mit dem DeFaKa-Haus passiert, welche Nutzer es bekommen wird.

C&A-Gebäude

"Ich überhole sie alle", hatte Marco Bremermann versprochen, als er vor einem Jahr beim C&A-Gebäude zuschlug. Der Bremer Unternehmer übernahm das ehemalige Warenhaus am Hanseatenhof von der Düsseldorfer aik Immobilien-Investmentgesellschaft und kündigte an, bis Anfang 2026 mit der Planung fertig zu sein, um danach sogleich mit den Umbauarbeiten zu beginnen – früher als die anderen Investoren drumherum.

C&A hatte das 1988 erbaute Haus mit einer Bruttogeschossfläche von rund 20.000 Quadratmetern vor vier Jahren geräumt, seitdem steht es leer. Bremermann, der für das Projekt nach eigenen Angaben zusammen mit Hamburger Kapitalgebern eine Objektgesellschaft gegründet hat, will einen dreistelligen Millionenbetrag investieren, darin eingerechnet ist der unbekannte Kaufpreis. Die Immobilie soll um zwei oder drei Etagen aufgestockt werden und sich damit den Höhen der Nachbargebäude angleichen. Auf Fragen zu den Details und zum Stand der Vorbereitungen äußert sich Bremermann vorsichtig: Es sei noch alles im Fluss, lässt er über seinen Sprecher mitteilen. In keinem Bereich gebe es so fortgeschrittene Entwicklungen, dass sie spruchreif wären.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)