Was für ein schöner Ausblick. Nichts als strahlend blauer Himmel und das weite blaue Meer. Gute Voraussetzungen für einen Kreuzfahrturlaub. Genau den hat Claudia geplant und ihre zwei engsten Freundinnen Anke und Bärbel dazu eingeladen.
Die drei sind schon ewig befreundet, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Claudia (Suzanne Andres) legt viel Wert auf ihr Äußeres, denkt, dass sie definitiv das Zeug zum Star hat. Sie hat einen hypochondrischen Ehemann namens Sören zu Hause sitzen, den sie nicht besonders ernst nimmt ("Er erfindet Organe, nur damit sie sich bei ihm entzünden können").
Anke (Anne-Kathrin Fremy) ist Mutter eines Sohnes, eher praktisch gekleidet als en vouge. Als sie auf dem Kreuzfahrtschiff eintrifft, hat sie noch Hirsebrei in den Haaren. Und Bärbel (Martina Flügge) ist eine Nummer für sich: tollpatschig, start sehbehindert - weshalb sie eine Brille mit ziemlich dicken Gläsern trägt - und noch immer auf der Suche nach dem richtigen Partner. In ihrer Dating-App läuft es nicht so gut. Gerade erst schrieb ihr ein Scherzkeks mit Rippenschmerzen – und stellte die Frage, ob sie mit ihrer Brille spontan eine Röntgenaufnahme bei ihm machen könnte.
Wiedersehen mit alten Bekannten
Regelmäßige Theaterschiff-Gänger denken jetzt vielleicht: Moment mal, die drei Frauen kenne ich doch. Und ganz richtig. 2019 eroberten Anke, Claudia und Bärbel in "Weiber" zum ersten Mal die Bühne des Theaterschiffs Bremen und entwickelten sich zu einem Kassenschlager. Damals planten die drei Freundinnen ein Wellness-Wochenende, bis Anke ihnen offenbarte, dass der eigentliche Grund für ihr Treffen ein anderer war: Sie sollten ihrer alten Schulfreundin Moni aus der Patsche helfen und an ihrem 50. Geburtstag eine kleine Bühnenshow präsentieren.
Nun, in "Weiber 2 - Der Mädelsabend geht weiter", das am Donnerstagabend Premiere feierte, ist es Claudia, die ihren Freundinnen den eigentlichen Grund für die Kreuzfahrt-Einladung verschwiegen hat, bis alle an Bord und die ersten, vom charmanten Steward Miguel (Stefan Reil) gebrachten Cocktails geleert sind: Seit dem damaligen Auftritt auf Monis Geburtstag träumt Claudia von einer Bühnenkarriere.
Dieser Traum soll nun Realität werden. Auf dem Schiff will sie ihr großes Comeback feiern und ihre Show "Männer sind auch nur Männer" mit Gesang und Comedy auf die Bühne bringen. Direkt, nachdem die große Barry Manilow-Show und der Auftritt des synchron schwimmenden Wasserballetts stattgefunden haben.
Der Traum droht zu platzen
Doch als das Wetter umschlägt und einige der Performer seekrank werden, drohen der Showabend und damit Claudias großer Moment ins Wasser zu fallen. Bis den Frauen eine Idee kommt, wie sie den Abend retten könnten...

Claudia (Suzanne Andres, von links), Anke (Anne-Kathrin Fremy) und Bärbel (Martina Flügge) haben alle drei ein Auge auf ihren Steward Miguel (Stefan Reil) geworfen.
Autorin Martina Flügge und Haus-Regisseur Oliver Geilhardt schaffen mit "Weiber 2" das, was schon beim ersten Teil gelungen ist: Schrullige Figuren auf die Bühne zu bringen, ohne sich über sie lustig zu machen. Sie alle wissen selbst, dass sie nicht perfekt sind, und lassen das mit viel Selbstironie ins Stück einfließen.
So funktioniert gutes Boulevardtheater, selbst, wenn einige Zuschauer den einen oder anderen Witz sicher nicht zum ersten Mal gehört haben. Das schlichte Bühnenbild mit Bar und Sonnenliegen (Bühne: Knut Schakinnis) sowie die große LED-Leinwand im Hintergrund sorgen für Schiffsfeeling - Sonnenuntergang inklusive. Und natürlich darf bei einer guten Komödie auf dem Theaterschiff auch Musik nicht fehlen. In diesem Fall können Besucher sich auf einige Songs freuen, die nicht zum Standardrepertoire des Musikkomödien-Portfolios gehören.
Martina Flügge: Ein Garant der guten Laune
Stefan Reil mimt einen flirtenden Miguel, der alle Register zieht, damit es den drei Frauen auf dem Schiff gut geht. Die Besetzung der Frauen ist dieselbe wie im ersten Teil. Warum sollte man auch etwas ändern, was gut funktioniert? Anne-Kathrin Fremy geht voll in der Rolle Anke auf, ist Mutter aus Leidenschaft, was spätestens dann klar wird, als sie Miguel ein wenig Schmutz mit Spucke von der Wange kratzt.
Suzanne Andres gibt ihrer Claudia genau die Eleganz, die sie auch auf der Bühne versprühen will, und Martina Flügge ist einfach eine Bank, wenn es um gute Laune geht. Egal, welche Rolle sie spielt, es macht immer Spaß ihr zuzugucken.
Das Premierenpublikum am Donnerstag belohnt all das mit lang anhaltendem Applaus und entlässt das Ensemble erst nach zwei Zugaben in den wohlverdienten Feierabend.