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Bremer Musiker Zwei Kerle auf der Bühne

Daniel Hohorst und Dennis Bokelmann machen als Kerle Fornia Musik. Ihr Debütalbum heißt „Gefundenes Fressen“. Im Gespräch erzählen sie vom Elternsein, Kalifornien und wieso sie die CD immer noch lieben.
30.09.2019, 13:18 Uhr
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Zwei Kerle auf der Bühne
Von Olga Gala

So ein Opel Corsa ist nicht groß. Daniel Hohorst und Dennis Bokelmann gehen damit trotzdem auf Tour. Verstärker, Gitarre und ein kleines Schlagzeugset, das in eine Kiste passt. Mehr brauchen sie nicht. Sie stehen nur zu zweit auf der Bühne. Die beiden Freunde aus Schwanewede kennen sich schon ewig. Fast genauso lange machen sie schon gemeinsam Musik. Als Elf-, Zwölfjährige experimentierten sie mit Punk, später folgte eine kurze Metalphase. „Wir haben aber gemerkt, das sind wir nicht“, sagt Hohorst. Nun spielen sie eine Mischung aus Poprock und ein bisschen Indie. Meist leise. Oft nachdenklich und manchmal lustig. Seit etwas mehr als einem Jahr machen sie zu zweit Musik als Kerle Fornia. Nun ist ihr Debütalbum „Gefundenes Fressen“ erschienen. Damit sind sie gerade auf Tour.

Bokelmann ist der Schlagzeuger. Hohorst, der mittlerweile in Hamburg wohnt, spielt Gitarre und singt. An den Texten arbeiten sie beide. Einige Lieder auf dem Album stammen aber noch aus einem anderen Musikprojekt. „Wir für wen“ heißt die Band, in der Hohorst und Bokelmann noch mit zwei anderen spielen. Irgendwann vergangenes Jahr reichte den beiden die Arbeit dort aber nicht mehr. Sie wollten mehr Songs aufnehmen, mehr ausprobieren. So entstanden die Kerle Fornia. Der Name des Duos ist genauso selbstironisch wie viele ihrer Texte. „Wir wollten mit dem Namen spielen“, sagt Bokelmann. „Wir sind eher Nordsee und Wattenmeer als Kalifornien.“ Deshalb dient als Logo der Band auch kein Bär (wie auf der kalifornischen Flagge), sondern ein Igel. Der sei norddeutscher, finden sie.

Kerle Fornia ist eine junge Band und doch so professionell wie längst etablierte Gruppen. Hohorst und Bokelmann sind zwar keine Berufsmusiker und verdienen ihr Geld mit Bürojobs. Doch sie haben jahrelange Erfahrung mit anderen Bandprojekten. „Als wir angefangen haben, hat man sich mit einer selbst gebrannten CD beim Konzertveranstalter beworben“, sagt Bokelmann. Noch heute hängen sie an der Platte, haben auch ihr Album auf CD produziert. Das sei einfach ihr Medium. Damit seien sie aufgewachsen. Heute laufe alles digital. Trotz CD-Liebe laufen die Kerle Fornia aber mit – und wie! Ihre Social-Media-Profile sind professionell gemacht, zu ihren Songs gibt es aufwendig produzierte Musikvideos. Kerle Fornia bieten Abwechslung: Ob psychedelisches 360°C-Video in einer schrillen Welt, mittendrin die beiden Künstler tanzend im Einhorn- und Krokodilkostüm. Oder eher nachdenklich, in schönster Boybandmanier, sich selbst nicht zu ernst nehmend, auf dem Freimarkt Karussell fahrend und gedankenverloren in die Ferne schauend.

Die Musikvideos sind den beiden Freunden wichtig. Björn Bremer, der die Band fotografiert hat und die meisten Videos gedreht hat, gehöre fast schon zur Band, sagen sie. „Mit einem guten Musikvideo hört man einen Song anders“, sagt Bokelmann. In der Tat. So kann der Song „Alles gut“ erst im Video seine volle Wirkung entfalten. Absurdität und dadaistische Inszenierung machen Spaß und regen trotzdem zum Nachdenken an. „Alles gut“ heiße eigentlich gar nichts, sagt Hohorst. „Durch den Song ist mir erst aufgefallen, wie oft man diese Floskel benutzt, obwohl es einem vielleicht gar nicht gut geht“, sagt Bokelmann.

Diese Mischung aus nachdenklich und witzig zieht sich durch viele Lieder von Kerle Fornia. Traurig, aber auch lustig, beschreiben sie selbst ihre Musik. Kerle Fornia können aber auch ernst. „Eltern jetzt“ etwa handelt von der Lebenswirklichkeit junger Mütter und Väter, ein bisschen Gesellschaftskritik inklusive. Bokelmann und Hohorst sind selbst Väter. Mit Kind auf dem Schoss hat Hohorst seinen Part an den Songs zu Hause aufgenommen. Das sei zeitlich nicht anders möglich gewesen: „Bei dem Song 'Moment' hört man meinen kleinen Sohn in der Bridge. Da hört man so ein leichtes Lachen, was dann umschwingt zu einem genervten 'Papa, ich will jetzt auch mal Aufmerksamkeit'“. Bei dem Titel „FC“ ist gleich zu Beginn ein Spielzeugauto zu vernehmen. „Diese vermeintlichen Störgeräusche sind geblieben“, sagt Hohorst. Er habe sich bewusst dazu entschieden, sie beizubehalten. „Man muss nicht alles ausproduzieren.“ Kerle Fornia wollen authentisch bleiben. Deshalb singen sie auch auf Deutsch. „Die Leute können sofort einen Zugang zu der Musik bekommen“, sagt Bokelmann. Auch das Texten sei in der Muttersprache natürlicher. „Auf Englisch fühle ich mich da viel zu limitiert“, sagt Hohorst.

Für die Freunde ist Musik ein Hobby, ein teures Hobby sogar. Für CD-Produktion, Videos und Fotos geben sie eher Geld aus, als welches einzunehmen. Wäre natürlich schön, wenn es anders wäre, sagen sie. Wichtiger sei für sie jedoch, gemeinsam Musik machen zu können. Mit gecoverten Liedern ließe sich vielleicht eher Geld verdienen. Doch Kerle Fornia wollen ihre eigenen Songs performen. „Ich hatte nie Lust, die Sachen von anderen zu spielen“, sagt Bokelmann.

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