Auf dem „Schulschiff Deutschland“ hat wieder die Marine das Kommando. Jedenfalls von Montag bis Donnerstag dieser und nächster Woche. So lange hat sie das Kulturdenkmal am Vegesacker Hafen gechartert. Kadetten trainieren dort, was sie auf der „Gorch Fock“, die Baustelle ist, nicht üben können: Decksmanöver.
Jeder an Bord hört jetzt auf Christian Riechelmann. Der 39-jährige Fregattenkapitän spricht von grundlegenden Übungen für die Kadetten in Theorie und Praxis. Vom Seeklar machen. Von Aufgaben unter Zeitvorgaben. Und davon, dass die Marine froh darüber ist, das letzte deutsche Vollschiff noch einmal nutzen zu können. Er zeigt auf die Planken, die Brassen, den Hauptmast, die Takelage. „Ein schönes Schiff.“ Und vor allem: „Schön in Schuss.“
Der Chefausbilder weiß, dass der Rahsegler keine Segel mehr hat. Dass er in einer Art Becken aus Spundwänden liegt und darum kaum schaukelt. Und trotzdem sagt er, dass die Übungen und Manöver an Deck für die Mannschaft ein Glücksfall sind. Nach seinen Worten ist das „Schulschiff Deutschland“ nämlich beinahe wie die „Gorch Fock“. Auch fast genauso breit und lang. „Es gibt für uns kein anderes Schiff, auf dem sich so realitätsnah trainieren lässt.“
Die Anfrage der Marine kam dennoch überraschend. Nach Rechnung von Claus Jäger, Chef des Schulschiffvereins in Vegesack, hat es seit 1995 kein Manöver mehr an Bord des 1927 gebauten Seglers gegeben. So lange liegt das „Schulschiff Deutschland“ jetzt an der Mündung zur Lesum. Vor 13 Jahren hatte es das letzte Mal abgelegt. Damals beteiligte sie sich der Segler an der Sail in Bremerhaven. Ein Schlepper zog ihn.
Die Kadetten tragen zwar alle Gurte und Karabiner wie Industriekletterer, doch in die Takelage dürfen sie nicht – aus versicherungstechnischen Gründen. Dass sie die Klettermontur trotzdem tragen, hat laut Chefausbilder Riechelmann einen simplen Grund: „Sie sollen sich an sie gewöhnen.“ 25 Männer und Frauen sind es, die in dieser Woche auf dem „Schulschiff Deutschland“ einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren, noch einmal so viele in der nächsten.