Meyenburg ist offenbar ein gutes Pflaster für Kreative. Im alten Geestbauerndorf haben sich über die Jahre zahlreiche Kunsthandwerker und Künstler angesiedelt. In ihren Werkstätten fertigen sie Kerzenleuchter aus Bronzeguss, Schmuck und Skulpturen aus Holz oder feinste Näharbeiten. Eine Rahmenmanufaktur mit Galerie verbindet Handwerk und Kunst. In die Gilde der Meyenburger Kreativen reiht sich jetzt ein Neuzugang: Klaas Thomalla will im Frühjahr 2014 eine Kunstschmiede im Dorf eröffnen. An diesem Wochenende stellt er sich schon mal mit einer Ausstellung den Meyenburgern und Kunstfreunden vor.
Noch pendelt Klaas Thomalla täglich von Meyenburg, wo er seit August 2011 zu Hause ist, zu seiner Schmiedewerkstatt in Jaderberg auf der anderen Weserseite. Jeden Morgen mehr als 60 Kilometer hin und abends wieder zurück. Doch das soll bald ein Ende haben. Ab Frühjahr 2014 will der 43-Jährige in Meyenburg den Hammer schwingen. Am Meyenburger Damm 3 hat er in einem früheren Rinderstall 120 Quadratmeter angemietet. Dort will er eine Kunstschmiede einrichten.
„Die Baugenehmigung habe ich schon“, erzählt Thomalla. Ein bisschen umbauen muss er noch, bevor er durchstarten kann. Und dann heißt es: umziehen mit Sack und Pack. Darin hat der gebürtige Langenhagener inzwischen fast schon Routine. In Meyenburg wird er seine dritte Werkstatt beziehen. Die erste richtete sich der Kunstschmied, Metallbildhauer und Holztischler in Iprump bei Oldenburg in einem Bootsschuppen ein, als er sich 1999 selbstständig machte. 2003 folgte der Wechsel in die eigene Werkstatt in Jaderberg. Nun bietet sich ihm in seiner Wahlheimat Meyenburg die Möglichkeit, Leben und Arbeiten an einem Ort zu verbinden.
Dass er sich einmal selbstständig machen würde, das stand für Klaas Thomalla schon während seiner Ausbildung zum Kunstschmied in Oldenburg fest. Bei Edda Sandstede, einer bekannten Metallgestalterin und Kunstschmiedemeisterin, ging er von 1996 bis 1999 in die Lehre. „Ich konnte dort viel selber ausprobieren“, erzählt er. Seit 2003 ist Klaas Thomalla selbst Schmiedemeister.
Zur Arbeit an der Esse kam er über seine erste Ausbildung. In der Werkstatt von Ulrich & Szepanik in Hannover erlernte Thomalla von 1992 bis 1995 zunächst das Handwerk des Tischlers. Die Möbelrestauration war sein Steckenpferd. „Es gab immer Probleme mit den Industrie-Metallbeschlägen. Da dachte ich mir: Wenn ich noch Schmied werde, kann ich alles aus einer Hand anbieten.“
Bis vor einigen Jahren fuhr Thomalla zweigleisig – tischlerte Schränke oder auch mal Fensterläden für ein altes Fachwerkhaus, schmiedete Zäune, Tore und Fenstergitter. Inzwischen hat er seinen Schwerpunkt auf die Arbeit mit Metall, vor allem Eisen, verlagert. Das Künstlerische steht jetzt stärker im Vordergrund. Das Holz ist dabei aber immer noch mit im Spiel.
„Wood’n Steel“ nennt Thomalla seine Kreationen. Eine doppeldeutige Bezeichnung. Zum einen meint sie die Kombination von Holz und Stahl. Etwa, wenn Thomalla Sitz und Rückenflächen antiker Stuhlrahmen mit eisernen Spinnennetzen „bezieht“ oder sich bei einem großen Windspiel ein Mond aus Stahl in einem Kreis aus Holz dreht. Eine Skulptur des Erzengels Uriel aus Mooreiche trägt riesige Stahlflügel. Verschmitzt lächelnd und mit Nickelbrille schaut ein Holz-Gandhi mit Kupferschärpe in die Welt.
Natur aus Stahl
Wood’n Steel meint aber auch, dass Stahl bei Thomalla wie Holz in der Natur daherkommt. Eiserne Zweige bilden ein filigranes Geflecht, geschmiedete Baumwurzeln tragen als Füße eine Tischplatte aus einer echten Baumscheibe. „Ich mag organische Formen“, sagt der Kunstschmied.
Bei der Arbeit mit Eisen neue Möglichkeiten auszuprobieren, dem Material neue Formen zu entlocken, das reizt den Kunstschmiedemeister. Schon sein Gesellenstück erregte 1999 Aufmerksamkeit: ein Metallgitter, an dem kein einziges Stück geschweißt ist. Nur durch reine Physik umklammern sich Eisenstäbe. Mit der Arbeit wurde Thomalla im gleichen Jahr Bundessieger in der Metallgestaltung.
Kunstfreunde haben an diesem Wochenende in Meyenburg Gelegenheit, seine Werke in Augenschein zu nehmen. Auf der Diele eines Reetdachhauses neben seiner künftigen Werkstatt am Meyenburger Damm 3 stellt Klaas Thomalla am Sonnabend, 30. November, und Sonntag, 1. Dezember, kunsthandwerkliche Schmiedearbeiten aus: Gebrauchsgegenstände wie Kerzenleuchter und Tische, Objektkunst von Mobiles bis Windspielen und kleinere Plastiken. Die Ausstellung ist an beiden Tagen von 10 bis 19 Uhr geöffnet.