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Überschwemmung am Brink Land unter am Brink

Bei Regen bekommen Anwohner am Brink in Schwanewede nasse Füße. Die Straße verwandelt sich in einen Fluss, Vorgärten werden überschwemmt. Nun will die Gemeinde Sickermulden bauen.
26.12.2017, 20:27 Uhr
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Von Gabriela Keller

Schwanewede. An manchen Tagen kann Birgit Hoffmann ihr Grundstück am Brink 97 in Schwanewede nur mit Regenstiefeln betreten. Wenn es vom Himmel kräftig schüttet, verwandelt sich die Straße vor ihrem Einfamilienhaus regelmäßig in einen großen See. „Das Wasser fließt über die Seitenräume auf die Auffahrt und in den Vorgarten“, klagt Hoffmann. Sie ist nicht die einzige Betroffene. Zwei weitere Anwohner ärgern sich über die wiederkehrenden Überschwemmungen vor ihrer Haustür. Das Problem sei der Gemeinde seit Jahren bekannt, doch passiert sei nichts, kritisieren die Anlieger. Nun naht Hilfe. Die Gemeinde Schwanewede will Sickermulden bauen.

„Bis zu den Knöcheln steht das Wasser auf der Straße und auf unseren Grundstücken“, sagt Nicole Haßfurther. Sie wohnt in Haus Nummer 99, direkt neben Birgit Hoffmann. Vor drei Jahren zog die Familie an den Brink zwischen Kellerweg und Vorberg. „Gleich im ersten Jahr lief das Regenwasser wie ein reißender Fluss von der Straße über den Hof in den Garten und den Keller“, erzählt Haßfurther. Inzwischen hat die Familie die Einfahrt höher gelegt, die Kellerfenster zu- und den Kellerschacht hochgemauert. „Jetzt läuft das Wasser wenigstens nicht mehr in den Keller“. Aber immer noch auf das Grundstück. In Haus Nummer 98 auf der anderen Straßenseite wohnt Regina Bieber. „Bei Regen steht das Wasser bis auf unsere Auffahrt“, sagt sie.

Vor kurzem sei das Problem wieder „extrem“ gewesen, sagt Hoffmann. Auf einer Länge von gut 30 Metern hätten die Wassermassen die Straße überschwemmt. Die Anwohnerin hat damals Fotos gemacht. Von der Straße ist nichts mehr zu sehen, zwischen den Gartenzäunen zieht sich stattdessen ein Fluss. Als sich die „Norddeutsche“ wenige Tage später vor Ort ein Bild macht, stehen immer noch Teile der Straße unter Wasser. Die Rasenflächen rechts und links der Straße sind matschig, überall verstreut liegt Schotter. „Das ist ein zusätzliches Problem. Schäden in der Straße werden mit Schotter aufgefüllt, die Wassermassen spülen ihn aber wieder weg. Den Dreck müssen die Anwohner dann wegschippen“, sagt Bieber, die seit 1989 am Brink wohnt.

Mit dem Überschwemmungsproblem plagen sich die Anwohner am Brink nach eigenen Angaben seit Jahren. „Unsere Häuser liegen an der tiefsten Stelle des Brinks. Aus beiden Richtungen der Straße sammelt sich hier das Regenwasser“, sagt Hoffmann, die seit 1988 Anwohnerin ist. Früher nahmen Gräben vor den Häusern das Wasser auf, die wurden irgendwann zugeschüttet. Einen Regenwasserkanal gibt es nicht. Vor einigen Jahren habe die Gemeinde mal einen Sickerschacht mit zwei Regenwasserabläufen auf der Straße gebaut. Gebracht hat es nach Meinung der Anwohner kaum etwas. „Es ist einfach zu viel Wasser.“

Von der Gemeinde Schwanewede fühlen sich die Anwohner „im Regen stehen gelassen“. Alles Mögliche hätten sie schon unternommen: unzählige Briefe und „hunderte von Fotos“ an das Rathaus geschickt, in Bürgersprechstunden das Problem geschildert. Bürgermeister Harald Stehnken und Vertreter des Bauamtes seien vor Ort gewesen. „Aber es passiert nichts“, klagen die Bürger. Weitere Sickerschächte am Brink würden nicht gebaut, habe ihnen das Bauamt mitgeteilt. Die Anwohner selbst hätten eine Lösung vorgeschlagen: Auf den Weiden hinter dem Brink wäre genug Platz für ein Regenauffangbecken. „Wir haben der Gemeinde vorgeschlagen, das Wasser mit einer Rohrleitung über unser Grundstück zum Becken abzuleiten“, sagt Nicole Haßfurther. Das sei abgelehnt worden.

Die Gemeinde habe im Bereich der Weiden hinter dem Brink keine eigenen Grundstücke, begründet die stellvertretende Bauamtsleiterin Ulrike Becker auf Nachfrage. Für den Bau eines Sickerbeckens müsste die Gemeinde eine Fläche kaufen. Die Bauverwaltung plant jetzt eine andere Lösung. Auf jeden Fall will sie handeln. „Das Überschwemmungsproblem am Brink wird immer extremer, wir können die Anwohner nicht mehr vertrösten“, sagt Becker. Die Lösung, die das Bauamt präsentiert: „Wir wollen Mulden in den Seitenräumen der Straße zwischen Kellerweg und Vorberg anlegen.“ Hier soll das Regenwasser aufgefangen werden und versickern. „Ziel ist, möglichst viel Volumen zu schaffen“, sagt die Tiefbau-Fachfrau. Wie viele Mulden entstehen werden, kann sie noch nicht sagen. „In den Seitenräumen der Straße verlaufen Versorgungsleitungen, darauf müssen wir Rücksicht nehmen.“ Die Flächen sollen jetzt untersucht werden. Die Mulden sind ist laut Becker „wesentlich kostengünstiger“ als ein Sickerbecken. „Die können wir aus Unterhaltungsmitteln finanzieren.“

Beim Wasserproblem am Brink kommen laut Becker mehrere Faktoren zusammen. „Der bestehende Sickerschacht hat mit drei Metern Tiefe und einem Durchmesser von einem Meter nur eine begrenzte Kapazität, um das Wasser aufzunehmen, das sich hier im Tiefpunkt des Brinks sammelt. Das reicht für einen normalen Landregen, aber nicht für einen Starkregen.“ Weitere Sickerschächte wie den vorhandenen würde die Gemeinde heute aus Gründen des Boden- und Grundwasserschutzes nicht mehr bauen, erklärt Becker. „Das Regenwasser wird hier direkt in das Grundwasser eingeleitet.“ Bei einem Ölunfall etwa bestehe die Gefahr, dass auch Schadstoffe ins Erdreich gelangen.

„Die Versickerung muss über eine belebte Bodenzone erfolgen.“ Becker meint damit die Rasenflächen, die die Gemeinde im Seitenraum neben der Fahrbahn angelegt hat. Die Überschwemmungen haben sie nicht verhindern können. „Es kommt zu viel Wasser“, sagt auch Becker. Zudem würden Anwohner den Seitenstreifen zum Parken nutzen. „Im Laufe der Jahre hat sich der Oberboden verfestigt, das Wasser wird nicht mehr so gut aufgenommen.“ Zusätzlich erschwere eine Lehmschicht im Boden ein schnelles Versickern.

Nun hofft die Gemeinde, mit Sickermulden die Wassermassen in Zaum halten zu können. Wie schnell sie gebaut werden, hängt laut Becker vom Wetter ab. „Wenn es keinen Frost gibt, können wir da kurzfristig beigehen, vielleicht schon Anfang des neuen Jahres.“

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