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Sonnabend Tag der offenen Tür Lesumer Revier feiert 75. Geburtstag

Seit Jahrzehnten ist das Polizeirevier in Lesum ortsbildprägend. An diesem Wochenende feiern die dort tätigen Polizisten mit einem Tag der offenen Tür den 75. Geburtstag des Reviers.
25.06.2015, 00:00 Uhr
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Von Ulf Buschmann

Seit Jahrzehnten ist das Polizeirevier in Lesum ortsbildprägend – auch mit seinen Polizeiwagen, die vor der Tür parken. An diesem Wochenende feiern die dort tätigen Polizisten mit einem Tag der offenen Tür im Rahmen der Lesumer Kulturtage „Sommer in Lesmona“ den 75. Geburtstag des Reviers.

Die Geschichte des Reviers mit der Adresse Hindenburgstraße 32 ist eng verbunden mit der Geschichte Bremen-Nords, beziehungsweise mit der Eingemeindung der einstmals preußischen Orte nach Bremen durch die Nationalsozialisten. Nachdem Burgdamm, Marßel, Burg, Grambke, das Werderland, Burglesum und St. Magnus Teile der Hansestadt geworden waren, musste auch eine Neuordnung der Polizei her.

Mit der Zahl 20

Am 10. März 1940 haben die neuen polizeilichen Zeiten begonnen. Im bis heute genutzten Gebäude an der Hindenburgstraße wurde den Beamten vier Räume zur Verfügung gestellt. Die Lesumer Wache erhielt die Bezeichnung „20. Polizeirevier“. Die Stadtteile Vegesack und Blumenthal bekamen die Revier-Zahlen 21 und 22.

Das nicht sehr üppige Quellenmaterial der jüngeren Geschichte weist darauf hin, dass es damals bereits Zellen im Revier gab. Sie existieren bis heute, um Täter in Gewahrsam zu nehmen. Sie sind aber auch ein Hinweis auf die Geschichte des Gebäudes, die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden in Deutschland sogenannte Patrimonialgerichte. Sie gehörten den adeligen Grundherren, die eine eigene, vom Staat unabhängige Rechtspflege ausübten. Davon gab es allein 18 im Bereich der Landdrostei Stade.

Das hiesige Patrimonialgericht hatte seinen Sitz zunächst in Schönebeck, es zog dann nach einer Justizreform allerdings nach Blumenthal um. Folglich wollten die Lesumer ihr eigenes Amtsgericht haben. Diesem Wunsch entsprachen die Herren des Königreichs Hannover – unter der Voraussetzung, dass die Gemeinde Lesum ein Grundstück für den Bau eines solchen Gerichts zur Verfügung stellte. Der Lesumer Johann Wischhusen verpflichtete sich laut Protokoll vom 10. Oktober 1851, ein Grundstück unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 1852 wurde mit dem Bau begonnen. Der Wert des Bauplatzes belief sich damals auf 800 Thaler. Hinzu kam ein Garten für den Gefangenenwärter mit einer Größe von 930 Quadratruthen. Außerdem musste die Gemeinde einen Baukostenbeitrag in Höhe von 1700 Thalern beisteuern.

Umbau 1912 bis 1915

Der nächste große Schritt in der Geschichte des Gebäudes war der Umbau in den Jahren 1912 bis 1915. Das damalige königlich-preußische Amtsgericht erhielt unter anderem einen Gefängnisanbau. Die offizielle Fertigstellung wird für das Jahr 1916 vermerkt. Allerdings fehlten für Gefängnis und Gericht noch die Einrichtung. Zehn katholische Gesangbücher für die Verbrecher mussten auch noch beschafft werden.

Die Zeiten des Amtsgerichts waren mit der Eingemeindung 1939 wie eingangs erwähnt vorbei. Zu einer weiteren Zäsur kam es mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Für die Ordnung sorgte zunächst die Militärpolizei der Siegermächte, doch Briten und Amerikaner merkten alsbald, dass es ohne die deutsche Polizei nicht ging. Deshalb gab es schon wenige Monate nach der Kapitulation wieder hiesige Ordnungskräfte – allerdings unbewaffnet. Zu ihren Aufgaben gehörte es – auch in Lesum – die nächtliche Ausgangssperre zu kontrollieren, Diebstahl und Schwarzhandel zu bekämpfen. Ein Wachbucheintrag von 1946 vermerkt eine Personalstärke von 20 Mann. Ein wenig vorgeblättert in der Chronik: 1990 waren es 49 Beamte.

Vor 25 Jahren waren die Zeiten indes noch andere. Damals „war ein Revier noch ein Revier“, wie es Gundmar Köster, Pressesprecher der Polizeiinspektion umschreibt. Es war 24 Stunden geöffnet und die Beamten erledigten faktisch alle anfallenden Arbeiten. Seit der großen Polizeireform im Jahr 2009 sind nur noch die Reviere in Lesum und Blumenthal ständig besetzt.

Hintergrund: Alle Einsätze werden heute vom Lagezentrum in der Vahr koordiniert. Die Polizisten rücken auch von der Hindenburgstraße aus, doch die Aufgaben des Einsatzdienstes sind von denen des Reviers getrennt. Im Revier arbeiten heute die Verkehrssachbearbeiter, die Kontaktbeamten und eben die Revierleitung.

Die Beamten des Lesumer Reviers nehmen am Sonnabend, 27. Juni, ab 14 Uhr mit dem Polizei-Borgward am Umzug im Rahmen der Kulturtage Burglesum teil. Von 15 bis 19 Uhr ist das Revier für einen „Tag der offenen Tür“ geöffnet. Auf dem Programm stehen Führungen, Fahrradregistrierung, Tipps gegen Fahrraddiebstahl und zum sicheren Fahrradfahren. Die Polizisten geben auch Ratschläge für einen besseren Einbruchsschutz.

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