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Der Preis einer sauberen Stadt Mängelmelder-App überfordert die Behörde

Eine kostenlose App soll für Sauberkeit auf Bremens Straßen sorgen, allerdings kommt die zuständige Stelle mit dem Bearbeiten der Meldungen kaum hinterher. Eine kostenpflichtige Version könnte Abhilfe schaffen.
17.01.2017, 00:00 Uhr
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Von Maren Brandstätter und Jörn Seidel

Eine kostenlose App soll für Sauberkeit auf Bremens Straßen sorgen. Allerdings kommt die zuständige Stelle mit dem Bearbeiten der Meldungen kaum hinterher. Eine kostenpflichtige Version könnte Abhilfe schaffen.

Unleserliche Straßenschilder, illegal entsorgter Müll, zugewachsene Fußwege – gegen Ärgernisse dieser Art ist eine App entwickelt worden. Mit dem Mängelmelder, so der Name dieser Smartphone-Anwendung, können Störungen im öffentlichen Raum direkt vom Ort des Geschehens aus gemeldet werden.

Einzige Voraussetzung ist, dass auf dem Smartphone die kostenlose Mängelmelder-App installiert ist. Diese ermöglicht dem Nutzer, ein Foto mit den entsprechenden GPS-Koordinaten und einer Beschreibung der Störung automatisch an die Leitzentrale Saubere Stadt zu senden, die Verkehrs- und Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) unterstellt ist. Um Doppelungen zu vermeiden, verfügt die App über einen Stadtplan, auf dem alle bereits gemeldeten Störungen markiert und beschrieben sind. Ist das Symbol rot, ist das Problem noch nicht in Arbeit. Gelb besagt, dass sich die zuständige Stelle der Sache angenommen hat. Wechselt die Farbe auf Grün, ist das Problem aus der Welt. Wer kein Smartphone besitzt, kann den Mängelmelder auch direkt übers Internet nutzen: www.mängelmelder.de.

Beim Blick auf den Bremer Stadtplan fällt auf, dass die Markierungen insbesondere in der Stadtmitte und im Nordwesten dicht an dicht gesetzt sind. In Gröpelingen lässt sich dieses hohe Aufkommen damit erklären, dass das Gröpelingen-Marketing bewusst auf die App setzt, um das Müllproblem im Stadtteil in den Griff zu bekommen. Im gesamten Nordosten hingegen liegt die Zahl der gemeldeten Mängel aktuell bei gerade einmal einem halben Dutzend. Hinter den Markierungen verbergen sich Reifen in einem Graben am Büropark und Müll auf einem Parkplatz an der Franz-Schütte-Allee in Oberneuland, außerdem einige beschädigte Verkehrsschilder in Schwachhausen.

Noch kein reibungsloser Ablauf

Eine Erklärung für die Zurückhaltung in Stadtteilen wie Horn-Lehe oder Schwachhausen mag sein, dass die App schlichtweg noch nicht überall bekannt ist. „Wir machen bewusst keine Werbung für den Mängelmelder“, lautet dazu die Stellungnahme aus der Behörde von Senator Lohse. Dessen Sprecher Jens Tittmann benennt auch den Grund dafür: „Man kann als Kommune beim Mängelmelder nur eine einzige E-Mail-Adresse hinterlegen, bei der dann sämtliche Meldungen eingehen“, sagt er. Die Leitstelle Saubere Stadt sei aber lediglich für illegal entsorgten Müll zuständig, nicht für beschmierte Verkehrsschilder oder zugewucherte Wege.

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„Da wir aber keine Kontaktdaten vom Amt für Straßen und Verkehr oder dem Umweltbetrieb hinterlegen können, landet eben alles bei der Leitstelle Saubere Stadt.“ Dort werde man der E-Mail-Flut mitunter kaum Herr, und die Mitarbeiter hätten ihre liebe Mühe, alle Mängelmeldungen an die zuständigen Adressaten weiterzuleiten. „Das System an sich ist eine gute Idee", sagt Tittmann. In der jetzigen Version funktioniere es jedoch nicht reibungslos. „Und deshalb bewerben wir es nicht.“

In der jetzigen Version – das bedeutet: in der kostenlosen. Beim Hersteller „Wer denkt was GmbH“ in Darmstadt nachgefragt, heißt es, dass es sich nicht um ein technisches, sondern um ein monetäres Problem handelt. Eine Kommune könne durchaus mehrere E-Mail-Adressen mit dem Mängelmelder verknüpfen, aber nicht in der kostenlosen Version, sagt die zuständige Projektmanagerin Jennifer Larem.

Kostenpflichtige Variante könnte Mängel beheben

„Erwerben Kommunen unser System, können dort natürlich so viele E-Mail-Adressen und Mitarbeiter wie nötig hinterlegt werden." Des Weiteren stünden den Kommunen in der Bezahlvariante umfangreiche Funktionen zur Verfügung. Zum Beispiel können sie Meldungen delegieren, öffentlich oder intern kommentieren, Erinnerungsfunktionen einrichten oder Textvorlagen nutzen, führt sie aus. Außerdem lasse sich der Mängelmelder individuell an die Computersysteme der einzelnen Behörden anpassen. Laut Firmenangaben bestehen bereits mit zahlreichen Kommunen individuelle Verträge, darunter auch niedersächsische wie Neustadt am Rübenberge oder die Samtgemeinden Bothel und Geestequelle im Landkreis Rotenburg. Aber auch Großstädte zahlen demnach für die App, darunter Mannheim und Gelsenkirchen.

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Was Bremen für die Kaufversion investieren müsste, lasse sich nicht pauschal sagen, teilt Larem mit. „Bisher hat die Stadt Bremen noch nicht um die Erstellung eines Angebots gebeten. Daher haben wir bisher keins erstellt.“

Das Umwelt- und Verkehrsressort habe aber durchaus Interesse an einer Bezahlvariante, betont Sprecher Jens Tittmann. „Wir würden das gerne in unser System integrieren.“ Doch dafür müssten erst einmal die technischen Möglichkeiten geprüft werden. Außerdem müsse abgewogen werden, ob es sich lohne, jetzt eine solche Investition zu tätigen, da schon bald neue Strukturen eingeführt würden. Tittmann erinnert an die Rekommunalisierung der Abfallentsorgung, die für das kommende Jahr geplant ist, und an das Vorhaben von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), in Kürze anstelle des Stadtamts ein Ordnungsamt und ein sogenanntes Bürgeramt zu gründen. Trotzdem gibt sich Tittmann optimistisch, den Mängelmelder als Bezahlvariante in Bremen einzuführen. In den nächsten Wochen, sagt er, werde es wohl mal zu einem Treffen mit der Firma kommen.

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